Meistens wird ja einfach von DEM europäischen Covid-Zertifikat gesprochen. Aber wenn man präzise sein möchte, sind es eigentlich drei verschiedene Zertifikate, um die es geht. Das hat auch Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke am Mittwochmorgen in der RTBF noch einmal erklärt.
Es gibt das Zertifikat der vollständigen Impfung, das Ergebnis eines kürzlich gemachten negativen Corona-Tests und eben den Nachweis, dass man von einer Covid-Erkrankung genesen und immun ist. Und dann gibt es noch die Technologie, die diese Zertifikate quasi "transportiert": sprich die entsprechende Smartphone-App, die dann den berühmten QR-Code wiedergibt. Die kann man sich seit Mittwochvormittag im Internet unter covidsafe.be herunterladen.
Aber keine Sorge, auch an die vielleicht etwas weniger Technikaffinen unter uns ist gedacht worden beziehungsweise an die, die keine Smartphones mögen und Papier bevorzugen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man lädt das digitale EU-Covid-Zertifikat unter www.meinegesundheit.be herunter oder man ruft im zuständigen Callcenter an und bittet darum, eine Papierversion per Post zugeschickt zu bekommen. Dann sollte man allerdings auch einen gewissen Zeitpuffer einplanen.
Wie groß der tatsächliche Nutzen des belgischen digitalen europäischen Covid-Zertifikats allerdings schon heute ist, das ist eine etwas kompliziertere Geschichte. Bislang akzeptieren Griechenland und Kroatien das Zertifikat schon. Belgier könnten die App also sofort benutzen, um eben zum Beispiel nach Griechenland zu reisen.
Aber bei anderen Ländern könne es eben durchaus sein, dass die ihr System zum Einlesen der europäischen Zertifikate nicht vor dem 1. Juli in Betrieb nehmen, warnt Vandenbroucke. Es ist also sicher nicht verkehrt, sich vor der Urlaubsreise auf der Webseite des belgischen Außenministeriums zu informieren. Gleiches gilt auch für die genaueren Modalitäten der Zertifikate.
Kinder unter sechs Jahren brauchen kein Zertifikat. Zwischen sechs und 18 Jahren allerdings schon. Und was dann genau für junge Reisende gilt, das legen die Länder fest. Möglicherweise abweichende Regelungen für bestimmte Regionen oder Länder können zum Beispiel auch im Internet unter www.reopen.europa.eu abgerufen werden. Von der jeweiligen Politik des Ziellandes hängt natürlich auch ab, welche Privilegien oder Rechte erwachsene Belgier im Auslandsurlaub haben werden.
Antigen-Schnelltests in Apotheken
Für das kostenlose Reise-Zertifikat soll neben dem Impfnachweis wie bereits erwähnt auch ein Genesungsnachweis reichen oder eben ein frischer negativer Corona-Test. Und hier wird es dann schon wieder unübersichtlicher: Manche Länder akzeptieren zum Beispiel ausschließlich PCR-Tests – das gilt unter anderem bei Einreisen beziehungsweise Rückreisen nach Belgien. Für andere Länder hingegen reicht auch ein sogenannter Antigen-Schnelltest. Die kann man zum Beispiel in Frankreich einfach in der Apotheke machen lassen. In Belgien aber nicht. Noch nicht. Denn Gesundheitsminister Vandenbroucke hat hier gute Nachrichten.
Belgien sei dabei, einem entsprechenden Beschluss den letzten Schliff zu geben, um auch hierzulande Antigen-Schnelltests in Apotheken zu erlauben. Die wären dann für Leute, die aus irgendwelchen Gründen eben keinen PCR-Test machen konnten. Aber ob und wo die dann anerkannt würden, das hängt allein vom Zielland ab, betont der Minister. Und Achtung: Ob bestimmte Apotheker diese Schnelltests dann auch anbieten werden, das entscheiden sie ganz allein.
Orange Zone
Eine weitere Entwicklung, die für Reisewillige wichtig werden könnte, hat zunächst einmal nicht direkt etwas mit dem digitalen EU-Zertifikat oder den Tests zu tun. Aber sie wird sich voraussichtlich doch merklich auswirken. Es wird nämlich erwartet, dass Belgien aufgrund der sehr positiven Entwicklung der Corona-Zahlen auf der europäischen Risikokarte nicht mehr als "rote" Zone eingestuft werden wird, sondern als "orange". Und das würde zum Beispiel Belgier betreffen, die über die Grenze in die Niederlande gehen. Für orange Zonen entfällt nämlich dort die Pflichtquarantäne.
Weil aber die einzelnen Länder ihre Corona-Politik selbst festlegten, bleibe das uneinheitlich und ein bisschen ein Puzzle, unterstreicht der Gesundheitsminister. Sprich auch hier gilt: sich immer zuerst über die Regelungen im Zielland informieren.
Boris Schmidt