Lange war diskutiert worden, ob und für wen eine Booster-Impfung überhaupt Sinn macht. Gesundheitsminister Vandenbroucke hielt noch Ende Oktober daran fest, erstmal nur ältere und besonders gefährdete Menschen ein drittes Mal gegen das Coronavirus zu impfen. Davon ist der Minister mittlerweile längst abgerückt. Die Booster-Kampagne läuft auf Hochtouren, knapp 2,5 Millionen Belgier haben bereits ihren dritten Pieks bekommen, das sind 22 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Wer mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer oder von Moderna geimpft wurde, erhält sechs Monate nach der zweiten Impfung eine Einladung zum Booster. Bei AstraZeneca und Johnson&Johnson sind die Intervalle kürzer. So lauten die Empfehlungen des Hohen Gesundheitsrates und daran halten sich die Gesundheitsminister im Land.
Jetzt hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA noch einmal nachgelegt: Sie empfiehlt die Auffrischimpfungen generell nach drei Monaten. "Wirksam ist so eine Impfung auf jeden Fall", sagt die Virologin Isabel Leroux-Roels im flämischen Rundfunk dazu. Eine dritte Impfung nach sechs Monaten, das sei der übliche Weg bei vielen Impfungen, aber auch nach kürzeren Abständen seien gute Ergebnisse zu erwarten.
"Unser Immunsystem hat keine eingebaute Uhr", erklärt die Virologin in der VRT. "Worauf es ankommt, ist, dem Immunsystem Zeit zwischen den Impfungen zu lassen, damit sich die schützenden Zellen entwickeln können." Die Wirksamkeit der Auffrischungsimpfungen nach weniger als sechs Monaten sei mittlerweile durch Studien aus Großbitannien belegt.
Ob die Booster-Impfungen nach der neuen EMA-Empfehlung in Belgien schon nach drei Monaten angeboten werden, ist dennoch fraglich. Die Impfzentren stehen auch so schon unter Druck. Zum Jahresende soll zudem noch die Impfung von Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren starten.
Und wie gut wirken die bisher verfügbaren Impfstoffe gegen die neue Omikron-Variante? Zu dieser Frage gibt es scheinbar neue Erkenntnisse. Der neue deutsche Gesundheitsminister, Karl Lauterbach, selbst Epidemiologe und ausgewiesener Experte, geht nicht davon aus, dass die bisherigen Impfstoffe komplett wirkungslos sind.
"Selbst bei den Impfstoffen, die gar nicht auf Omikron ausgerichtet sind: Drei Mal geimpft, dann ist der Schutz laut Studien, die wir bisher haben, 75 Prozent. Und die 25 Prozent, die sich trotzdem infizieren, werden in der Regel nicht schwer krank", sagte Lauterbach der ARD.
"Somit ist die Booster-Impfung unfassbar wertvoll". Denn damit lässt sich die vierte Welle brechen und die schnelle Ausbreitung von Omikron hinauszögern, so Lauterbach weiter. Mit einem angepassten Impfstoff rechnet er ab April.
Stellungnahme angefordert
Der Hohe Gesundheitsrat und die Impf-Task-Force sollen eine Stellungnahme über eine beschleunigte Verabreichung der Boosterimpfungen geben. Das verlautete am Montagnachmittag aus dem Kabinett von Gesundheitsminister Vandenbroucke. Vandenbroucke will vom Hohen Gesundheitsrat wissen, ob es sinnvoll ist, die derzeitigen Zeitabstände zu verkürzen.
Sandra Herff
Booster-Impfung in NRW schon nach vier Wochen möglich..
Erst 6 dann 5 Monate und nun nach 4 Wochen, in NRW jetzt möglich oder bald normal.
Booster-Impfung in NRW schon nach vier Wochen möglich
Nach einer Empfehlung der Stiko hat die NRW-Regierung in einem Erlass den Mindestzeitraum für den Erhalt einer Boosterimpfung von 5 Monaten auf 4 Wochen verringert. Dies betrifft jedoch in erster Linie Personen, mit schwer eingeschränktem Immunsystem und einer erwartbar stark verminderten Immunantwort.
Für diese Personengruppe wird ein vollständiger Impfschutz (nein, nicht ein 100% Impfschutz, werte Vivant-Mitleser) laut vs. Studienergebnissen erst nach einer 3. Impfung erreicht,
Diese Untergrenze ist also keinesfalls eine Empfehlung für alle Boosterwilligen. Angesichts einer kontinuierlich nachlassenden Immunantwort, die 3-4 Monate nach der Zweitimpfung einsetzt und der hoch infektiösen Omikron-Variante, ist es in NRW nunmehr jedoch auch möglich, sich vor Ablauf der Fünfmonatsfrist, boostern zu lassen.
In Großbritannien, das für so manche Querdenker, nach dem ausgerufenen Freedomday als Beispiel für den Umgang mit der Pandemie galt, explodieren zur Zeit durch Omikron die Infektionszahlen.
Impfen, Boostern, Maskenpflicht und andere Maßnahmen lassen den Freedomday (so wie in Dänemark) längst in Vergessenheit geraten.
Das neue Credo der Wissenschaft: wir machen immer wieder (und immer öfter) das Gleiche und hoffen das etwas Anderes dabei rauskommt.
Da dreht man sich mal wieder die Dinge wie es gerade passt: Das Immunsystem ist schuld, es gibt keine genügende Antwort!
Wie könnte es das denn auch, wenn die Impfstoffe nicht ausreichend geeignet sind, das Virus fleißig vor sin hin mutiert oder eine dritte Impfung möglicherweise genau dahin führt, wo wir jetzt schon stehen? Hauptsache, man tut "irgendetwas", ob das die Lösung bringt, darf nicht hinterfragt werden.
Was soll man noch glauben ? Ständig ändern sich die Aussagen. Ich weiß nur eines nach zwei Jahren Coronakrise. Nämlich, dass es zwei Sorten Fake News gibt, erstens die von den Verschwörungstheoretikern und zweitens die von der Politik.
@ Herr Mertens
Ja, nee ne, es geht sich eigentlich um die Menschen die nur eine schwache Immunantwort haben, aus welchen Gründen auch immer.
Andere, die die 5 Monatsfrist noch nicht erreicht haben, sollen aber auch nicht abgewiesen werden.
Also bitte besser recherchieren!