Manche Aussagen scheinen eigentlich so logisch, dass man sich schon fragt, ob sie wirklich noch einmal gemacht werden mussten. Andererseits schadet es sicher auch nicht, den Menschen wieder ins Gedächtnis zu rufen, was in rund zwei Jahren Pandemie immer wieder aufs Neue schmerzhaft deutlich geworden ist.
Verhalten wirkt sich auf Pandemie-Entwicklung aus
Punkt eins: Es gibt wenige Gewissheiten, was das Coronavirus betrifft. Punkt zwei: Zu den wenigen Gewissheiten gehört, dass unser Verhalten sich auf die Entwicklung der Pandemie auswirkt. Damit hängt natürlich auch die Art und Weise, wie wir die Festlichkeiten zum Jahresende begehen können, von unserem Verhalten ab, wie der Premierminister am Morgen in der RTBF wiederholte.
Also, wie gehabt: Durch die Reduzierung von Kontakten, durch die Impfungen und die anderen Schutzmechanismen kann die Ausbreitung des Virus gebremst werden. Wenn wir all das in den kommenden Wochen ausreichend hinbekommen, dann könnten wir trotz allem ein deutlich anderes Weihnachten und Neujahr bekommen als 2020.
Ohne Impfungen gäbe es einen Lockdown
Der Grund dafür liegt natürlich auf der Hand: der heutige hohe Impfgrad. Vergangenes Jahr zu dieser Zeit hatte die Impfkampagne ja noch gar nicht begonnen. Das sei ein enormer Unterschied, so De Croo. Ohne die Impfungen befände sich Belgien jetzt ganz einfach in einem Lockdown, die Impfstoffe hätten also eindeutig für ein Maß an Freiheit gesorgt.
Die Regierungen des Landes haben sich in jüngster Zeit ja auch vermehrter Kritik ausgesetzt gesehen, weil viele fürchten, dass die bei den letzten beiden Konzertierungsausschüssen getroffenen Entscheidungen nicht hart genug sind, um die vierte Welle tatsächlich zu brechen.
Premier weist Kritik an Vorgehen der Föderalregierung zurück
Das sieht der Premier weiterhin nicht so. Zum einen seien die meisten Empfehlungen der Experten umgesetzt worden, von einem zu zurückhaltenden Vorgehen könne nicht die Rede sein. Zum anderen gebe es ja jetzt neue Maßnahmen, die bestimmte Sektoren sehr stark und andere auch noch recht deutlich träfen.
Darüber hinaus würden aber auch allen Menschen deutliche Anstrengungen abverlangt, etwa durch die breite Homeoffice-Pflicht. Im Gegensatz zu den vorherigen Wellen wolle man, dass das Leben weitergehen könne – wenn auch mit zusätzlichen Sicherheits- und Schutzmechanismen.
Es bedarf weiterer Überzeugungsarbeit
Er verstehe auch, dass es Menschen gebe, die immer noch an den Impfungen zweifelten, so De Croo. Er glaube zwar, dass sich diese Menschen irrten. Aber nur weil er das glaube, bedeute das nicht, dass nicht versucht werden sollte, sie noch zu überzeugen. Nur so könne der Impfgrad in Belgien noch weiter erhöht werden.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Premier bereit wäre, seine Position in puncto Impfpflicht für den Gesundheitssektor zu überdenken, wie er ebenso deutlich machte. Er glaube, dass man miteinander sprechen und einander zuhören müsse und so auch mögliche Streiks mitten in einer Corona-Welle verhindert werden könnten.
Es sei aber doch normal, dass Menschen in Krankenhäusern oder Altenheimen - Menschen also, die einem erhöhten Risiko durch das Virus ausgesetzt seien - verlangen könnten, durch das dortige Personal nicht zusätzlichen Gefahren ausgesetzt zu werden. Außerdem gebe es in anderen Ländern wie etwa Frankreich bereits eine entsprechende Impfpflicht.
Omikron: Grenzkontrollen möglichst vermeiden
Was die neue Omikron-Variante betrifft, ist dem Premier vor allem eines wichtig: Es müsse alles dafür getan werden, damit es innerhalb der Europäischen Union nicht wieder zu Kontrollen an den Grenzen komme. Gleichzeitig sei es aber auch normal, neue Varianten draußen halten zu wollen – und man habe schnell entsprechende Maßnahmen getroffen.
Bereits am Freitag sei beschlossen worden, dass Nicht-Belgier aus diesen Ländern nicht mehr einreisen dürfen und Belgier bei ihrer Rückkehr von dort in Quarantäne müssen. Jetzt gelte es, die Situation zu analysieren und das Ausmaß - sprich die Verbreitung - der neuen Omikron-Variante zu ermitteln, unterstrich der Premier.
Boris Schmidt