Zumindest das, was sich einige Demonstranten wohl erhofft hatten, ist nicht eingetreten: Stillstehende Autos haben Brüssel am Montag nicht blockiert, die großen Demonstrationen vor den europäischen Einrichtungen sind ausgeblieben. Dafür gesorgt haben nach Angaben des Brüsseler Bürgermeisters Philippe Close rund 1.000 Polizisten in der Stadt und zahlreiche weitere vor den Toren von Brüssel.
Schon seit Sonntagabend hatte die Polizei die großen Zufahrtsstraßen Richtung Hauptstadt überwacht. Über alle Autobahnen hatten Demonstranten nach Brüssel fahren wollen. Sowohl von Frankreich als auch den Niederlanden, Deutschland und aus dem Süden von Luxemburg her. So zeigt es ein Plan, den die Organisatoren auf sozialen Medien verbreitet hatten.
Doch in der Nacht blieb es ruhig. Und am Montagvormittag zeigte sich die Polizei gut vorbereitet. Ab fünf Uhr morgens wurden alle Autos mit französischen Kennzeichen an der Fahrt nach Brüssel gehindert, manche schon auf Rastplätzen an den Autobahnen festgesetzt. Aus Frankreich war der größte Teil der Demonstranten erwartet worden. Andere Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen wiederum wurden auf den Parkplatz C des Heysel-Geländes umgeleitet, den einzigen Ort, an dem in Brüssel am Montag mit Autos demonstriert werden durfte.
Auf den direkten Zufahrtsstraßen nach Brüssel sperrte die Polizei zeitweise Fahrspuren und filterte den Verkehr. Teilweise bildeten sich lange Staus. Aber das war es auch schon - sodass Polizeisprecherin An Berger am Montagmittag ein erstes positives Fazit ziehen konnte: „Die großen Konvois sind ausgeblieben“, sagte sie in den 13 Uhr-Nachrichten der VRT. „Weder auf den Autobahnen Richtung Brüssel noch auf den Straßen, die direkt nach Brüssel hineinführen, haben wir solche Konvois gesehen.“
„Und ich denke", so die Polizeisprecherin weiter, "dass wir bislang von einem erfolgreichen Einsatz sprechen können. Aber wir können nicht versichern, dass nicht doch noch etwas passiert. Wir bleiben wachsam und beobachten die Situation ganz genau. Auch über die sozialen Medien, damit wir sofort eingreifen können, falls das nötig sein sollte. Aber wir hoffen, dass es weiter ruhig bleibt.“
Wachsamkeit war am Montagnachmittag tatsächlich geboten. Denn auch wenn es zu keinen Konvois in der Stadt kam - dort waren übrigens der kleine Ring und die Straßen im Europaviertel gesperrt -, so tauchte um kurz vor 14 Uhr ein Dutzend Demonstranten vor den Gebäuden von RTBF und VRT auf, mit einem Plakat, alles blieb friedlich.
Wenig später vermeldete die Nachrichtenagentur Belga, dass die Polizei auf dem Fischmarkt in der Innenstadt rund 100 Demonstranten umstellt habe. Es kam zu kleinen Rangeleien, die aber nicht ausuferten. „Freiheit, Freiheit“, riefen einige Demonstranten. Sie blieben zunächst auf dem Platz, ohne koordiniert irgendeinen Plan zu verfolgen.
Andere Demonstranten wurden dann im Jubelpark gemeldet. Ein paar tauchten sogar in der Nähe des Schumanplatzes auf, fast in Tuchfühlung mit den Hauptgebäuden von EU-Kommission und EU-Rat. Die U-Bahnstation Schuman wurde geschlossen, um kurz darauf wieder geöffnet zu werden. Die Gruppe der Demonstranten hatte sich aufgelöst.
Die Polizei schien alles unter Kontrolle zu haben, sodass zumindest auch der Montagnachmittag in Brüssel fast ebenso friedlich und ruhig verlief wie der Vormittag.
Kay Wagner