Seit Jahren ist der Drogenhandel ein großes Problem für Antwerpen. Und es ist schon bezeichnend, dass auch Bart De Wever als Bürgermeister von Antwerpen das Problem nicht in den Griff zu kriegen scheint. De Wever ist ja auch Vorsitzender der N-VA - eine Partei, die eher den Kurs „Law and Order“, also „Gesetz und Ordnung“, fährt. Doch der internationale Drogenhandel scheint für De Wever allein doch mindestens eine Nummer zu groß zu sein.
Allein war De Wever deshalb auch nicht unterwegs. Nicht nur den Bürgermeister Ahmed Aboutaleb aus Rotterdam hatte er auf seiner Reise mit dabei, sondern auch noch wichtige Personen des belgischen Justizsystems. „Wir sind Reiseveranstalter gewesen“, sagte De Wever dazu am Sonntag im flämischen Fernsehen. Vertreter der Staatsanwaltschaft, der föderalen Gerichtspolizei, der Lokalpolizei und sogar der Chef des belgischen Zolls hätten die Bürgermeister auf ihrer Reise begleitet.
In Kolumbien, Costa Rica und Panama hat diese Gruppe viele Gespräche mit ihresgleichen geführt, also mit Politikern, Vertretern von Polizei und Gerichtswesen - aber auch mit Hafenbetreibern, Plantagenbesitzern und einfachen Menschen. Ziel: Sich vor Ort ein Bild machen, wie und warum der Drogenhandel nach Antwerpen und Rotterdam so gut funktioniert.
Zu dieser Erkundungstour gehörte auch ein Flug im Hubschrauber über eine Bananenplantage in unmittelbarer Nähe eines Hafens. „Die Bananen werden dazu benutzt, um den Drogenhandel zu verschleiern“, erklärte das der Rotterdamer Bürgermeister. „Die Drogen werden zwischen die Bananen gesteckt, oft auch mit dem Wissen und der Mithilfe der örtlichen Beamten, der Polizei etc. Das macht den Großteil der Häfen dort sehr unsicher.“
Mit dem Schiff gelangen die Container mit den Drogen dann nach Antwerpen oder Rotterdam. 90.000 Kilogramm Drogen wurden im vergangenen Jahr in Antwerpen sichergestellt, 70.000 Kilogramm in Rotterdam. Das lässt nur erahnen, welche Dunkelziffer es gibt. Denn längst nicht jeder Container, der in die Häfen kommt, wird überprüft. „Ein Prozent der Container wird bei uns gescannt“, gab der Rotterdamer Bürgermeister zu. In Antwerpen dürften es nicht viel mehr sein.
Der Hauptgrund dafür liegt in den fehlenden Mitteln. Das müsse sich grundsätzlich ändern, sagte De Wever. „Wir müssen die Container scannen, in denen tropische Früchte zu uns kommen. Bei der Kontrolle der ankommenden Produkte können wir tatsächlich noch viel mehr tun.“
Doch Scannen allein wird nicht reichen. Verschiedene andere Vorschläge haben die beiden Bürgermeister in einem gemeinsamen Brief an die jeweiligen Regierungschefs formuliert. Unter anderem fordern sie auch so etwas einfaches, wie einen ständigen Vertreter ihrer Länder an den Exporthäfen in Süd- und Mittelamerika.
„Es ist doch kaum zu glauben“, sagte De Wever, „dass wir selbst dort niemanden vor Ort haben, der Kontakte herstellen kann zum Gerichtswesen, der Vertrauen aufbauen und Informationen liefern kann…“ - und dann unterbrach ihn sein Rotterdamer Kollege mit dem Hinweis: „Zum Vergleich: Die Amerikaner haben da Hunderte von Menschen, Maschinen und Geld.“
Der Kampf gegen den Drogenhandel würde sich auch deshalb lohnen, erinnerte De Wever, weil es da ja um viel Geld gehe. „Hinter diesem Geld müssen wir her sein. Das passiert viel zu wenig. Da geht es um Milliarden in bar, von dem wir viel einstreichen könnten. Auch um das Signal zu senden: Kriminalität zahlt sich nicht aus.“
Kay Wagner
Nicht der Drogenhandel muss bearbeitet werden sondern die Gründe für den Konsum.
Der Fisch stinkt immer vom Kopf her....