Wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung als umweltfreundlicher, also "grüner", dargestellt wird, als es tatsächlich ist, dann nennen Kritiker das "Greenwashing" oder übersetzt "Grünwaschen". "Greenwashing" betrifft mittlerweile viele Sektoren, denn Umwelt- und Klimaschutz spielen für immer mehr Menschen eine Rolle – mal ganz davon zu schweigen, dass sich solche "grünen" Versprechen auch anderweitig bezahlt machen können.
Es sei auffällig, wie weit verbreitet "Greenwashing" gerade im Luftfahrtsektor sei, so die Sprecherin von Test Achats, Julie Frère, gegenüber der RTBF. Und gerade weil es ein systemisches Phänomen sei, müsse man hier mittlerweile von einem echten Problem sprechen.
Drei nicht haltbare Versprechen der Airlines
Dabei machen die Fluglinien laut den Verbraucherschutzorganisationen vor allem drei falsche oder zumindest stark übertriebene Versprechen. So werben die Fluglinien auf ihren Internetseiten etwa mit "nachhaltigerem Fliegen", zählt Laura Claeys von Test Achats gegenüber der VRT auf. Oder sie versprechen, in nachhaltigere Treibstoffe zu investieren. Oder den Kunden wird angeboten, freiwillig mehr zu bezahlen, um ihren CO2-Ausstoß zu "kompensieren". Das Problem: All das sei nach dem aktuellen Stand der Forschung und Technik noch gar nicht möglich.
Es gebe keinerlei wissenschaftliche Beweise dafür, dass der beworbene CO2-Ausgleich für klimaneutrales Fliegen in der Praxis auch tatsächlich den angerichteten Schaden kompensiere, betont auch Julie Frère.
Und was die angeblich grüneren Treibstoffe angeht: Die sind noch meilenweit weg von einer kommerziellen, also breiten Nutzung für die Luftfahrt. Bis 2025 rechne man hier mit einem Anteil von gerade einmal zwei Prozent. Den Leuten weiszumachen, dass sie durch die Zahlung von Zuschlägen zur Verwendung von grüneren Treibstoffen beitrügen, sei also schlicht falsch.
"Grüne" Treibstoffe ebenfalls problematisch für die Umwelt
Wobei "grünere" Flugzeugtreibstoffe ohnehin ein relativer Begriff sei: Es stimme zwar, dass die neuen Alternativen besser seien als die klassischen fossilen Brennstoffe. Aber das bedeute nicht, dass sie nicht auch zum Ausstoß von Treibhausgasen und Schadstoffen führten. Anders gesagt: Fliegen sei einfach nicht nachhaltig, Punkt, so Claeys. Weil die Airlines das aber trotzdem hartnäckig so darstellen, werde nun eben Klage dagegen eingereicht.
Die Hoffnung sei eine unmissverständliche Ansage der Europäischen Kommission in Richtung der Fluglinien: Sprich ein Verbot irreführender Werbung in puncto Fliegen. Und damit dann eben korrekte Informationen für die Kunden über die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und ihres Verhaltens.
Und noch etwas wollen die Verbraucherschutzorganisationen: Nämlich, dass Kunden, die extra für ein angeblich grüneres Flugerlebnis gezahlt haben, dieses Geld von den Airlines zurückerstattet bekommen.
Boris Schmidt