Die Bilder aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet lassen niemanden unberührt. Entsprechend hoch ist die Spendenbereitschaft. Bislang konnte man natürlich schon die verschiedenen, bekannten Hilfsorganisationen unterstützen. Jetzt hat das Konsortium 12-12 aber auch wieder seine gemeinsame Spendenaktion lanciert.
12-12, das sind die Hilfsorganisationen Caritas International, Ärzte der Welt, Handicap International, Oxfam, Plan International, Unicef Belgien und das Rote Kreuz. "Jede Organisation für sich hat zwar schon am vergangenen Montag gleich nach Bekanntwerden der Katastrophe mit dem Einsammeln von Spenden begonnen", sagte in der VRT Philippe Henon, Sprecher des Konsortiums. Jetzt mit dem gemeinsamen Spendenkonto hoffe man aber, noch einen Gang höherschalten zu können.
Das Konsortium 12-12 tritt nur bei größeren Katastrophen in Aktion. Im Grunde handelt es sich erstmal um ein gemeinsames Spendenkonto: BE19000000001212. Das ist seit Sonntag freigeschaltet.
"Wir hoffen jetzt auf einen Hebel-Effekt", sagte in der RTBF Gilles Van Moortel, der Koordinator des Konsortiums. "Hebel" in dem Sinne, dass man mit einer solchen gemeinsamen Spendenaktion natürlich viel eher das breite Publikum anspricht. Wer bislang nicht wusste, wie man den Betroffenen helfen kann, dem wird es jetzt viel einfacher gemacht. Der Erlös werde dann natürlich unter den sieben Partnern aufgeteilt.
Zwei Prioritäten
Die Organisationen sehen im Moment zwei große Prioritäten. Erstmal die reine Nothilfe. Kurzfristig gehe es erstmal darum, Leben zu retten, sagt Sprecher Philippe Henon. Man muss also Hilfsgüter und sauberes Trinkwasser verteilen, aber auch zum Beispiel für Impfungen sorgen, um Infektionskrankheiten zu verhindern.
Parallel dazu muss man auch schon die langfristige Hilfe auf dem Schirm haben. Hier geht es also in erster Linie um den Wiederaufbau und den Neustart des Unterrichtswesens, aber auch um psychosoziale Hilfe.
Die Organisationen arbeiten im Übrigen zusammen mit lokalen Partnern auf dem Terrain; das gilt bis zu einem gewissen Maß auch für Syrien, das ja für westliche Hilfsorganisationen schwer zugänglich ist.
Asylsystem am Limit
Die Katastrophe hat im Grunde auch nochmal gezeigt, wie tief die Verbundenheit zwischen Belgien und dem Krisengebiet ist. Für viele Menschen mit türkischen Wurzeln hat die Tragödie nämlich durchaus auch eine persönliche Dimension. Das gilt zum Beispiel für die flämische Ministerin Zuhal Demir. Ihre Tante, also die Schwester ihres Vaters, wohne in dem Gebiet, das von der Katastrophe heimgesucht wurde. Zwei Kleinkinder habe die Familie verloren. Seinen Vater weinen zu sehen, das relativiere dann doch Einiges, sagte Demir in der VRT.
Zuhal Demir steht da freilich nur stellvertretend für sehr viele Menschen mit vor allem türkisch-kurdischen Wurzeln. Viele von ihnen wollen denn auch mitunter Familienmitglieder zu sich nachhause holen, damit sie sich hier erholen können. "Das ist möglich", sagte Premierminister Alexander De Croo in der VRT. Ebenso gilt, dass Menschen aus dem Krisengebiet, die zufälligerweise gerade zu Besuch in Belgien waren, ihren Aufenthalt erstmal verlängern können.
"Aber mehr ist nicht drin!", warnt der Premier. Das belgische Asylsystem kracht jetzt schon aus allen Nähten. Die Dienste sind am Limit, wegen der Kombination aus Flüchtlingen aus der Ukraine und den "gewöhnlichen" Asylbewerber. Das gilt im Grunde für die gesamte EU. Europa müsse also unbedingt dafür sorgen, dass die Menschen vor Ort untergebracht werden können.
B-Fast-Team hat Arbeit aufgenommen
Unterdessen hat das belgische B-Fast-Team in der türkischen Erdbebenregion mit dem Aufbau eines Feldkrankenhauses begonnen. Die Arbeiten schreiten gut voran. Das Team rechnet damit, dass Mittwoch oder spätestens Donnerstag die ersten Patienten aufgenommen werden können.
Roger Pint