"Uns verlässt die Hoffnung. Wir haben schon so oft die Alarmglocke gezogen. Aber jetzt geht es echt nicht mehr." Aus den Worten von Margot Cloet, der Vorsitzenden des flämischen Pflege-Dachverbandes Zorgnet-Icuro spricht fast schon die Verzweiflung. Denn vor allem im Norden des Landes spitzt sich die Lage in vielen Krankenhäusern dramatisch zu.
"Es sieht nicht gut aus", sagte in der VRT auch Professor Doktor Dominique Benoit, der Leiter der Intensivstation der Uniklinik Gent. "Wir wissen genau, dass der Höhepunkt der Welle bei uns erst noch kommt. Selbst wenn die Zahlen jetzt stagnieren, hat das erst in zehn Tagen Auswirkungen auf die Krankenhäuser. Heißt: Wir wissen jetzt schon, dass Patienten aus Ost- und Westflandern nach Brüssel oder in die Wallonie transferiert werden müssen. Anders wird es nicht gehen", sagt Dominique Benoit. "Irgendwann werden wir uns zwischen zwei Patienten entscheiden müssen. Das wären Menschen, denen wir unter Normalumständen helfen könnten. Wir reden hier von Triage. Das sind keine medizinischen Entscheidungen mehr, sondern politische", warnt Benoit.
Notmaßnahmen für Krankenhäuser
Um genau das zu verhindern, hat jetzt das föderale Gesundheitsministerium Notmaßnahmen erlassen. Genau gesagt war es ein Koordinationsgremium, in dem auch Vertreter der Krankenhäuser, sowie externe Experten sitzen. Ein Rundschreiben wurde an die Hospitäler des Landes verschickt mit der Order, dass alle nicht dringenden Operationen für die Dauer von zwei Wochen ausgesetzt werden müssen.
"Die Rechnung ist leider ziemlich einfach", sagte in der VRT Marcel Van der Auwera, der Leiter der Abteilung medizinische Soforthilfe im föderalen Gesundheitsministerium. Theoretisch stehen hierzulande 2.000 Intensivbetten zur Verfügung. Aufgrund von Personalmangel fallen im Moment 200 Betten von vornherein weg. Bleiben noch 1.800. Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir selbst unter Lockdown-Bedingungen immer noch mindestens 500 Betten freihalten müssen für medizinische Notfälle aller Art - für Herzinfarkte, Hirnblutungen, Schlaganfälle, alles außer Covid. Ohne Lockdown sind wir da schnell bei 800 Betten. Das sind dann Unfälle im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz. 1.800 weniger 800: Bleiben also noch 1.000 Betten, die für Covid-Patienten bereitstehen können.
"Wenn man sich die Projektionen anschaut: Anfang nächster Woche überschreiten wir die Schwelle von 900 Covid-Patienten auf Intensiv. Wenn die Zahlen weiter steigen, dann sind wir um den 10. Dezember bei 1.000. Dann sind die Intensivstationen voll", sagt Van der Auwera. Der 10. Dezember ist in weniger als zwei Wochen. Eben vor diesem Hintergrund hat man jetzt besagte Notmaßnahme verhängt. Wenn man nicht-dringende Eingriffe aussetzt, dann macht man zusätzliche Personalkapazitäten frei und kann dafür sorgen, dass die 200 Intensivbetten vielleicht wieder einsatzbereit sein können. Nur zur Verdeutlichung, sagt Marcel Van der Auwera vom Gesundheitsministerium: Krankenhäuser, die die Hälfte ihrer Intensivbetten für Covid-Patienten freihalten können, die also nicht unter den oben beschriebenen Zwängen leiden, die können nicht-dringende Eingriffe weiter vornehmen. Man will nur sicher sein, dass die Kapazitäten, mit denen man rechnet, auch zur Verfügung stehen. "Denn wir werden sie brauchen", sagt Van der Auwera.
Zeitweiliges Verbot aller Indoor-Freizeitveranstaltungen
Inzwischen scheint die Botschaft aber auch bei der Politik anzukommen. "Endlich", würde der eine oder andere jetzt wohl hinzufügen. Der flämische Ministerpräsident Jan Jambon forderte am Mittwoch eine neue Sitzung des Konzertierungsausschusses. "Ausgerechnet Jambon", denn am Dienstag hatte der N-VA-Politiker noch für kleinere Lockerungen plädiert, etwa im Hinblick auf Chorproben. Jetzt fordert er doch überraschend ein generelles Verbot von Freizeitveranstaltungen in Innenräumen, aber erstmal nur bis zum 15. Dezember. Er wisse ja auch, was das für die Betroffenen im Event-Sektor bedeute. Er denke aber, dass solche Maßnahmen nötig seien, damit wir Weihnachten und Neujahr unter halbwegs normalen Bedingungen feiern können.
Aus dem Event- und Kultursektor kamen schon empörte Reaktionen. Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke erklärte seinerseits, dass man schärfere Maßnahmen in allen Sektoren brauche, auch zum Beispiel im Unterrichtswesen. Wie es hieß, werde Premierminister Alexander De Croo Kontakt mit den anderen Regierungschefs aufnehmen. Zusammen werde man entscheiden, ob beziehungsweise wann ein neuer Konzertierungsausschuss einberufen werden soll.
Roger Pint
jetzt wird es laecherlich.
der politik geht es nicht nur die Menschen sondern vor allem um sich selbst,
jeden Tag Kackophonie
Seit langem ist es unter Epidemiologen Konsens, dass es immer besser ist, frühzeitige und weitreichende Maßnahmen zu ergreifen, als zögerliche und zurückhaltende, die die notwendigen Einschränkungen nur in die Länge ziehen.
Belgien (und Deutschland) haben sich in der 4. Welle für die 2. Vorgehensweise entschieden, was die Opferzahl deutlich erhöhen und die gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen verschärfen wird.
Die Hochachtung gilt nach wie vor und nachdrücklich dem medizinischen- und Pflegepersonal, dessen Arbeit nicht oft genug gewürdigt werden kann, auch wenn dies nicht dazu beiträgt, den Einsatz dieser Menschen bis über deren Belastungsgrenze zu erleichtern.
Ja, es mag unversöhnlich klingen, aber Verachtung haben diejenigen verdient, die unaufhaltsam nach wie vor die Pandemie leugnen und alle Maßnahmen zu deren Eindämmung bekämpfen.
Man will es nicht glauben, aber es gibt sie tatsächlich immer noch, wie ein Blick in so manches asoziale Medium zeigt.
Sehr geehrter Herr Leonard,
Und was verdienen diejenigen, die die sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kolateralschäden der Corona-Maßnahmen, die Nebenwirkungen der Impfungen, die Erfolge der "Sonderwege" anderer Länder systematisch leugnen bzw. kleinreden, und dann noch obendrein Andersdenkende und Andersüberzeugte öffentlich "verachten", ausgrenzen und als Sündenbock brandmarken?
Herr Schmitz
Top
Besser hätte ich es nicht sagen können
👍
In der alternativen Realität des Herrn Schmitz sollte die Regierung natürlich noch länger die Augen vor der Realität verschließen. Der Drops ist an beiden Enden der Realitätsverweigerung gelutscht. Das Hoffen der Regierung auf eine Krisenbewältigung ohne drastische Maßnahmen ist genau so unrealistisch wie die Hoffnung, dass die wandelnden Beweisstücke des Dunning-Kruger-Effekts im just begonnenen 3. Jahr nach Entdeckung des Virus jemals wieder den Weg zurück in die Welt der Rationalität finden könnten. Das Ertragen der jeweiligen Krokodilstränen ist offenbar der Preis für ein Leben in einer Zivilisation, in der ein funktionierendes Gesundheitssystem noch eine Rolle spielt.
@ Schmitz - Sie meinen die "Kollateralschäden", dass Menschen mit Krebs, Herzinfarkt, und anderen schweren Erkrankungen erst einmal eine Wartenummer auf der Intensivstation ziehen müssen, weil eine Handvoll erleuchteter Impfverweigerer auf "Ihren" Platz pochen, weil sie "zuerst" da waren, um "Ihre" individuelle Freiheit wahrzunehmen, andere unnötig in Gefahr zu bringen, was alles mit einer Impfung vermeidbar wäre?
Nein, zu behaupten, dass das Virus doch nur eine "Grippe" sei und dass man das doch nur aussitzen müsse, oder wahlweise mit Bleichwasser, Vitaminen oder Pferde-Entwurmungsmittel 'behandeln müsse, hat nichts mit "andersdenken", sondern schlichtweg mit nicht-denken zu tun.
Viele Menschen sagen, man müsse doch "die andere Seite" hören - nein, man muss nicht jeden völlig faktenresistenten Blödsinn hören und noch weniger ernst nehmen.
Autos fahren nicht, weil Facebook oder Hinz und Kunz behauptet haben, dass sie fahren, sondern weil viele Menschen daran gearbeitet haben, dass sie tatsächlich, faktisch, wissenschaftlich-technisch erforscht und immer wieder nachweisbar fahren.
bei einer Impfpflicht sollte immer auf Risiken hingewiesen werden.
Es heißt doch auch in jeder deutschen Apotheken-Werbung beim Gebrauch von Medikamenten "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Warum sollte dies hier nicht gelten? Haben Politiker mehr zu sagen als Mediziner? Auch Impfschäden belasten das Gesundheitssystem.
Frage diesbezüglich für Ostbelgien:
Hat es schon ein Todesopfer aufgrund der Corona-Impfung in unserer Region gegeben?
@ Scholzen - Todesopfer gab es durch Impfungen in der DG noch keine. Durch Covid-19 jedoch bereits 126...
@ Guido Scholzen
"Auch Impfschäden belasten das Gesundheitssystem."
Welche Impfschäden bitte ? Das Aua nach dem Picks ? Die möglichen Kopfschmezen am Tag danach ?
Der eine Fall von Entzündung auf 100 000 Geimpften unter 29 ?
Es ist sogar erstaunlich wie wenige Impfschäden es gibt selbst für die Wissenschaft und Sie schaffen es dennoch so unverschämt zu sein dies gegen die echte Krankheit ins Feld zu führen.
Tja, die Desinformationskampagne der Herren Schmitz und Meyer verfängt offensichtlich auch bei Herrn Scholzen, nachdem diese beiden “Experten” vor wenigen Wochen heraus posaunt haben, 224 Menschen seien in der Folge oder im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion in Belgien gestorben.
Tatsächlich sind bis zu diesem Zeitpunkt von über 8,5 Millionen geimpfter Personen, 224 in einem zeitlichen Zusammenhang nach der Impfung gestorben.
Dass es “nur” bei 4 verstorbenen Geimpften einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung und der Todesursache gab, wie aus den von den Herren genutzten Veröffentlichung klar hervorgeht, wurde von Schmitz und Meyer nicht erwähnt. Warum auch?
Und wenn man schon bei der perfiden Fakten- und Zahlenmanipulation von Todesopfern ist, kann man im gleichen Atemzug auch behaupten, in den USA habe es 500.000 Impftote gegeben oder mehr Impftote als Covid19-Opfer oder in Wirklichkeit habe man die Grippe nur in Corona umbenannt…
Der pathologischen Fantasie sind bei manchen Querdenkern und Corona-Leugnern einfach keine Grenzen gesetzt.
Werter Herr Vega,
Ich bin kein Impfgegner und werde zur 3.Impfung gehen, no problem. Ich rufe sogar davor auf, die Impfungen beizubehalten während dieser kalten Jahreszeit. Mit der 3G-Regelung kann man leben.
Aber es gibt wenige Menschen, die aufgrund von Vorerkrankungen (Thrombose...) eine Impfung nicht wollen.
Diese Menschen sind natürlich eine Minderheit und man sollte diese nicht mit radikalen Impfgegnern in einen Topf schmeissen; was aber irgendwie indirekt geschieht.
Herr Vega, ich lasse mich nicht von Impfgegnern einvernehmen. Und es ist noch lange nicht 'unverschämt', wenn Fragen gestellt werden, die nicht politisch korrekt sind. Menschlich korrekt ist es allemal, wenn Wirkung und Nebenwirkung verglichen werden. Die starken Nebenwirkungen sind sehr selten, aber auch diese Menschen sollten nicht vergessen werden. Darum geht es.