Der Prozess ist sehr holprig gestartet. Eigentlich hat es jeden Tag kleine Störungen gegeben. Dafür verantwortlich sind vor allem die Angeklagten. Sie beschweren sich über die Bedingungen, unter denen sie von ihrem Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht werden. Diese Beschwerde hatte es schon am ersten Tag gegeben und ist bis Donnerstag immer wieder vorgetragen worden.
Darüber hinaus gibt es schon erste Bedenken bezüglich der Geschworenen. Eigentlich gibt es zwölf und 24 Stellvertreter. Ein Geschworener und drei Stellvertreter haben sich aber bereits krankmelden müssen. Wenn das so weitergehen sollte, dann könnte der Prozess tatsächlich daran scheitern, dass es eines Tages nicht mehr genug Geschworene gibt, um am Ende ein Urteil fällen zu können.
Am Donnerstag hatte sich der Angeklagte Ali El Haddad Asufi über Gewaltanwendung gegen ihn beschwert. Zu Beginn der Prozesssitzung am Donnerstag hatte er gesagt, dass er von einem Polizisten gewürgt worden sei, als er aus seiner Zelle in das Fahrzeug gebracht wurde, mit dem er zum Prozessgebäude gefahren wurde. Er habe sogar kurz das Bewusstsein verloren und soll sich danach auch übergeben haben, wie ein anderer Angeklagter später ausgesagt hatte. Als Beweis für das Ganze sollten Spuren der Misshandlung am Hals dienen. Das ist auch von einer Gerichtsmedizinerin untersucht und tatsächlich bestätigt worden. Sie hat Verletzungen am Hals gefunden, die dem entsprechen, was Ali El Haddad Asufi gesagt hatte.
Die Gerichtsmedizinerin entschied aber, dass Ali El Haddad Asufi trotz der Gewaltspuren am Hals durchaus gut in der Lage sei, dem Prozess zu folgen und im Gerichtsgebäude zu bleiben. Das hat der Angeklagte aber verweigert. Er hat die Anklagebox verlassen. Und mit ihm haben auch alle anderen Angeklagten die Box wieder verlassen und sich ins Gefängnis zurückfahren lassen. Der Prozess ist dann ohne sie weitergelaufen.
Eine offizielle Stellungnahme der Polizei zu den Vorwürfen gab es zunächst nicht. Allerdings sollen nicht näher genannte Quellen aus Reihen der Polizei ausgesagt haben, dass die Angeklagten alles andere als kooperativ seien, wenn sie aus ihren Zellen zum Gericht gebracht werden. Sie sollen die Polizisten dabei provozieren. Aber auch das würde die Gewaltanwendung gegen die Angeklagten nicht rechtfertigen. Das klagen die Anwälte der Angeklagten auch mit Nachdruck an und auch der Zentralrat für Gefangenenaufsicht, eine unabhängige Vereinigung, die sich um die Einhaltung der Rechte der Gefangenen kümmert.
Die vorsitzende Richterin hat nach den Vorfällen am Donnerstag einen Brief an Justizminister Vincent Van Quickenborne geschrieben, in dem sie die Beschwerden der Angeklagten über ihre Behandlung darstellt und anfragt, ob sich daran etwas ändern ließe. Was das Justizministerium antwortet, bleibt abzuwarten, und auch was der Anti-Terrorstab Ocam dazu sagt. Der hatte nämlich eine strenge Aufsicht und Behandlung der Angeklagten gefordert.
Am Donnerstagnachmittag ist der Prozess weitergelaufen und es wurde weiter die 500-seitige Anklageschrift verlesen. Das hatte man eigentlich am Donnerstag abschließen wollen. Aber aufgrund der ganzen Verzögerungen der vergangenen Tage wird man wohl erst am Montag oder gar erst am Dienstag damit fertig sein. Und so geht die erste Prozesswoche schon mit der ersten größeren Verzögerung zu Ende.
Kay Wagner