Auf dem Tisch lag das Corona-Barometer bekanntermaßen schon mehrmals. Dieses Mal soll es aber wirklich so weit sein, auch politisch scheint sich doch immer deutlicher ein entsprechender Konsens herauszubilden.
Das Barometer müsse am Freitag kommen, bekräftigte auch der föderale Minister für Volksgesundheit, Frank Vandenbroucke (Vooruit) am Mittwochmorgen erneut bei Radio Eén. Denn mit einem solchen Barometer sorge man für mehr Deutlichkeit.
Aber nicht nur das: Es scheine wirklich, als ob die Auswirkungen von Omikron auf die belgischen Krankenhäuser eher begrenzt blieben. Deshalb habe man die Hoffnung, dass man wieder Schritte zurück in Richtung eines normaleren Lebens werde machen können.
Wenn man über ein Barometer verfüge, dann könne das dabei helfen, diese Schritte vernünftig und nachhaltig zu tun. Das gelte natürlich sowohl für eine Verbesserung der Lage als auch für eine mögliche erneute Verschlechterung: Mit einem Barometer lägen diese Maßnahmen dann quasi fertig bereit und müssten nur noch eingesetzt werden.
Kein Autopilot
Ein Barometer sei aber kein Autopilot: Es sei nicht so, dass wenn abends ein bestimmter Schwellenwert erreicht werde, am nächsten Morgen automatisch ein bestimmtes Maßnahmenpaket in Kraft trete - so funktioniere das nicht.
Zahlen müssten immer interpretiert und auf Basis der entsprechenden Beurteilungen dann politische Entscheidungen getroffen werden. Aber wenn man zu dem Schluss komme, dass ein neues Maßnahmenpaket nötig sei, dann liege dieses Paket eben schon bereit.
Das funktioniere aber nicht für alle Aktivitäten gleich gut, räumte Vandenbroucke ein. Deswegen wird es wohl auch nicht für alle Sektoren gelten.
Vandenbroucke unterscheidet hier zwischen geplanten, organisierten Aktivitäten und solchen, die es nicht sind. Zu ersteren zählen etwa Theaterstücke, Konzerte oder Sportwettbewerbe, die lange im Voraus geplant und terminlich festgelegt werden müssen. Schulen beziehungsweise der Unterricht fallen nicht in diese Kategorie. Erstens müsse der nicht von langer Hand exakt vorausgeplant werden.
Zweitens sei es wegen der Art der Aktivitäten viel schwieriger, zentral Maßnahmen vom Konzertierungsausschuss aus festzulegen. Vieles fiele zudem in die Zuständigkeiten der jeweiligen Unterrichtsminister beziehungsweise der Schulen selbst.
Der föderale Minister für Volksgesundheit winkte übrigens auch ab, was eine erneute Änderung der Quarantäneregeln in den Schulen angeht. Das wird unter anderem immer dringlicher in Flandern gefordert. Es sei nicht gut, alle paar Tage die Regeln ändern zu wollen, so Vandenbroucke.
Zurzeit gilt, dass Klassen in Grundschulen fünf Tage geschlossen werden, sobald vier positive Corona-Fälle (oder 25 Prozent der Klasse) vorliegen.
Booster-Impfungen für Jugendliche
Positiv äußerte er sich aber zur Möglichkeit der Booster-Impfungen für Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren. Das befürworte er persönlich und hoffe auch, dass es diese Möglichkeit bald geben werde. Dem Hohen Gesundheitsrat läge die Frage auch bereits vor. Das Problem liege aktuell aber auf der europäischen Ebene.
Für Impfstoffe gelte, was für alle Medikamente gelte: Man brauche eine Zulassung. Es gebe eben noch keine europäische Zulassung, um mit den Impfstoffen Jüngere zu boostern. Belgien dränge zwar zur Eile, aber man habe da ehrlich gesagt wenig Einfluss auf die Europäische Arzneimittelagentur.
Beim Konzertierungsausschuss am Freitag werde man möglicherweise auch über das Covid-Safe-Ticket sprechen. Er sei dafür, dass dafür ab einem gewissen Zeitpunkt der Nachweis der Boosterimpfung nötig werden müsse, erklärte Vandenbroucke.
Noch sei das nicht so. Aber es wäre sinnvoller, denn durch die Boosterimpfung sei man dann wirklich gut gegen die Omikronvariante geschützt.
Boris Schmidt