Eine Frage, die sicher die allermeisten Menschen bewegt, ist die, wie es ihnen finanziell im Alter ergehen wird. Sprich, wie es wohl um ihre Renten bestellt sein wird. Und die Belgier sind hier nicht sehr optimistisch über die Zukunft: Zwei Drittel glauben nämlich nicht, dass sie eines Tages noch eine anständige Pension bekommen werden. Diese Meinung ist relativ einhellig, egal, in welcher Region die Befragten leben.
Einen deutlichen Unterschied gibt es allerdings beim Geschlecht: Mit 72 Prozent sind Frauen deutlich stärker in Sorge um ihre Situation im Alter als Männer, von denen nur 59 Prozent sich entsprechend äußern. Ebenfalls bemerkenswert: Je näher sich die Befragten alterstechnisch an der Rente befinden, desto zuversichtlicher sind sie, noch eine ausreichende Pension zu bekommen.
Als positiv zu verbuchen ist in diesem Zusammenhang aber vielleicht, dass der Pessimismus bezüglich der Altersversorgung abzunehmen scheint und zwar ebenfalls in allen Regionen. Vor rund drei Jahren haben nämlich noch drei Viertel aller Befragten negative Prognosen über die Renten gestellt. Am markantesten ist die Zunahme einer optimistischeren Sichtweise dabei in der Wallonie, wo ein Sprung von 14 Prozent zu verzeichnen ist.
Ein anderes Umfrageergebnis dürfte der Politik derweil noch mehr Kopfschmerzen bereiten: Bekanntermaßen soll der Beschäftigungsgrad ja steigen, um unter anderem das Sozialsystem nachhaltig und finanzierbar zu machen. Die Menschen sollen also länger arbeiten. Aber obwohl eben 66 Prozent der Belgier nicht an eine anständige Rente glauben, wollen viele nichts davon hören, erst mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen – von 67 Jahren ganz zu schweigen. Letzteres soll ja bis 2030 das offizielle Pensionsalter werden.
Früher in Rente
Auf die Frage, bis in welches Alter sie sich denn physisch und mental in der Lage fühlen würden, zu arbeiten, antworten die Belgier im Schnitt mit einer Angabe von 60,9 Jahren. Nach Regionen aufgeschlüsselt sind es 60,5 Jahre in der Wallonie, 60,8 Jahre in Flandern und 62,3 Jahre in Brüssel. Dies führen die Experten auf die jeweils vorherrschenden Beschäftigungsfelder und -arten zurück. Im Vergleich zur letzten großen Umfrage ist das selbstgeschätzte Karriereende also um weitere 0,8 Jahre gesunken. Die Belgier wollen heute also aufgerundet ein Jahr früher in Rente gehen als 2018.
Die Menschen sind in diesem Zusammenhang auch dazu interviewt worden, wie viele Jahre jemand ihrer Meinung nach gearbeitet haben sollte, bis er oder sie Anrecht auf die Mindestrente haben sollte. Das ist ja eine Frage, die in den vergangenen Wochen schon zu heftigen politischen Auseinandersetzungen geführt hatte.
65 Prozent der Befragten geben an, dass sie 20 Jahre befürworten. Diese Zahl verteidigen die Liberalen auf beiden Seiten der Sprachgrenze, während die PS ja einen Vorstoß für zehn Jahre gemacht hat. Hier gibt es bei den Befragten, wenig überraschend, aber deutliche regionale Unterschiede: Während in Flandern 71 Prozent dafür sind, sind es in der Wallonie und in Brüssel respektive 56 und 52 Prozent. In diesen beiden Regionen ist die Arbeitslosigkeit auch deutlich höher.
Meinung zur Corona-Krise
Ein zweites wichtiges Thema des Großen Barometers war dieses Mal dann aber die Coronakrise beziehungsweise das Vorgehen der Verantwortlichen. In diesem Zusammenhang schlägt ja seit einiger Zeit eine mögliche Ausweitung des sogenannten "Coronapasses" oder Covid-Safe-Tickets hohe Wellen. Während es von bestimmten Menschen und auch von den betroffenen Sektoren lautstarke Kritik an entsprechenden Überlegungen und in Brüssel bereits konkreten Beschlüssen gibt, scheint das der Durchschnittsbelgier anders zu sehen: Eine Mehrheit von 66 Prozent findet laut der Umfrage eine Ausweitung des Coronapasses auf Aktivitäten des Alltagslebens gut.
Hier wird im Übrigen auch ein möglicher Zusammenhang mit dem jeweiligen Impfgrad sichtbar. Je mehr Menschen in einer Region bereits geimpft sind, desto mehr sind auch dafür, das Covid-Safe-Ticket breiter anzuwenden. Am größten ist die Zustimmung also mit 69 Prozent in Flandern, gefolgt von der Wallonie mit 61 Prozent und als Schlusslicht das schwarze Impf-Schaf Brüssel mit gerade einmal 54 Prozent.
Den gleichen Zusammenhang und die gleiche Reihenfolge sieht man auch beim Thema Pflichtimpfung gegen das Coronavirus. Und im Schnitt sind auch wieder zwei Drittel der Belgier für eine solche Maßnahme. Ein noch höherer Anteil der Bevölkerung, nämlich 80 Prozent, ist übrigens auch für eine dritte Impfdosis.
Und auch noch interessant festzuhalten ist schließlich vielleicht noch, dass 60 Prozent der Befragten bereit wären, im Fall eines erneuten Aufflammens der Epidemie einen neuen Lockdown zu akzeptieren. Eine Zustimmungsrate die landesweit mehr oder minder einheitlich ist.
Boris Schmidt