Jubiläumsreden, eine Podiumsdiskussion und dann ein geselliges Beisammensein - so feierte Aktion Sühnezeichen Friedensdienste die 60-jährige Präsenz in Belgien. Gekommen waren viele junge Leute, meist ehemalige ASF-ler, aber auch die zurzeit 14 überall im Land verstreuten Freiwilligen, zwei Holocaust-Überlebende, und Vertreter von Einrichtungen, in denen die Freiwilligen in Belgien arbeiten.
Für den deutschen Botschafter in Belgien, Martin Kotthaus, war es eine Ehre, diese Veranstaltung in seinem Haus als Gastgeber ausrichten zu können. "Ich bewundere die jungen Leute, die das machen. Ich habe an vielen Stellen erlebt, wie sie aktiv sind. Sie arbeiten in der Kaserne in Dossin, sie arbeiten mit Jugendlichen in Dinant und an anderen Stellen. Sie sind engagiert, Behinderten zu helfen. Und das ist ein Zeichen von Menschenliebe, von Nächstenliebe, von Nachbarschaft. Viel besser geht es gar nicht: Zwischen Nachbarn sich gegenseitig zu helfen, in direktem Dienst am Menschen. Was kann es Schöneres geben? Ich bin da ganz stolz drauf, dass die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste seit 60 Jahren in Belgien wirkt."
Und auch, dass ASF - anders als andere Freiwilligen- und Friedensdienste - immer noch Wert darauf legt, die eigene Arbeit in Verbindung mit den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zu sehen, findet Kotthaus gut. "Ich finde gerade wir als Deutsche haben eine besondere Verantwortung sicherzustellen, dass sich die Geschichte, die Shoa nicht wiederholt."
Genauso sieht das Sara Mieth, die ASF-Landesbeauftragte für Belgien. Gefragt danach, was für sie 60 Jahre ASF in Belgien bedeuten, antwortete Mieth: "Für mich bedeutet das, dass ich toll finde, welche Begeisterung es für unsere Arbeit gibt. Dass ich auch sehe, wie wichtig unsere Arbeit heute noch ist. Also auch mit allen Herausforderungen, die wir in der Gesellschaft haben. Und dass ich glaube, dass wir auch in nächster Zeit noch lange, lange notwendig sein werden, was sicher gut ist für Friedensdienste insgesamt, aber für das Thema, nämlich gegen Antisemitismus und Ausgrenzung zu arbeiten, auch schade ist, weil es heißt, dass diese Phänomene noch sehr, sehr, sehr verbreitet sind."
Kira Boyke ist eine der zurzeit in Belgien aktiven Freiwilligen von ASF. Die 19-Jährige aus Bochum arbeitet seit mittlerweile zehn Monaten in der Behinderteneinrichtung De Ark in Antwerpen. Über ihre Motivation, sich gerade bei ASF in einem Freiwilligendienst engagiert zu haben, und damit eben auch eine Art Wiedergutmachung für zugefügtes Leid im Zweiten Weltkrieg leisten zu wollen, sagt sie: "Ich finde, in Zeiten wie diesen ist es eigentlich noch wichtiger, sich weiter mit Geschichte auseinanderzusetzen. Im Erinnern zu bleiben, aber auch zu merken, okay, wir müssen aktiv bleiben, um zu verhindern, dass so etwas nochmal passiert".
"In der Ukraine herrscht zurzeit ein Krieg mit Russland. Ich finde es wichtig, da weiter aktiv zu bleiben, sozial aktiv zu werden. Und ich finde, ich als Deutsche habe auch schon immer mit der Geschichte gelebt, was in Deutschland passiert ist und was wir im Zweiten Weltkrieg angerichtet haben. In meiner Familiengeschichte findet man super viel dazu. Und ich finde es richtig schön, dass ich aktiv werden kann und mich damit auseinandersetzen kann. Das fühlt sich gut an."
Seit mehreren Jahren bietet auch das Staatsarchiv Eupen einem ASF-Freiwilligen die Möglichkeit, seinen Friedensdienst im Staatsarchiv zu leisten. "Weil wir im Staatsarchiv in Eupen, bedingt durch die besondere Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft, insbesondere was den Zweiten Weltkrieg betrifft, eigentlich sehr gut platziert sind und sehr viele Archive haben, womit die jungen Leute arbeiten können", so Els Herrebout, Leiterin des Staatsarchivs in Eupen. "Und das Thema - es geht ja um Aussöhnung, um Wiedergutmachung - das lässt sich anhand von unseren Archivalien sehr gut machen."
Zurzeit arbeitet dort die 20-jährige Olivia Langdon aus Dresden als Freiwillige. Zu ihrem Engagement gerade bei ASF mit dem Bezug zur deutschen Vergangenheit sagt sie "Erstmal für mich persönlich ist es sehr wichtig, weil auch meine Familie Teil davon war, mein Urgroßvater. Aber auch, weil es jetzt noch sehr wichtig ist. Rechtsextremismus steigt wieder in Deutschland, aber auch überall in Europa. Und deswegen ist es, finde ich, wichtig, immer noch dagegen zu wirken."
Immer im September und für ein Jahr beginnen die ASF-Freiwilligen ihren Dienst in Belgien. Zwei Monate bleiben Olivia also noch in Eupen. Über ihre bisherige Zeit dort mit ASF sagt sie "Das hat mich verändert, weil ich einfach viel, viel Neues dazugelernt habe. Ich bin sehr froh, dass ich das auch in Eupen gemacht habe. Weil ich davor die Deutschsprachige Gemeinschaft noch nicht kannte. Und ich bin sehr froh, dass ich das kennengelernt habe, weil ich finde, dass das eine besondere Erfahrung ist, die vielleicht auch andere Freiwillige hier in Belgien nicht so gemacht haben, dass hier überall Deutsch gesprochen wird."
Kay Wagner
Vorbildliches Verhalten Couragierter Menschen aus Deutschland gegen Nationalismus. Nachahmenswert für alle EU-Voelker die unter dem Stichwort "Spanische Kolonien", "Ardennen-SS", "Empire", "Kolaboration mit dem NS-Regime" und "Kongogreul" ihre Bringschuld ggü. den Hinterblieben der Opfer von Verbrecherischer Gewalt und Faschismus endlich loswerden wollen.