Endlich - werden Autoliebhaber sagen - ist sie wieder da, die Automesse auf dem Heysel-Gelände. Und beim Betreten der Messehallen entsteht ein bisschen das Gefühl, als ob man nach Hause kommt.
Denn auf den ersten Blick hat sich wenig verändert. Stunden vor der offiziellen Eröffnung durch den König sieht es aus wie immer. Schnell ist man mittendrin in der Welt der neuen Autos. Alle auf Hochglanz poliert. Links und rechts und vorne und hinten - überall Autos. Hier und da wird noch ein letzter Handgriff zur perfekten Darstellung ausgeführt.
Doch was auf den ersten Blick so aussieht wie immer, ist dieses Jahr doch etwas Besonderes. "Wir sind zum 100. Mal am Start", erklärt der Ostbelgier Andreas Cremer, Geschäftsführer des belgischen Automobilverbands und Messe-Veranstalters Febiac. "Das heißt nicht, dass wir vor 100 Jahren mit der Automesse begonnen haben. Die allererste Automesse hat 1902 stattgefunden hier in Brüssel. Übrigens nicht hier auf dem Heysel-Gelände. Sondern hinten im Jubelpark, dem Cinquantenaire. Das werden wir natürlich entsprechend würdigen."
Allerdings nicht mit großem Pomp wie zum Beispiel einer Festgala, erklärt Cremer. Darauf habe man aufgrund der aktuell nicht gerade einfachen Zeiten für viele verzichtet. Stichworte: Ukrainekrieg, Inflation und Energiekrise. Übergangen wird das Jubiläum aber nicht. "Wir haben einen schönen Film zum 100. Geburtstag der Automesse zusammengestellt, der dokumentiert, was hier so in den letzten 100 Ausgaben passiert ist. Wie die Entwicklung war."
"Und wir haben eine Ausstellung, wo Sie die 15 ikonischsten Fahrzeuge der letzten 100 Jahre bestaunen können. Angefangen vom ersten Auto von Carl Benz bis hin zu einem voll-elektrischen Auto, das seit einigen Jahren erst auf dem Markt ist." Womit das Stichwort gefallen ist, was die diesjährige Automesse auch noch anders macht als alle bisherigen: So viele Elektroautos hat es wohl noch nie gegeben. Die Aussteller heben das besonders hervor.
Gefragt nach dem, was den Messebesucher erwartet, werden zunächst meist die neuen E-Autos betont. "Wir haben natürlich sehr viele elektrische Autos und Premieren", sagt Jean-Marc Ponteville für die Volkswagen-Gruppe. "Zum Beispiel den ikonischen VW-Bus zeigen wir hier in seiner ersten elektrischen Version. Aber auch der Audi E-Tron ist in einer neuen Version da. Der Cupra Urban Rebel und bei Skoda der Enyaq Coupé."
Gleicher Ton bei BMW- Pressesprecher Jeroen Lissens: "Wir haben ganz viele Neuigkeiten hier auf dem Stand von BMW. Vor allem elektrische Neuigkeiten. Im Sinne, dass wir hier den neuen IX 1 vorstellen. Wir haben auch den neuen elektrischen Siebener auf dem Stand. Also ganz viele elektrische Neuigkeiten." Und auch bei Kia zählt Olivier Gelas, Chef von Kia Belgien, als erstes die neuen elektrischen Fahrzeuge der Südkoreaner auf.
Neu ist dieses Jahr auch die wachsende Präsenz von chinesischen Autoherstellern. Die Marke BYD hat einen eigenen Stand. Eine Handvoll anderer Marken, wie zum Beispiel Seres, Baic und DFSK werden von dem belgischen Unternehmen One Automotive auf zwei Ständen vertreten. Inhaber Ingace Laenen bestätigt: "Wir sind zum ersten Mal hier. Wir wären gerne schon in den vergangenen Jahren hier gewesen. Aber wegen Covid war das nicht möglich. Für uns ist es dieses Jahr also das erste Mal, dass wir unsere Autos dem belgischen Publikum präsentieren." Zu sehen sind chinesische E-Autos der gehobenen Klasse und SUV Made in China.
Größtes Autohaus Belgiens
Ein paar Schritte weiter laden zahlreiche Spielkonsolen zum Selbstfahren ein - im simulierten Computerspiel. Ein weiterer Schwerpunkt der Messe liegt diesmal auf der Formel 1. Erstmals werden auch täglich Vorträge für jedermann angeboten über alle möglichen Themen rund um das Auto. Für einen Blick auf die Luxusautos muss man diesmal nicht extra bezahlen - sie sind im Abschnitt "The Avenue" zu sehen oder einfach auch bei den Herstellern selbst.
300.000 Besucher erwartet Organisator Andreas Cremer in den neun kommenden Tagen, der die Messe im BRF-Gespräch auch "Volksfest" nennt oder "größtes Autohaus Belgiens". "Vom Kleinwagen über den Mittelklassewagen bis hin zum Supersportwagen kann man hier alles sehen, sich über alles informieren. Und man darf auch gerne mal ein bisschen träumen von Autos." Am Samstag öffnet der Brüsseler Autosalon seine Tore für das breite Publikum.
Kay Wagner