Letzte Woche sind täglich im Durchschnitt 115 Covid-Patienten zur stationären Behandlung aufgenommen worden, 13 Prozent weniger als in der Vorwoche. In den Krankenhäusern befinden sich aktuell rund 1.500 Covid-Patienten, 542 davon auf Intensivstationen. Die Virologen gehen weiterhin davon aus, dass die Marke von 500 Covid-Intensiv-Patienten Anfang Juni unterschritten werden kann - eine Grundbedingung für die nächsten Lockerungen. Jeden Tag sterben 19 Menschen an den Folgen einer Infektion. Das ist ein Rückgang um 24 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Bei den Neuinfektionen ist die Tendenz wieder leicht steigend. Es sind zehn Prozent mehr im Vergleich zur Vorwoche. Doch kein Grund zur Sorge, sagen die Experten. Yves Van Laethem erklärte diese Zahlen durch den Feiertag. In der Vorwoche hatten sich weniger Leute testen lassen. Wenn man sich die täglichen Ansteckungen anschaue, bleibe die Tendenz sinkend.
Darüber hinaus läuft die Impfkampagne weiterhin gut. Fast die Hälfte der erwachsenen Belgier hat eine erste Impfung gegen das Coronavirus bekommen. Doch hier warnt das Krisenzentrum: Eine erste Dosis schützt nicht sofort. Es gibt mehrere Fälle von Geimpften, die sich nach der ersten Spritze infiziert haben.
"Es ist so: ein Impfstoff braucht zehn, zwölf manchmal zwanzig Tage, um wirksam zu sein", erklärte Steven Van Gucht. Nach der ersten Dosis sollte man also nicht denken, dass man vollständig vor dem Virus geschützt sei. Die Menschen sollten nach der Impfung weiterhin die gleichen Maßnahmen befolgen, denn die Ansteckungsgefahr bleibe vorhanden.
Die zweite Dosis ist also wichtig. Jetzt zeigt eine neue britische Studie, wie die zweite Spritze vor den aggressiveren Formen des Virus schützt. Die Studie gilt für die Impfstoffe Pfizer und Astra-Zeneca, der Impfstoff Moderna wurde nicht erwähnt. Sie Studie zeigt auch, dass beide Impfstoffe vor der britischen und indischen Variante des Coronavirus schützen. Eine erste Dosis schütze maximal zu 50 Prozent vor diesen Varianten, mit der zweiten Dosis sei man aber zu 90 Prozent sicher, keine schweren Symptome zu entwickeln.
Ob eine zweite Dosis für Genesene nötig ist, das steht momentan noch zur Debatte. Manche Experten sind nämlich dagegen. In Frankreich zum Beispiel müssen Genesene keine zweite Dosis verabreicht bekommen. In Belgien sieht das anders aus. Sabine Stordeur von der Impf-Taskforce erklärte, dass eine einzige Dosis, trotz natürlicher Antikörper, nicht unbedingt vor einer neuen Ansteckung schützt. Der Schutz, der Genesene durch natürliche Antikörper erlangen, halte auch weniger lange an als der Schutz durch den Impfstoff.
Am Donnerstag entscheidet der Hohe Gesundheitsrat über die Notwendigkeit der zweiten Impfdosis bei Genesenen.
Daphné Chapellier