Über 7.000 Menschen haben zwischen dem 12. und dem 16. August an der entsprechenden Befragung teilgenommen, die die Basis für diesen mittlerweile 33. Bericht des "Motivationsbarometers" bildet. Dieses Mal wollten die Wissenschaftler vor allem wissen, wie die Belgier zur Einhaltung der Coronavirus-Schutzmaßregeln stehen. Aber auch, was sie über das sogenannte "Covid-Safe-Ticket" denken und ob sie eine Impfpflicht befürworten würden.
Eine gute Nachricht ist, dass sich die Motivation der Belgier, die Corona-Regeln zu befolgen, über die Sommermonate stabilisiert hat: Rund 36 Prozent geben an, sehr motiviert zu sein, sich an die Schutzmaßnahmen zu halten, 21 Prozent sind immerhin noch teilweise dazu motiviert.
Dabei sticht aber ein weiterer Befund schmerzlich ins Auge: Die Motivations-Kluft zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften wird immer größer, wie Maarten Vansteenkiste, Psychologe der Universität Gent, am Donnerstag unter anderem in Het Nieuwsblad hervorhebt. Laut Vansteenkiste sei bei den Nicht-Geimpften eine über die Zeit deutlich abnehmende Bereitschaft festzustellen, die Schutzmaßregeln nachzuleben.
Er warnt allerdings auch davor, alle Ungeimpften in dieser Hinsicht über einen Kamm zu scheren: Bei Ungeimpften, die bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen und davon genesen seien, fiele die Motivation etwa geringer aus, als bei Ungeimpften, die noch nicht an Covid erkrankt seien.
Für den Psychologen ist offensichtlich, dass die Menschen, die bereits eine Erkrankung hinter sich haben, davon ausgehen, bereits eine ausreichende Immunität gegen eine erneute Erkrankung aufgebaut zu haben. Und dass sie deswegen Schutzvorkehrungen eher in den Wind schlagen.
Aus dem Motivationsbarometer geht weiter hervor, dass Ungeimpfte außerdem auch ausgesprochen dafür sind, alle Schutzmaßregeln abzuschaffen. Bei Geimpften hingegen ist die Basis für so ein Vorgehen eher begrenzt.
Geteilte Meinung zur Impfpflicht
Bei der Frage einer Impfpflicht unterscheiden die Belgier offensichtlich nach dem Betätigungsfeld der betroffenen Personen. Eine Mehrheit, nämlich 59 Prozent, ist für eine verpflichtende Impfung des Gesundheitspersonals.
Fast gleich viele, 58 Prozent, wollen auch eine Impfpflicht für Menschen, die mit Risikogruppen arbeiten. Zu diesen Risikogruppen zählen etwa Ältere, Obdachlose oder auch Flüchtlinge.
Und genau die Hälfte aller Befragten will auch, dass sich Lehrer immunisieren lassen müssen für ihren Job. Für eine generelle Impfpflicht findet sich hingegen aktuell keine Mehrheit: Nur 42 Prozent befürworten eine verpflichtende Impfung für Erwachsene. Was die Impfung Zwölf- bis 18-Jähriger betrifft, fällt die Zustimmung sogar auf 35 Prozent.
Allerdings klaffen auch hier wieder die Präferenzen Geimpfter und Ungeimpfter auseinander – und zwar dramatisch: 84 Prozent der Ungeimpften lehnen eine Pflichtimpfung des Gesundheitspersonals vehement ab, 82 Prozent wollen das auch auf gar keinen Fall beim Kontakt mit Risikogruppen.
Bezüglich einer Impfung von Lehrern, Erwachsenen und Jugendlichen schnellt diese Ablehnung bei den nicht-geimpften Befragten sogar auf deutlich über 90 Prozent. Geimpfte hingegen sind generell – mit Ausnahme für die Gruppe der Jugendlichen – mehrheitlich und deutlich für eine Impfpflicht.
Covid-Safe-Ticket
Dieses Bild wiederholt sich so im Prinzip auch für das Covid-Safe-Ticket. Ungeimpfte lehnen radikal die Anwendung des belgischen Covid-Zertifikats ab, egal zu welchem Zweck. Von einer Ausweitung der Praxis natürlich ganz zu schweigen.
Geimpfte befürworten wenig überraschend die Anwendung des Covid-Safe-Tickets hingegen im Allgemeinen. Sie machen aber auch deutliche Abstufungen je nach spezifischem Anwendungszweck. Eine große Mehrheit von ihnen ist zum Beispiel ganz klar für das Covid-Safe-Ticket bei Großveranstaltungen, im Nachtleben und für Auslandreisen.
Auch für mittelgroße Veranstaltungen und Innenaktivitäten wie Kinobesuche ist die Zustimmung noch sehr eindeutig. Ein Covid-Safe-Ticket als Voraussetzung für den Besuch von Restaurants und so weiter findet hingegen nur noch eine knappe Mehrheit gut.
Nur 50 Prozent wollen den Gesundheitsnachweis für den Besuch von Universitäten vorschreiben. Als Vorbedingung zum Arbeiten oder zum Schulbesuch fällt die Zustimmung bei den Geimpften auf etwas über 40 Prozent. Keine Mehrheit aktuell dafür also, aber doch immer noch ein beträchtlicher Anteil Befürworter.
Als Schlussfolgerungen empfehlen die Experten des Motivationsbarometers den politisch Verantwortlichen im Prinzip, die bisherigen Ansätze weiterzuverfolgen. Die Menschen müssten allmählich und auf freiwilliger Basis motiviert werden, heißt es. Dabei könne beispielsweise helfen, die Wirksamkeit der Impfungen als Schutz gegen das Virus deutlicher hervorzuheben und mögliche Barrieren beim Zugang zu den Impfungen weiter abzubauen.
Boris Schmidt