"Die Handwerkerbörse richtet sich vorrangig an ein deutschsprachiges Publikum. Daher arbeiten wir auch sehr eng mit der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft zusammen, die uns auch hier unterstützt hat und auch die Kontakte gelegt hat, um ein breites Publikum nach hier zu bringen", erklärt Nathalie Klinkenberg, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostbelgiens (WFG) den Sinn der mittlerweile siebten Handwerkerbörse der DG in Brüssel. "Das Publikum hier in Brüssel schätzt natürlich das ostbelgische Handwerk, weil es zuverlässig ist und sich auch durch eine hohe Qualität auszeichnet."
Genau zwölf Betriebe sind dieses Jahr auf der Börse vertreten. Alle, die wollten, durften auch mit, erzählt Klinkenberg. Und es sind vor allem holzverarbeitende Betriebe - aber nicht nur - die sich seit 12 Uhr mittags in den Räumen der Brüsseler EU-Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz den Besuchern präsentieren.
Erstmals dabei ist Cédric Peters, Geschäftsführer des Electro-Betriebs ETP aus Recht. "Aus dem einfachen Grund: Man ist ja von der Qualität seiner Arbeit überzeugt. Warum soll man sein Handwerk nur vor der Haustür präsentieren? Warum nicht mal einen Schritt weiter gehen, auch den Weg nach Brüssel suchen, oder selbst noch weiter. Wenn man stolz auf sein Handwerk ist, möchte man das ja auch den meisten Kunden präsentieren können."
"Um unsere Arbeit aus der DG hier in Brüssel präsentieren zu können und eventuell hier schöne Baustellen zu finden, wo man nachher auch sagen kann: Wow, hier waren wir in Gebäuden, wo wir sonst nicht hinkommen. Die wir schön von innen ausbauen können. Malereiarbeiten und so weiter. Das ist der Grund", begründet seinerseits Sven Carnol, Geschäftsführer der Schreinerei und Malerei Didier Dumont aus Lontzen, seine Präsenz auf der Börse.
Gut eine Stunde nach der Eröffnung ist es dort ziemlich leer. Enttäuschung will sich an den Ständen aus Lontzen und Recht jedoch nicht breit machen. "Es wird ein Erfolg sein. Allein hier zu sein ist schon ein Erfolg. Und wenn man zwei, drei Kontakte noch zusätzlich knüpfen kann, ist es sehr schön", findet Sven Carnol.
"Der Tag ist von der ersten Minute an ein Erfolg. Man betreibt Netzwerk. Man lernt tolle Leute kennen. Alle Unternehmen, die hier sind, sind sehr kommunikativ. Jeder teilt gerne seine Erfahrungen mit. Und dann ist schon die erste Minute ein glatter Erfolg. Beim ersten Gespräch hat man schon gemerkt, dass das heute ein erfolgreicher Tag ist", findet auch Cédric Peters.
Ein alter Hase ist Philippe Gonay. Seit der allerersten Handwerkerbörse hat er dort seine Schreinerei in Dürler in Burg-Reuland immer vertreten. Dieses Jahr macht keine Ausnahme. "Ich finde das eine gute Initiative. Es ist eine sehr lobenswerte Sache der WFG. Es ist mit geringen Kosten verbunden. Für einen kleinen Betrieb ist das natürlich auch relevant. Wir können uns als kleiner Betrieb nicht so ohne weiteres auf der Batibouw oder so präsentieren, weil wir auch keinen direkten Verkauf haben. Sich als kleiner Handwerksbetrieb auf der Batibouw zu präsentieren, das ergibt wenig Sinn."
Und Gonay nennt noch einen anderen Aspekt, den die Brüsseler Börse den Betrieben aus der DG zu bieten hat: "Was ich auch sehr gut finde, ist eben diese Netzwerkbildung, die anderen Handwerker kennenzulernen. Auch wenn keine interessierten potentiellen Kunden kämen, ist es schon immer eine fruchtbare Sache, weil man die Handwerkskollegen kennenlernt aus anderen Gewerken. Wenn man dann mal ein Projekt hat, weiß man: Ach, der war damals ja da, den kennt man, man hatte Kontakt, und den kann man dann mit ins Boot nehmen, um ein Projekt gemeinsam zu stemmen."
Das geringe Publikumsinteresse in den ersten Stunden der Börse beunruhigt Organisatorin Nathalie Klinkenberg genauso wenig, wie die meisten Betriebe. "Es regnet relativ stark, aber ich denke: Wenn Personen Interesse haben, ein konkretes Projekt vor Augen haben, dann werden sie auch nach hier kommen. Zusätzlich wird heute Abend ja auch noch das Sommerfest der Deutschsprachigen Gemeinschaft hier organisiert, so dass auch heute Abend noch einmal ein großes Publikum hier sein wird." Es ist übrigens das erste Mal, dass Handwerkerbörse und DG-Sommerfest in Brüssel am gleichen Tag und am gleichen Ort stattfinden.
Kay Wagner