Der Bürgermeister von Ostende, Bart Tommelein (Open VLD), hatte sich Ende März geärgert, als die Küste von Zug-Touristen überrannt wurde. Er war aber nicht der einzige, der sich über die überfüllten Züge zur Küste beschwert hat. Aber seine Kritik ist hängen geblieben. „Für fast alle Bereiche kann man einen Termin machen, nur bei der Bahn ist das nicht möglich" sagte Tommelein mit Spott.
Bekommt Belgien bald ein Zugreservierungssystem? Vermutlich nicht.
Mobilitätsminister Georges Gilkinet (Ecolo) hat daraufhin eine Studie in Auftrag gegeben. Und das Ergebnis lautet: Ein Reservierungssystem für die Bahn ist nicht wünschenswert.
Welche Gründe sprechen dagegen?
Man hätte zwar eine Sitzplatzgarantie. Aber dieser Vorteil wiege die Nachteile nicht auf, heißt es. Die Bahn bräuchte mehr Kontrolleure. Nicht nur für das Bahnticket, sondern auch für die Sitzplatzkontrolle. Es gibt technische Bedenken. Es würde aber auch Fahrgäste abschrecken, weil die dann weniger flexibel sein könnten. Einfach einen Zug früher oder später nehmen, wäre dann nicht mehr möglich.
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Laut Studie gibt es nur in wenigen europäischen Ländern ein Reservierungssystem. Deutschland ist so ein Land. Da gibt es Sitzplatzreservierungsmöglichkeiten für die Fernverkehrsstrecken oder für einige Regionalstrecken. Es gibt auch für manche Linien Dauersitzplatzreservierungsangebote.
Projekt Sitzplatzreservierungssystem für Belgien gestorben?
Erstaunlicherweise dann doch nicht. Die belgische Bahn experimentiert jetzt mit einem sogenannten Küstenexpress. Das sind Extrazüge zum Meer, bei denen die Fahrgäste einen Sitzplatz reservieren müssen. Das System wird am kommenden Wochenende getestet. Und wenn die Auswertung positiv ausfällt, werden weitere solcher Züge an die Küste geschickt.
Laut Mobilitätsminister Gilkinet widerspricht diese Initiative aber nicht den Schlussfolgerungen der Studie. Diese Direktzüge sollen ein neues und ergänzendes Angebot zum normalen Zugverkehr sein. Damit will man noch mehr Menschen davon überzeugen, das Auto zu Hause zu lassen und mit dem Zug an die Küste zu fahren. Das sei zeitsparend und der Sitzplatz ist auch sicher. Aber das reguläre Angebot muss weiterhin ohne Reservierungen bestehen bleiben, so der Minister.
destandaard/mz