Trockenheit, keine Niederschläge, die Sonne in einer Glanzrolle: Die Wetterberichte gleichen sich in diesen Tagen. Eigentlich will man sich auch gar nicht beschweren. Wer sitzt nicht gerne schonmal auf einer Terrasse. Nur ist es inzwischen des Guten zu viel, beziehungsweise zu wenig, je nach Blickwinkel.
Es hat schlicht und einfach zu wenig geregnet. Die Zahlen sprechen Bände. Im April hat die meteorologische Messstation in Uccle gerade einmal 28 Liter pro Quadratmeter registriert. Die normale Niederschlagsmenge liegt bei 46 Liter, also wesentlich höher.
Schaut man sich die ersten drei Monate des Jahres an, scheint sich dieser Trend zu bestätigen. In Uccle wurden von Januar bis März rund 100 Liter pro Quadratmeter gemessen - 70 Liter weniger als im Durchschnitt. Grob gesagt sind nur rund 60 Prozent der "normalen" Regenmengen gefallen.
Das bleibt nicht ohne Folgen. In vielen Naturgebieten gelten längst schon wieder Vorsichtsmaßnahmen, um Bränden vorzubeugen. Vor allem in Flandern richten sich wieder bange Blicke auf die Grundwasserspiegel. Die hatten sich zwar im vergangenen Jahr gut erholt, doch ist das Grundwasser in Flandern sehr "wetterfühlig".
Das hat mit der Beschaffenheit der Böden zu tun. Resultat: Im Moment weisen sieben von zehn Messstationen einen niedrigeren Pegelstand auf als sonst um diese Zeit. Eine von vier zeigt sogar schon einen sehr niedrigen Grundwasserspiegel an.
Normalerweise ist es so, dass der Grundwasserspiegel so gegen Ende März auf dem höchsten Stand des Jahres steht. Wir sind also dabei, unsere Reserven viel zu früh und viel zu schnell aufzubrauchen, sagte in der VRT Marijke Huysmans, Hydrologin und Professorin an der Uni Löwen.
Heißt: Sollten wir einen heißen und trockenen Sommer bekommen, dann sind die Grundwasserspeicher schon so gut wie leer. Im Moment ist das Problem noch nicht sichtbar. Die Natur ist noch schön grün - eben weil die Reserven noch ausreichen. Nur verbrauchen wir jetzt schon das Wasser, das eigentlich für den Sommer zur Verfügung stehen müsste.
Viertes Mal in fünf Jahren
Das Phänomen ist freilich nicht neu. Es ist nicht der erste trockene Frühling. "Leider, muss man sagen", meint Marijke Huysmans. Genau gesagt ist es schon das vierte Mal in fünf Jahren, dass wir schon im Frühjahr so wenig Regen haben. Normalerweise ist das außergewöhnlich, so etwas kommt nur alle paar Jahrzehnte mal vor. Jetzt ist eine Situation, die laut den Statistiken eigentlich eine Ausnahme sein sollte, offensichtlich keine Ausnahme mehr.
Mit jedem weiteren Tag ohne Regen spitzt sich die Lage weiter zu. Für die kommende Woche sagen die Meteorologen Temperaturen von über 25 Grad voraus. Wenn es da auch das eine oder andere Gewitter geben sollte: Ein Stündchen Starkregen allein löst das Problem nicht.
Hinzu kommt, dass bei solch sommerlichen Temperaturen naturgemäß die Nachfrage noch steigt. Viele Menschen füllen ihre Planschbecken, manche ihre Swimmingpools. Andere fangen an, den Rasen zu sprengen. Das alles sorgt dafür, dass sich das Problem noch weiter verschärft.
Die flämische Regierung hat Maßnahmen beschlossen, um gegenzusteuern. Unter anderem versucht sie zu verhindern, dass die Region weiter zubetoniert wird. Nur wird das erst einmal nicht reichen. Da gibt es nur eins, sagt die Hydrologin Marijke Huysmans: "Wir müssen Wasser sparen. Zumindest sollten wir es vermeiden, Wasser zu verschwenden."
Roger Pint