Die Familie wohnt nur rund einen Kilometer von der Niederlassung des amerikanischen Technologiekonzerns 3M entfernt, die für die Umweltverschmutzung verantwortlich gemacht wird. Im Blut der Familienmitglieder waren zum Teil enorme PFAS-Konzentrationen festgestellt worden.
Aufgefallen war die PFAS-Verseuchung, als mit Grabungsarbeiten für den Ausbau des Antwerpener Autobahnrings begonnen wurde, der sogenannten Oosterweel-Verbindung. Dabei stellte sich heraus, dass die Böden rund um die 3M-Fabrik in Zwijndrecht großflächig kontaminiert sind. PFAS-Chemikalien bauen sich nur sehr langsam ab. Auch im menschlichen Körper bleiben sie sehr lange nachweisbar. Einige PFAS stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Die betreffende Familie hatte ihr Blut analysieren lassen. Resultat: Es wurden PFAS-Konzentrationen nachgewiesen, die die zugelassenen Höchstwerte mitunter um das Hundertfache überschritten. Sie zog also vor das Friedensgericht, um Schadensersatz zu fordern. 3M hatte mit allen Mitteln versucht, die Einstellung des Verfahrens zu erwirken. Ohne Erfolg: Der Konzern wurde zur Zahlung einer vorläufigen Entschädigung in Höhe von 2.000 Euro verurteilt, 500 Euro pro Familienmitglied. Diese Entscheidung könnte zum Präzedenzfall werden mit Blick auf vergleichbare Klagen anderer Anwohner.
Roger Pint
Das Urteil ist ein erster Schritt. Aber die Summe ist eine Beleidigung der Betroffenen. Der Konzern „erwirtschaftet“ riesige Summen und fertigt Geschädigte (100 fache Werte) mit Kirmesgeld ( zum Taschengeld zusätzlich bei Kirmes) ab. Die langfristigen Folgen für diese Menschen sind nicht abzusehen, wenn in einigen Jahren Probleme auftauchen heißt es: ist nicht erwiesen das durch diese Chemikalien oder durch Summe abgegolten. Die Menschen haben die Probleme und die Allgemeinheit muss helfen. (Solidarität ist wichtig und richtig) Nur müsste nach dem Verursacherprinzip der Konzern hier auch beteiligt werden.
Mir ist es tatsächlich einen Kommentar wert, dass einer europäischen (belgischen) Familie Schadenersatz wg. PFAS-Verschmutzung zugesprochen wurde. Die geringe Summe ist zwar lächerlich, doch wird hier hoffentlich eine Tür geöffnet, die 3M und weitere PFAS-Chemikalien produzierende Unternehmen zum Umdenken bewegen könnte. Die Minimalforderung lautet: Passt bei der Produktion auf, dass PFAS nicht das Werk verlässt, nicht das Wasser, den Boden, die Luft, den Menschen und die Tiere kontaminiert. Die Schadenersatzforderungen könnten in Zukunft nicht mehr aus der Portokasse gezahlt werden!!!