Wie viele geimpfte und wie viele ungeimpfte Menschen werden in Belgien eigentlich positiv auf das Coronavirus getestet? Wie hoch ist der Anteil der vollständig Geimpften bei den Covid-Patienten in den Krankenhäusern? Und bei den besonders schweren Fällen, die sogar zur Behandlung auf die Intensivstation müssen? Um das so präzise und zuverlässig wie möglich beantworten zu können, sammeln und analysieren die Experten des Instituts für Volksgesundheit Sciensano, beziehungsweise der Risk Management Group entsprechende Daten.
Im Rahmen des freitäglichen Pressetermins des Nationalen Krisenzentrums sind die Ergebnisse der zweiten dieser Studien vorgestellt worden. Ein Punkt war dem föderalen Corona-Kommissar auch dieses Mal sehr wichtig: Die zwei Bevölkerungsgruppen, die hier verglichen werden, also die geimpften und die ungeimpften Menschen, sind nicht immer gut vergleichbar. Das hängt unter anderem mit den unterschiedlichen soziodemografischen Profilen der Personen zusammen, also zu welcher anderen Bevölkerungsgruppe die Betroffenen noch gehören. Außerdem spielt nicht nur der Impf-Status eine Rolle, auch das dadurch bedingte Verhalten kann sich auswirken. Konkret: Wer geimpft ist, glaubt oft, sich größere Risiken erlauben zu können, weil er geimpft und damit geschützt sei.
Aber nicht nur das: Aktuell zirkuliert in Belgien sehr viel Virus. Die Impfstoffe bieten aber keinen hundertprozentigen Schutz, unterstrich Facon in der RTBF. Das heißt, dass auch Geimpfte einem größeren Risiko ausgesetzt sind, sich anzustecken - und damit auch, im Krankenhaus und sogar auf der Intensivstation zu landen. Dennoch ist das Urteil der Experten deutlich.
Die Impfung wirkt
Einmal mehr könne man den positiven Effekt der Schutzimpfung beobachten, bestätigte der Corona-Kommissar. Was die Ansteckungen betrifft, so zeigt sich die Wirkung der Impfung deutlich in der Altersgruppe der 18- bis 64-Jährigen: Die Inzidenz bei den Ungeimpften ist hier doppelt so hoch wie bei den Geimpften. Bei den Zwölf- bis 17-Jährigen ist dieser Unterschied sogar noch viel größer - hier spricht der Kommissar von acht Mal mehr Infektionen bei nicht-geimpften Jugendlichen. Das erklärt auch, wieso es in den Sekundarschulen viel weniger Infektionsherde gibt als in den Primarschulen. Die Kinder dort werden noch nicht geimpft.
Ein Befund, der damit nichts zu tun hat, aber dennoch zunächst aufhorchen lässt, ist, dass bei den geimpften Über-65-Jährigen die Inzidenz geringer ist als im Rest der erwachsenen Bevölkerung. Als mögliche Erklärung werden hier begrenztere soziale Kontakte ins Feld geführt.
Bei den Krankenhausaufnahmen verfüge man nicht lückenlos über Informationen zum Impf-Status - das betreffe 14 Prozent der Covid-Patienten, so Facon. Betrachtet man aber die anderen, dann wird deutlich, wie effizient die Vakzine auch hier schützen.
Auf das ganze Land bezogen ist das Risiko für geimpfte 18- bis 64-Jährige, ins Krankenhaus zu müssen, neun Mal geringer. Betrachtet man nur die Unter-55-Jährigen, sind sogar noch mehr Patienten nicht geimpft. Bei den vollständig geimpften 65- bis 84-Jährigen ist die Wahrscheinlichkeit immerhin auch noch drei Mal geringer. Bei den noch Älteren sind die Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften hingegen weniger deutlich. Das wird darauf zurückgeführt, dass Menschen in diesem Alter generell anfälliger sind und oft unter Vorerkrankungen leiden.
Intensivstationen
Noch markanter fällt die Schutzwirkung der Impfungen bei den Patienten auf den Intensivstationen aus, wobei bei 17 Prozent nichts über den Impf-Status bekannt ist. 14 Mal geringer ist das Risiko für geimpfte 18- bis 64-Jährige, so schwer zu erkranken, dass sie dort behandelt werden müssen. Bei den geimpften Über-65-Jährigen liegt das Risiko auch hier 4,5 Mal niedriger als bei den Ungeimpften, bei Über-85-Jährigen ist es auch noch doppelt so viel.
Über diese Gefahreneinschätzungen hinaus kann man aber noch weitere Schlussfolgerungen über positive Auswirkungen der Impfungen ziehen. Wer trotz Impfung an Covid erkrankt, der tut das weniger schwer. Wer ins Krankenhaus aufgenommen werden muss, läuft eine geringere Gefahr, auf die Intensivstation überwiesen zu werden. Das sei also sehr wichtig für die Genesung des Patienten, betonte der Corona-Kommissar.
Boris Schmidt