Beim Kampf gegen den internationalen Drogenhandel gibt es viele Schlachtfelder. Das wichtigste in Belgien ist und bleibt aber zweifelsohne der Hafen von Antwerpen. Denn der ist eines der Haupteinfallstore für Drogen vor allem aus Südamerika - nicht nur nach Belgien, sondern nach ganz Europa. Zuständig für die Kontrolle aller Waren, die über den Hafen hereinkommen, ist der Zoll. Und der hat am Mittwoch seine neuen Zahlen vorgestellt.
35,8 Tonnen Kokain haben die Zollbehörden in den ersten sechs Monaten 2022 im Hafen von Antwerpen beschlagnahmen können. Das ist ungefähr so viel wie im Jahr 2020 im gleichen Zeitraum, bestätigte der auch für die Zollbehörden zuständige föderale Finanzminister Vincent Van Peteghem. Hinzu kommen noch 2,2 Tonnen Haschisch und fast 1,3 Tonnen Heroin, die ebenfalls abgefangen werden konnten.
Panama, Ecuador, Paraguay, Kolumbien und Brasilien sind Hauptursprungsländer
Die Hauptursprungsländer für die Drogen sind die üblichen Verdächtigen in Süd- und Mittelamerika: Panama, Ecuador, Paraguay, Kolumbien und Brasilien. Aber Drogen, die für Belgien bestimmt waren, beziehungsweise über Belgien weitertransportiert werden sollten, konnten dank internationaler Zusammenarbeit teilweise auch bereits in den lateinamerikanischen Häfen vor dem Auslaufen der Schiffe beschlagnahmt werden. Hier gehe es um 28 zusätzliche Tonnen Kokain, so der Finanzminister.
2021 war ein Ausnahmejahr, weil die Behörden Einblick in das geknackte verschlüsselte Kommunikationssystem SkyECC hatten, das auch die Drogenmafia nutzte. Es verwundert also nicht, dass man in 2022 zumindest bislang nicht an die damals beschlagnahmten Rekordmengen herangekommen ist.
Aber die SkyEcc-Operation habe es nicht geschafft, den Kokainhandel über Antwerpen zu unterbrechen, räumte der Leiter der Zoll- und Akzisenbehörde, Kristian Vanderwaeren, gegenüber der RTBF ein. Das Gegenteil sei der Fall: Man stelle fest, dass mehr Drogen über Antwerpen nach Europa strömten als zuvor. Das sei doch sehr beunruhigend.
Mehr Drogenschmuggel nach Europa - die Gründe
Diese Entwicklung hat auch ihre Gründe: Zum einen steige die Drogenproduktion in Südamerika. Zum anderen seien die Verkaufspreise, die sich mit Kokain in Europa erzielen ließen, höher als die in den Vereinigten Staaten. Der europäische Drogenmarkt ist für die Verbrecherorganisationen also auch finanziell attraktiver geworden.
Und wie immer passt sich die Drogenmafia kontinuierlich an Erfolge und Neuerungen bei den Sicherheitsbehörden an. Man kann von einer Art ständigem Rüstungswettlauf sprechen: Man beobachte, dass sich die Transportmethoden an sich immer weiter änderten, so der Zolldirektor. Seien die Drogen früher einfach in Südamerika in Säcken in die Container gesteckt worden, um in Antwerpen herausgeholt zu werden, ginge die Drogenmafia mehr und mehr dazu über, die Drogen jetzt in der Struktur der Container selbst zu verstecken.
Drogenschmuggler verstecken Drogen aufwändiger
Drogen, die in den Wänden, Decken und Böden von Frachtcontainern eingebaut seien, seien mit bloßem Auge schwerer zu entdecken. Deswegen brauche man auch neue Technologien, um die Container effektiv scannen - also im wahrsten Sinne des Wortes durchleuchten - zu können.
Diese Technik existiert bereits und wird auch im Hafen von Antwerpen eingesetzt. Aber angesichts der riesigen Anzahl an Containern, die über den Hafen hereinkommen, ist natürlich noch viel Luft nach oben. Je fünf zusätzliche mobile und auf Fahrzeugen installierte Scanner sollen deswegen in Zukunft das Arsenal der Zollbeamten ergänzen.
Investitionen in Höhe von 70 Millionen Euro
70 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden, so Finanzminister Van Peteghem im Interview mit der VRT. Neben in Scanner soll das Geld auch in den Ausbau der Informatiksysteme fließen, um die von den Scannern gemachten Bilder mithilfe künstlicher Intelligenzen noch schneller und effizienter analysieren zu können - und so Drogen besser aufspüren zu können.
Und auch personell verspricht der Minister Verstärkung: Nächsten Monat solle mit der Rekrutierung von 108 zusätzlichen Beamten begonnen werden. All das zeige, wie ernst es der Regierung sei mit dem Kampf gegen den Drogenhandel - und dass das sowohl für die Politik als auch für die Sicherheitsbehörden eine Top-Priorität bleibe, so Van Peteghem.
Boris Schmidt
Also, ich nehme Drogen ein: Bier, Wein , Kaffee, Zucker. Natürlich sind Heroin und Kokain schädlicher... Aber 108(!) Beamte zur Bekämpfung zusätzlich einstellen... Wäre es nicht effektiver Verbraucher aufzuklären? Und wer das Zeug dann trotzdem einnimmt ist selber schuld. Stichwort Selbstbestimmung.