Wenn es ums Frust-Hupen geht, dann sind wir Belgier ganz vorne mit dabei. Sechs von zehn Autofahrern sagen, dass sie einfach mal so auf die Hupe drücken, wenn sie sich über den Verkehr aufregen. Nur die Spanier und Griechen schneiden noch schlechter ab.
Diese Unentspanntheit sorgt wohl auch dafür, dass wir Belgier ebenso führend bei verschiedenen vermeintlich kleineren Verkehrsdelikten sind, zum Beispiel beim Zuparken von Fahrradwegen. Ein Fünftel der Befragten sagt: "Ja, mache ich schonmal" - trotz einer möglichen Strafe von 116 Euro. Interessant: Nur die Niederländer gehen noch respektloser mit Fahrradwegen um.
Viele belgische Autofahrer "vergessen" auch, den Blinker zu setzen oder an Baustellen langsamer zu fahren. Dafür drücken sie dann gerne mal bei Orange aufs Gas, um noch schnell über die Ampel zu kommen.
Dass die Belgier so unentspannt sind, könnte an den vielen Staus liegen. Denn auch hier liegen einige belgische Regionen ganz weit vorne: Brüssel und Antwerpen vor allem.
Vias spricht sich für Punkte-Führerschein aus
Die Zeitung De Morgen schreibt am Dienstag, dass die Regierung das Verkehrssicherheitsinstitut Vias darum gebeten hat, eine Stellungnahme zum Punkteführerschein abzugeben. Den Experten geht es vor allem darum, dass Wiederholungstäter nach Verkehrsübertretungen nicht mehr nur ein Bußgeld zahlen. Vor dem Hintergrund, dass die Anzahl Verkehrsunfälle in Belgien hoch bleibe, könne ein reines Bußgeldsystem nicht weiter toleriert werden, so ein Vias-Sprecher.
Der Punkteführerschein könnte in Belgien ähnlich aussehen wie in vielen anderen Ländern. Die meisten EU-Staaten haben so etwas ja schon. Für größere und kleinere Vergehen gibt es mehr oder weniger Strafpunkte. Und wer eine gewisse Anzahl von Punkten angehäuft hat, der muss um seinen Führerschein bangen. Wobei Vias hier laut De Morgen schon die etwas größeren Delikte im Auge hat: zu schnelles Fahren, Alkohol oder Handygebrauch am Steuer. Dafür soll es dann Punkte geben.
Allerdings schlägt Vias vor, dass der Führerschein bei einer bestimmten Punkteanzahl nicht automatisch zeitweise eingezogen wird. Stattdessen soll ein Richter über die konkrete Strafe entscheiden. Das muss nicht unbedingt der Führerscheinentzug sein. Denkbar wären auch andere Strafen.
Verkehrsminister Gilkinet will den Vorschlag noch nicht kommentieren. Allerdings hat sich die Regierung vorgenommen, diesen Punkteführerschein einzuführen. Aber man muss auch wissen: Der Führerschein ist schon seit 1990 in der Diskussion, seit mehr als 30 Jahren also - konkret umgesetzt ist er bis heute nicht.
demorgen/belga/okr/jp
In Kanada wird das Auto bei überhöhter Geschwindigkeit beschlagnahmt, was in Belgien viele Leben retten würde
@ Herr van Vyve
Das ist doch total übertrieben, genauso wie viele Strafen in Belgien.
Wir erinnern uns nur an Corona und auf einer Parkbank sitzen oder ähnliche Sachen, kostete mal eben 250 €.
Das einzige Problem, das ich sehe, ist die Tatsache, dass es mehr Arbeit für die Justiz bedeuten würde. Obwohl letztere schon über große Defizite klagt.