Brüssel, Gent, Lüttich, Löwen, Ostende und Kortrijk möchten europäische Kulturhauptstadt 2030 werden. Und jetzt ist auch Brügge Kandidat. Darüber ist man besonders in Kortrijk verärgert - denn Kortrijk, Ostende und Brügge haben jetzt gleich drei Städte aus der Provinz Westflandern die Ambition, Kulturhauptstadt zu werden.
In Kortrijk arbeitet man aber schon seit vier Jahren an diesem Ziel. Dass die Provinzhauptstadt Brügge jetzt auch noch mitmischen möchte, ist Kortrijk auch deshalb ein Dorn im Auge, weil Brügge schon im Jahr 2002 Kulturhauptstadt war.
In Kortrijk befürchtet man jetzt die Zersplitterung der westflämischen Kräfte. Er finde es lächerlich, dass Brügge sich auch bewerbe, sagte Axel Ronse (N-VA), Schöffe für Kultur in Kortrijk. Das sei weggeworfenes Geld. Er hatte gehofft, dass Brügge auch Kortrijk unterstützen würde.
Der Titel ist so begehrt, weil die Kulturhauptstädte Zuschüsse erhalten für die Organisation von Ausstellungen, Konzerten und Aufführungen. Jede Stadt, die sich bewirbt, ist auch von den langfristigen Vorteilen überzeugt.
Mons war 2015 Kulturhauptstadt und eine Studie hat ergeben, dass jeder von den regionalen Behörden investierte Euro wieder 5,50 Euro einbrachte. Auch Brügge kam 2002 zu der Feststellung, dass ein "erheblicher Subventionsfluss in Gang gesetzt wurde". Die Rede war von 50 Millionen Euro aus Subventionen und weiteren Einnahmen von Großsponsoren.
Bewerbungsverfahren
Belgien und Zypern sind 2030 an der Reihe, eine Kulturhauptstadt zu stellen. Es gibt erst ein nationales Auswahlverfahren. Eine unabhängige europäische Expertenjury begutachtet die Bewerbungen anschließend in zwei Runden. Die Kandidatenstädte haben dabei die Möglichkeit, nach Runde eins ihr Konzept zu verbessern.
Wenn die Jury dann die Empfehlung zur Ernennung einer Stadt als Kulturhauptstadt ausgesprochen hat, entscheidet Belgien im Anschluss selbst, wer Kandidat wird. Die Empfehlungen der europäischen Jury sind dabei nicht formal bindend, ihnen wird in der Praxis allerdings bisher ausnahmslos gefolgt.
Wichtig ist aber: Die Förderung des Tourismus ist kein ausdrückliches Ziel mehr. Die Jury prüft, welche Antworten die Bewerberstädte auf die großen Fragen und Herausforderungen unserer Zeit geben. Da geht es um Vielfalt, Integration, Umweltschutz und Perspektiven für junge Menschen. Die Städte brauchen also eine handfeste und langfristige Strategie.
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