Die Meldungen unter anderem aus dem Mittelmeerraum lassen in den letzten Tagen aufhorchen. Portugal ist ja ein bekanntes Sorgenkind, aber auch im Nachbarland Spanien kippen die Zahlen immer mehr. Katalonien zum Beispiel hat gerade beschlossen, Diskotheken und andere nächtliche Innenaktivitäten stillzulegen. Andere Regionen erwägen ebenfalls bereits die Wiedereinführung strengerer Regeln.
Der spanische Gesundheitsminister bezeichnete die neuesten Zahlen als "absolut nicht gut". Und das Virus greift dort besonders unter den jüngeren Bevölkerungsgruppen rasant um sich. Die Zahlen stiegen auch in anderen touristischen Hotspots sehr schnell, erklärte der bekannte Biostatistiker Geert Molenberghs in der VRT.
Explosionsartige Zunahme der Infektionen
Vor diesem Hintergrund lassen auch die belgischen Zahlen erst einmal die Alarmglocken schrillen. In der Woche vom 26. Juni bis zum 2. Juli sind in Belgien im Durchschnitt über 500 Menschen pro Tag positiv auf das Virus getestet worden. Im Vergleich zur Woche davor ist das eine geradezu explosionsartige Zunahme um 52 Prozent. In Wallonisch-Brabant - der am schlimmsten getroffenen Provinz - sind es sogar schwindelerregende 144 Prozent.
Bei den meisten Infizierten handele es sich um Personen im Alter zwischen zehn und 40 Jahren, so Molenberghs. Das überschneidet sich also zu einem großen Teil mit den Befunden aus anderen Ländern, nach denen aktuell vor allem jüngere Bevölkerungsgruppen für die Ausbreitung des Virus sorgen. Welche Faktoren in Belgien exakt zu dieser Zunahme führen, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas schwammig. Auch wenn es natürlich Indikatoren gibt: der Virologe Yves Van Laethem, auch Sprecher des Nationalen Krisenzentrums, spricht in der Zeitung L'Avenir von einer Mischung der Delta-Variante, der Tatsache, dass sich die Menschen mehr bewegten. Und nicht zuletzt spielt auch die Fußballeuropameisterschaft eine Rolle. Davor, dass jene sowohl durch Fans an den Spielorten selbst, aber natürlich auch beim Public Viewing einen nicht unerheblichen Risikofaktor darstellt, hatten Experten ja schon lange gewarnt.
Mehr Tests wegen Reisewilligen
Es gibt aber noch einen anderen, sehr logischen Grund: Es werde in Belgien viel mehr getestet, weil die Menschen reisen und in den Urlaub wollten. Und dafür oft eben bei der Einreise einen Test vorlegen müssten. Deswegen sehe man hier auch eine Zunahme der bestätigten Infektionen, einfach weil eben mehr getestet würde. Beträchtlich mehr, wie aus den Zahlen von Sciensano hervorgeht: 49 Prozent mehr Tests als in der Vergleichswoche davor waren es zuletzt.
52 Prozent mehr bestätigte Fälle bei 49 Prozent mehr Tests sorgt zumindest fürs Erste doch für Erleichterung. Das spiegelt sich auch in der sogenannten Positivitätsrate wieder, also dem Anteil positiv ausgefallener Tests bezogen auf die Gesamtzahl durchgeführter Tests. Die ist nämlich stabil geblieben. Von einer neuen Welle kann also definitiv keine Rede sein zum jetzigen Zeitpunkt. Dennoch gibt es aber auch echte Ausbrüche, sowohl bei uns als auch wie bereits erwähnt im Ausland, so der Biostatistiker.
Krankenhausaufnahmen weiter rückläufig
Wenn man sich die Sciensano-Daten genauer ansieht, stellt man auch fest, dass die sogenannte Reproduktionszahl bei fast 1,4 liegt. Das ist die Zahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Infizierten angesteckt werden. Und dass dieser Wert über eins liegt bedeutet eben auch, dass die Epidemie - rein auf die Fallzahlen bezogen - wieder Fahrt aufnimmt. Das schlägt sich aber glücklicherweise zumindest aktuell nicht in den Krankenhaus- und Todesopferzahlen nieder, die weiterhin rückläufig sind.
Für Geert Molenberghs ist das, was sich diesen Sommer auch hierzulande abspielen wird, ein Wettlauf zwischen der gut fortschreitenden Impfkampagne einerseits und der sehr ansteckenden Delta-Variante andererseits. Wie dieses Rennen ausgehen wird, weiß natürlich auch er nicht. Wenn sich die Menschen in den kommenden Monaten noch so vorsichtig wie nötig verhalten, dann könne alles gut gehen. Aber wenn nicht, dann mache er sich durchaus Sorgen.
Boris Schmidt
Und da fragt man sich, warum man immer noch diese Masken, von denen je nach Fabrikat einige richtig stinken, die Nase verstopft seit über einem Jahr...immer noch aufziehen soll, wenn alle geimpft sind.
Das geht jetzt seit fast 1,5 Jahren..Belgien impft wie verrückt ist quasi an vorderster Stelle....da wird es doch irgendwann Zeit mal: Maske ab zu sagen...zumindest auf der Arbeit in den Einrichtungen wo alle geimpft sind...
Das wäre ein logischer Schritt....aber logisch ist dieser Pandemie gar nichts...
Unfd so langsam.....Punkt, Punkt, Punkt....
Mit der Zunahme der Tests lässt sich der Anstieg der Infektionszahlen leider nicht wegdiskutieren. Vor dem 22.6. nahm für zwei Wochen die Zahl der täglichen Neuinfektionen wöchentlich um etwa 40 % ab. Wenn man die aktuelle Zunahme der Neuinfektionen um einen Faktor etwa 1,5 in einer Woche mit der entsprechenden Zunahme der Tests um ebenfalls etwa Faktor 1,5 korrigiert, wäre die Anzahl pro Bevölkerung etwa konstant geblieben. Die vorher vohandene Abnahme um wöchentlich 40 % ist also selbt dann verspielt. Gründe können die Delta-Variante, Zusammenkünfte aufgrund der EM, Aufhebung von Maßnahmen, die am 18.6. aufgehoben wurden, sein. Wenn die EM der Grund ist, werden die Zahlen in wenigen Tagen wieder abnehmen. Bei den anderen Gründen leider nicht.
Man sollte endlich die (inzwischen geringe) Anzahl Todesfälle durch Covid 21 in den Mittelpunkt stellen, nicht die der Infektionen. Dann würde man feststellen: es gibt keinen Grund mehr für all die Maßnahmen.
Eine äußerst kurzsichtige Sicht der Dinge, lieber Ralf.
Es besteht weder Grund zur Panik (den hat es nie gegeben) noch zu übermäßiger Sorge.
Wohl bestehen nach wie vor Gründe, vorsichtig zu sein.
"All diese Maßnahmen" gibt es schon seit Wochen nicht mehr. Ein wenig Vorsicht tut jedoch niemandem weh.
Trotz weit fortgeschrittener Impfkampagne gibt es nach wie vor vulnerable Personengruppen.
Eine Herdenimmunität wird angesichts der Impfskepsis eines Teiles der Bevölkerung kaum zu erzielen sein und welchen Schutz die Impfung genau bei den Varianten bietet, ist nicht abschließend geklärt.
Auf dem Höhepunkt der Pandemie starben täglich 15.000-20.000 Menschen täglich weltweit im Zusammenhang mit einer Infektion. Jetzt sind es täglich noch 8.000...
Die jetzigen Todeszahlen in Belgien sind eine Momentaufnahme und können (mit zeitlichem Versatz) auch wieder steigen.
Bevor jetzt die Grundlage dafür geschaffen wird, dass im Herbst eine 4. Welle droht (deren Umfang kaum vorherzusehen ist), was hindert dich daran, weiter ein Mindestmaß an Covid-Verhaltensregeln zu beherzigen?
In Europa beginnt jährlich im Herbst die Grippe-Saison. Da es Influenza seit 2020 angeblich nicht mehr gibt und durch Corona ersetzt wurde, müssen wie die Grippe-Saison neu definieren: Es macht sich jedes Jahr eine oder mehrere neue Mutationen eines Grippe-Virus auf den Weg durch die Bevölkerung, und nun haben wir es eben mit neuen Corona-Mutationen zu tun. Covid ist die neue Grippe-Erkrankung in der Menschheit.
Und auch wie bei Influenza, sollten wir uns für jede Saison erneut gegen die aktuellste Corona-Mutation einstellen und impfen lassen – auf freiwilliger Basis und vor allem die Risiko-Gruppen. Und das beim Hausarzt.
Ob bei Corona wirklich die errechnete Herdenimmunität erreicht werden muss (wie beispielsweise bei den Masern), um die Todeszahlen und Hospitalisationen zu begrenzen, stelle ich mehr und mehr in Frage.