Der Tontechniker bleibt bei einem Fernsehinterview wenn möglich im Verborgenen. Ein Tontechniker der RTBF ist diese Woche aber selber zum Thema geworden. Ein Polizist am Eingang des Wallonischen Parlaments hatte dem RTBF-Mitarbeiter den Zugang verweigert, weil er im Short erschienen war. Die Kamerafrau, die einen Rock trug, hätte reingehen können. Und da stellten sie die Frage, was wäre, wenn sie die Kleider tauschen. Nach Rückfrage bei der Parlamentsverwaltung durfte der Ton-Ingenieur das Parlament in Namur im Rock der Kollegin betreten. Und die Kamerafrau, die den Short des Kollegen trug, der aber bei ihr nach Rock aussah, durfte auch hinein.
Keine Kleiderordnung im PDG und den DG-Gemeinden
Vom Eupener Parlament sind solche Probleme nicht bekannt. Auf Nachfrage teilte die Parlamentsverwaltung mit, dass es weder für Mitarbeiter noch Parlamentarier eine Kleiderordnung gibt. Man habe sich immer darauf verlassen, dass sich jeder angemessen kleidet, heißt es.
Auch in den ostbelgischen Gemeindeverwaltungen gibt es keine Kleiderordnung im administrativen Sinn. Die Stadt Eupen teilt aber zum Beispiel mit, dass das Personal aufgefordert ist, sich angemessen zu kleiden. Das Tragen von Kleidungsstücken mit diskriminierenden Sprüchen oder politischen Aussagen ist nicht erwünscht, zum Beispiel Nazisymoblik. Dazu gebe es schon eine klare Kommunikation an die Mitarbeiter.
Punktuell sei auch schon mal darum gebeten worden, nicht in Fanmontur zu erscheinen. Man sei ja auf der Arbeit und nicht beim Hobby. Und natürlich gibt es Vorschriften zum Thema Sicherheit am Arbeitsplatz im Bezug auf das Tragen von entsprechender Kleidung, zum Beispiel auf der Baustelle.
Bermuda-Shorts fürs Bahnpersonal
Auch die belgische Bahn hat eine Kleiderordnung. Die steht aber zum Teil auf der Kippe. Auslöser ist ein Mann, der in Welkenraedt bei der Bahn arbeitet. Auch da spielte ein Rock eine Rolle.
Es geht um Philippe Vandevorst, ein Zugbegleiter im Depot von Welkenraedt. Bei Hitze dürfen die männlichen Zugbegleiter zwar ein Hemd mit kurzen Ärmeln tragen, aber keine kurze Hose. Und weil Bermuda-Shorts nicht erlaubt waren, hatte er 2018 aus Protest einfach den Rock der Frauenuniform einer Kollegin getragen, um im Zug Fahrscheine zu kontrollieren. Die Pendler hatten angeblich positiv darauf reagiert: Sie fanden, dass dieser humorvolle Protest positiver sei, als in einen Streik zu treten.
Seitdem sind vier Jahre vergangen. Und jetzt hat die SNCB angekündigt, dass Bahnhofspersonal und Zugbegleiter in diesem Sommer bei großer Hitze Bermuda-Shorts tragen dürfen. Dies sei aber eine Testphase. Grundsätzlich bleiben Bermuda-Shorts verboten.
Schuluniformen und Dresscode in Unternehmen
Es gibt nur noch eine handvoll Schulen in Belgien, die eine Schuluniform haben. Aber eine Regel, die in ostbelgischen Schulen aktuell bleibt, ist das Verbot von Oberteilen mit Spaghettiträgern. Meist müssen im Sportunterricht auch die langen Haare mit einem Gummi zusammengebunden werden.
Das Kopftuch ist ein Fall für sich. Da entscheiden am Ende Gerichte drüber.
Auch bei Unternehmen gibt es in der Regel keine schriftlich festgehaltene Kleiderordnung. Der Wunsch nach Konformität sorgt offenbar dafür, dass das nicht nötig ist. Eine Unternehmerin sagte: "Bei uns gibt es keine Regel, aber kein Mitarbeiter im Verkauf käme auf die Idee, in Flip-Flops zur Arbeit zu kommen".
Kleiderregel bei der Polizei
Bei der Polizei hingegen steht die Kleiderregel in der Geschäftsordnung. Wie und wann welche Kleider getragen werden, wird im Konzertierungsausschuss erörtert, wenn es um neue Kleider geht. Die Polizei möchte ja mit der Zeit gehen. Und eine Hundestaffel beispielsweise wird anders ausgerüstet als eine Fahrradstaffel.
Selbst für Polizisten in Zivil gibt es Regeln: Sie dürfen keine kurzen Hosen tragen. Am Meer wiederum sind kurze Hosen schon erlaubt. Das hängt also von den Polizeizonen ab, erklärt Eric Hellebrandt von der Polizeizone Weser-Göhl. Im Grunde müsse ein Polizist im Außeneinsatz auch immer eine Kopfbedeckung tragen. Wenn das mal im Eifer des Gefechts nicht der Fall sei, habe man dafür aber Verständnis. Im Großen und Ganzen gebe es damit aber keine Probleme.
Manuel Zimmermann