Schon im Vorfeld hatten politische Beobachter und Kongo-Experten die Rede von Philippe als "historisch" bewertet. Denn schon vor der Rede war klar, dass Philippe nicht mehr hinter die Aussagen von seinem Brief zurückkehren würde, den er vor zwei Jahren an den Präsidenten des Kongo geschrieben hatte.
In diesem Brief hatte sich erstmals ein König der Belgier kritisch zu der belgischen Kolonialzeit geäußert. Dass Philippe daran am Mittwoch anknüpfen und damit der erste König sein würde, der die Verbrechen aus der Kolonialzeit im Kongo selbst kritisch bewerten würde, stand für die meisten von vornherein fest.
Der König enttäuschte nicht. Offen nannte er das Kolonialregime paternalistisch, diskriminierend und rassistisch. Er verspüre das tiefe Bedürfnis, erneut sein aufrichtiges Bedauern auszusprechen für all die Wunden, die dem kongolesischen Volk damals zugefügt worden seien.
Kay Wagner