Damit reagierte der Premier auf eine Diskussion, die sich nach einer Rede von König Philippe neu entzündet hatte. Der König hatte darin zwar sein "tiefstes Bedauern" ausgedrückt, sich aber nicht formell für die koloniale Vergangenheit entschuldigt. Der exakte Wortlaut der Rede war im Vorfeld mit der belgischen Regierung beziehungsweise mit Premierminister Alexander De Croo abgesprochen und für gut befunden worden.
Was die Kongolesen wirklich wichtig fänden, dass sei, ob sie morgen etwas zu essen hätten und ob sie ihre Kinder zur Schule bringen könnten, so Premier De Croo in Kinshasa weiter. Persönlich sehe er auch nicht, welchen Nutzen Entschuldigungen haben sollten. Das sei so, als ob der britische Premier Boris Johnson sich für etwas entschuldige, was er gestern getan habe, nur um es am nächsten Tag wieder zu tun.
Wie die kongolesische Presse berichte, habe der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, auch nie nach einer solchen Entschuldigung von belgischer Seite verlangt.
Für den Premier war der Staatsbesuch jedenfalls ein Erfolg: Es habe sich um einen wichtigen Augenblick gehandelt, betonte De Croo: Zunächst habe man der Vergangenheit in die Augen geblickt, bevor man den Blick in die Zukunft gerichtet habe, so seine Bilanz.
Der Premier kehrt am Freitag nach Belgien zurück. Das belgische Königspaar wird noch im Kongo bleiben und nach Lubumbashi und Bukavu weiterreisen.
Boris Schmidt