Jeden Tag lernt die Forschung etwas mehr über diese Mutation. "Es wird noch einige Monate dauern, bis wir Omikron wie unsere Westentasche kennen", sagte Xavier Saelens vom Institut für Biotechnologie in Gent der Zeitung Het Nieuwsblad.
Aber viele internationale Studien deuten in dieselbe Richtung: Omikron ist zwar ansteckender, sorgt aber auch für weniger schlimme Krankheitsverläufe. Die Wahrscheinlichkeit, mit Omikron ins Krankenhaus zu müssen, liegt nach aktuellen Schätzungen nur halb so hoch wie bei der Delta-Variante.
Als die Omikron-Variante in Südafrika aufkam, hieß es, die milden Verläufe kämen daher, dass Omikron dort viele getroffen habe, die schon einmal mit Corona infiziert gewesen seien. Diese Vermutung sieht die Forschung nicht bestätigt. Dass Omikron nicht so hart zuschlägt, hat nichts damit zu tun, dass man schonmal mit Corona infiziert war.
Es ist so, dass das Virus mit Omikron so mutiert ist, dass es sich in den oberen Atemwegen einnistet, sich dort schneller vermehrt und eben auch schneller weitergegeben werden kann. Der Preis, den das Virus dafür zahlt, ist, dass es eben nicht mehr so tief in die Lunge vordringen kann. Eine Studie aus Hongkong zeigt, dass sich Omikron zehnmal weniger effizient in der Lunge verbreiten kann als vorherige Varianten - und das sorge dann für die milden Krankheitsverläufe.
Wird das Virus damit ungefährlicher?
Weil Omikron ansteckender ist, werden viel mehr Menschen damit infiziert werden und unter diesen werden dann immer noch zu viele sein, die doch schwerer erkranken und ins Krankenhaus müssen. Auch wenn es im Verhältnis zur Delta-Welle wohl weniger Infizierte sein werden, bei denen die Krankheit so stark ausbricht.
Omikron ist damit vielleicht für viele Betroffene ungefährlicher, aber sicher nicht harmlos. Der Virologe Steven van Gucht ist sich in De Standaard sicher: Wenn wir dem Virus jetzt freien Lauf lassen, werden die Krankenhäuser bald überfüllt sein.
Wie wirkungsvoll sind die Impfstoffe?
Die Impfstoffe wurden eigentlich gegen die ursprüngliche Variante aus Wuhan in China entwickelt. Die Schutzwirkung ist gegen Omikron tatsächlich nicht so hoch wie gegen die vorherigen Varianten. Daten aus Großbritannien zeigen, dass die dritte, die sogenannte Boosterimpfung, den Schutz vor einer Infektion zwar um 80 Prozent erhöht, der Schutz hält aber noch kürzer an als bisher.
Schon nach einem Monat nach der dritten Impfung sinkt er auf maximal noch 50 Prozent. Dabei darf man nicht vergessen: Auch das ist besser als nichts! Die dritte Impfung ist also immer noch ein wichtiger Beitrag, den Vormarsch des Virus zu stoppen. Nicht zu vergessen: Die wichtigste Wirkung ist die, vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Und das ist vor allem bei älteren Menschen der Fall.
Läutet Omikron das Ende der Pandemie ein?
Die Tendenz hin zu einem ansteckenderen, aber weniger aggressiven Virus ist zwar gut - aber die Forscher sagen auch, dass es noch zu früh sei, das Ende der Pandemie auszurufen. Das Virus werde uns sicher noch weitere Male überraschen, heißt es. Wichtig sei es jetzt, die Impfstoffe zu aktualisieren und an die Mutanten anzupassen, gleichzeitig aber auch Medikamente gegen Covid-19 zu entwickeln.
standaard/nieuwsblad/okr/km