Innerhalb der letzten rund sechs Wochen gab es bereits knapp 50 Rückrufaktionen. Allein am Dienstag wurden fünf Produkte aus dem Handel gezogen: Produkte von bekannten Marken, oft populäre Artikel. Das sorgt für Aufsehen und wirft Fragen auf.
Ethylenoxid wird auch in Krankenhäusern eingesetzt
Der Übeltäter heißt Ethylenoxid. Hier handelt es sich um ein Desinfektionsmittel, das unter anderem Pilzbefall oder Schimmelbildung verhindern soll. In Belgien wird es noch zum Beispiel in Krankenhäusern eingesetzt. In der Lebensmittelindustrie ist Ethylenoxid aber schon seit 2010 verboten. Genau dieses Mittel hat die föderale Agentur für Nahrungsmittelsicherheit, AFSCA, aber inzwischen einer ganzen Reihe von Lebensmitteln nachweisen können. "Wir führen ja permanent Kontrollen durch", sagte Jean-Sébastien Walhin, Sprecher der AFSCA, in der RTBF. Pro Jahr werden 65.000 Proben entnommen, die dann im Labor untersucht werden. "Und im Rahmen einer dieser Kontrollen sind wir auf die Ethylenoxid-Problematik aufmerksam geworden."
Zuerst fielen Sesamkörner aus Indien auf
Konkret hatte man dieses Ethylenoxid in Sesamkörnern festgestellt, die aus Indien eingeführt wurden - in kleinen Konzentrationen zwar, aber immerhin. Da das Produkt in Europa verboten ist, hat man eine großflächige Untersuchung durchgeführt und dabei seien sehr viele andere Produkte ins Netz gegangen. Erstmal ging es da um Lebensmittel, in denen Sesamkörner verarbeitet wurden. Das können Müsli-Riegel, Brot, Mehl oder sogar Vinaigrette-Soßen sein. Danach habe man die Untersuchung aber nochmal ausgeweitet, sagt Jean-Sébastien Walhin. Und dabei seien dann auch Kontaminationen bei einigen Gewürzen und auch Produkten auf Basis von Johannisbrotkernmehl festgestellt worden, die auch gleich aus dem Handel gezogen wurden.
Verbrauchern drohen bei vereinzeltem Verzehr keine Gesundheitsprobleme
Das Desinfektionsmittel Ethylenoxid sei aber zum Glück nicht hochgiftig, sagt der AFSCA-Sprecher. Dem Verbraucher drohten nicht gleich ernste gesundheitliche Probleme, wenn man doch schon eins der kontaminierten Produkte gegessen hat. Problematisch werde das erst bei regelmäßigem und längerfristigem Verzehr. Man spricht hier von einem "potentiell chronischen Risiko". Konkret: Man müsste schon über Jahre hinweg jeden Tag eine Handvoll kontaminierter Sesamkerne essen, bevor es wirklich gefährlich wird. "Gefährlich" dann aber in dem Sinne, dass Ethylenoxid auf Dauer krebserregend sein kann. Nicht umsonst gilt denn auch in Europa Nulltoleranz in Bezug auf dieses Mittel.
Flächendeckende Kontrollen sind unbezahlbar
Da mag man sich dann doch wundern, dass die Kontamination eigentlich eher zufällig aufgefallen ist. Das räumt man auch bei der AFSCA freimütig ein. "Wir können eben nicht immer alles kontrollieren", heißt es in der Branche, weil es schlichtweg unbezahlbar wäre. Immerhin sei es die AFSCA gewesen, die die Kollegen in Europa auf das Problem aufmerksam gemacht habe, sagt Jean-Sébastien Walhin. Und dann habe man schnellstmöglich dafür gesorgt, dass diese kontaminierten Produkte denn auch aus den Regalen verschwinden.
Besuch der AFSCA-Internetseite wird empfohlen
Die Geschäfte sind natürlich dazu angehalten, auf diese Rückrufaktionen hinzuweisen. Die AFSCA empfiehlt darüber hinaus, regelmäßig die Internetseite der Agentur zu konsultieren, um zu erfahren, welche Produkte betroffen sind. "Regelmäßig", denn die Liste könne noch länger werden. "Die Kontrollen laufen noch auf Hochtouren", sagt der AFSCA-Sprecher. Die genauen Informationen zu den betroffenen Produkten und Chargen sind auf der Webseite der Nahrungsmittelbehörde zu finden, allerdings nur auf den Seiten in niederländischer und französischer Sprache.
Roger Pint
Eine Behörde braucht wohl nicht die 3. Sprache (deutsch) in Belgien für solche wichtigen Informationen zu beachten.
Da ist noch viel Bedarf! Ist ja zu teuer zu übersetzen. Bürger 2.Klasse?
Schade!
Hallo Herr Paasch,
hier ist die DG gefordert, dafür zu sorgen, dass diese Behörde ALLE Informationen in deutscher Sprache zur Verfügung stellt.
Ich könnte kotz.., immer öfter und immer mehr . Irgendwann ist die Seite mit nicht essbaren Lebensmitteln voll. Und dann ? ;((
Es vergeht doch kein Tag mehr ohne Rückruf von Lebensmitteln. Es ist von Nudeln, Köse, Süßigkeiten, Tee, Brot usw. alles dabei Was machen die Menschen die die Warning nicht erreicht ? Wozu haben wir einen Verbraucherschutzmimisterium ? Müssen die Produkte nicht untersucht werden bevor sie in den Handel gelangen ? Wer ist dafür zuständig wenn nicht das Verbraucherschutz ministerium !?
Es ist doch irgendwie eigenartig was mittlerweile für Rückrufe sind. Es wird doch nur noch Schei... Verarbeitet. Gibt es denn keine Qualitätskontrollen mehr. Einkaufen, 14 Tage liegenlassen und schauen ob ein Rückruf gemeldet ist und dann kann man verzehren, das ist Deutschland.
Das ist das Ergebnis, wenn der Verbraucher immer nur nach dem billigsten Lebensmittel jagt, wie wärs mal mit dem BESTEN ? Und wie wärs mal, wenn man wieder zu Fachgeschäften gehen würde. Da kauft man nur, wofür man gekommen ist und hat nicht gleich einen halben Wagen voll Zeug, dass man zum Schluss wegwirft (daher, auch der berühmte "kleine Mann" kommt so wesentlich billiger weg.) Der Industriefraß macht uns alle krank... Und man komme mir nicht mit: es gibt keine kleinen Geschäfte mehr, diese gibt es nicht, weil die meisten zu den vermeintlichen Billigeren pilgern und man sie sich selbst kaputt gemacht hat.
Es geht wie immer in keinster Weise um unsere Gesundheit. Es geht ums Geld. Großkonzerne reGIERen. Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie ist ein riesen Geschäft mit schädlichen minderwertigen Substanzen.