Corona ist noch nicht vorbei. Die Pandemie muss auch weiter noch als Pandemie bezeichnet werden. Aber das Virus hat an Schlagkraft eingebüßt. So könnte man vielleicht die Botschaft zusammenfassen, die gleich mehrere Experten der föderalen Corona-Beratermannschaft am Freitagvormittag in die Welt setzten. Zwei Professoren taten diese zunächst online auf Niederländisch, zwei weitere Professoren im Anschluss auf Französisch. Und gegenüber der Nachrichtenagentur Belga äußerten sich auch noch der Chef der föderalen Corona-Task-Force und der Leiter der flämischen Gesundheitsbehörde.
Geballtes Expertenwissen also - soweit man bei dem Virus überhaupt von sicherem Wissen sprechen kann. Die aktuelle kleine Corona-Welle sehen alle Experten schon langsam wieder zurückgehen. Noch ein paar Tage Zunahme, dann dürften die Zahlen wieder sinken, sagen sie.
Wahrscheinlich wird das so den ganzen Herbst und Winter über und vielleicht auch bis ins Frühjahr so gehen. Kleine Wellen, die mal höher, mal flacher ausfallen.
Entwarnung
Grund zur Panik oder gar zu besonderen Maßnahmen wie Einschränkungen des öffentlichen Lebens sieht zumindest Virologe Steven Van Gucht nicht, einer der medial sicher bekanntesten Corona-Experten. "Am liebsten wäre es uns, wenn Menschen ihr Verhalten ihren Symptomen anpassen. Wenn man Husten hat oder sich wie bei einer Grippe fühlt, dann muss man vor allem zu Hause bleiben. Ob das nun Covid ist, Grippe oder ein anderer Virus sollte keinen Unterschied machen: Dann bleibt man eben zu Hause. Oder man trägt zumindest eine Maske."
Zwar sei Corona noch nicht so harmlos wie eine Grippe - da müsse man schon noch vorsichtiger sein -, aber die aktuellen Varianten des Covid-Virus würden keinen Anlass zu größeren Sorgen geben.
Neue Variante
Die Variante, die zurzeit auf dem Vormarsch ist, heißt B.Q.1. In wenigen Wochen wird sie laut Van Gucht die derzeit bestimmende Variante B.A.5 abgelöst haben. "Die B.Q.1-Variante wird den Antikörpern, die wir inzwischen aufgebaut haben, wieder ein bisschen besser ausweichen können", drückt es der Virologe aus. "Dadurch wird auch die Ansteckungsgefahr wieder größer."
Aber auch hier Entwarnung: "Ich erwarte nicht, dass die neue Variante schwerwiegende Erkrankungen auslösen wird, weil sie der Vorgängervariante doch noch sehr ähnlich ist", sagt Van Gucht.
Booster-Impfungen
Auch bei Corona-Tests scheint Entspannung angesagt. PCR-Tests für jedermann sollen der Vergangenheit angehören. "PCR-Tests werden wir weiterhin benutzen, aber nur, wenn es dafür einen medizinischen Grund gibt." Wer Symptome hat, der soll sich zunächst mit einem Schnelltest selber testen. In Apotheken sollen Antigen-Tests möglich sein.
Weniger Entwarnung allerdings beim Impfen und das vor allem für ältere Menschen. Wobei ältere Menschen im Diskurs der Experten immer jünger werden. Wird in Deutschland ein zweiter Booster erst für Menschen ab 60 Jahre empfohlen, betonte Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke am Donnerstag für Belgien die Notwendigkeit des Boosterns für alle Menschen ab 50 Jahre. Am Freitag setzte Virologe Pierre Van Damme das Einstiegsalter für den zweiten Booster noch einmal herunter auf 45 Jahre.
Ganz bitter könnte es für Menschen werden, die 80 Jahre und älter sind. Für sie bringt der Chef der Corona-Task-Force, Dirk Ramaekers, bereits den dritten Booster ins Gespräch. Noch in diesem Winter könnte die Kampagne nötig werden, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Belga.
Kay Wagner
Hm… Wenn in wenigen Wochen die bisher dominante BA5 Variante (BA4 ist kaum noch präsent) durch BQ1 abgelöst wird (was ist mit BA2.75.2?), welchen Sinn macht dann eine Impfung gegen BA4/BA5?
Die DG ist nach Brüssel Schlusslicht bei der derzeitigen Impfkampagne.
Wenn man Interesse hat, dass sich dies ändert, wäre imho zu überlegen, die Zweifel, Fragen oder auch Ängste in Bezug auf eine weitere Impfung etwas ernster zu nehmen.