Bei Vaccinopolis handelt es sich um eine hochmoderne Forschungseinrichtung der Universität Antwerpen. 30 Millionen Euro sind in einen Hightech-Bau geflossen, der im Grunde ein riesiges Versuchslabor mit Schlaf- und Aufenthaltsräumen für die Probanden ist. Dort sollen vom kommenden Jahr an Impfstoffe an Freiwilligen getestet werden, mit dem Ziel, Impfstoffe - seien es neue oder verbesserte - schneller zur Zulassung zu bringen.
Normalerweise dauert die Testphase etwa ein Jahr, weil Zehntausende Menschen geimpft werden müssen, um Sicherheit und Wirksamkeit eines Impfstoffes zu untersuchen. So viel Zeit hat man aber nicht immer. Das hat die Corona-Pandemie gezeigt. Außerdem ist das nicht immer nötig, zum Beispiel bei einer verbesserten Version eines altbekannten Wirkstoffes.
Vaccinopolis arbeitet auf der Basis einer Gruppe von Probanden, in der Regel sind das 30 Personen. Ein Teil von ihnen erhält den neuen Impfstoff, ein Teil lediglich ein Placebo. Alle Probanden bleiben vor Ort. Bis zu 28 Tage kann die Quarantäne dauern, so kann man die Teilnehmer engmaschig medizinisch überwachen und erhält valide Daten darüber, wie sicher und effektiv ein neuer oder verbesserter Wirkstoff ist.
Für die Probanden ist das nicht ohne Risiko. Aber grünes Licht für den Test am Menschen gibt es erst, wenn das Risiko überschaubar ist. Konkret bedeutet das, dass nur Wirkstoffe ausprobiert werden dürfen, die bereits ein positives Gutachten der föderalen Zulassungsstelle für Medikamente bekommen haben.
Abgesehen davon gibt es auch bestimmte Voraussetzungen, die die Freiwilligen erfüllen müssen. Sie dürfen zum Beispiel nicht älter sein als 50 Jahre, auch um ausschließen zu können, dass Vorerkrankungen die Wirksamkeit oder Verträglichkeit beeinträchtigen.
Die Probanden müssen wochenlang in einer abgeriegelten Forschungseinrichtung bleiben. Für sie gibt es eine Entschädigung von bis zu mehreren tausend Euro. Das ist zwar viel, aber die Entschädigung ist nicht so hoch, dass sich Glücksritter und Abenteurer angesprochen fühlen. Vaccinopolis-Leiter Pierre Van Damme betont, die oberste Motivation sollte sein, der Wissenschaft zu helfen und damit der Menschheit zu dienen.
Anfang kommenden Jahres soll ein erster Testlauf für die 35-köpfige Crew und 20 Probanden laufen. Drei Tage wird ausprobiert und geschaut, ob auch wirklich alles funktioniert.
Wann die ersten Versuche mit Impfstoffen stattfinden, steht noch nicht fest. Aber es gibt schon Interesse von einem Pharmaunternehmen, das einen neuen Impfstoff gegen Keuchhusten auf den Markt bringen will. Auch verschiedene Regierungen haben Interesse angemeldet, mit Blick darauf, neue Corona-Impfstoffe herauszubringen.
Informationen zu dem Forschungszentrum gibt es auf der Internetseite der Uni Antwerpen .
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