Die fieberhafte Suche nach Jurgen Conings stand am Donnerstag auch im Mittelpunkt der Fragestunde in der Kammer. Dabei musste die Regierung zum Teil harsche Kritik einstecken. Viele Fraktionen zeigten sich empört darüber, dass ein Mann wie Conings nach wie vor Zugang zu Waffen und Munition hatte. Der 46-Jährige steht seit rund einem Jahr auf der Gefährder-Liste des Anti-Terror-Stabs Ocam. Wegen rechtsextremer Umtriebe und Todesdrohungen unter anderem gegen Virologen waren auch bereits zwei Disziplinarmaßnahmen gegen ihn verhängt worden.
"Wie ist es möglich" war somit auch der wohl meistgehörte Satz während der Fragestunde. Wie ist es möglich, dass ein Soldat weiterhin Zugang zu Waffen und Munition hat, obgleich er doch vom Anti-Terror-Stab Ocam als potenzieller Gefährder eingestuft wurde? Zwar war Jurgen Conings innerhalb der Armee aus Disziplinargründen zwangsversetzt worden. Das aber ausgerechnet in eine Abteilung, die die Waffen- und Munitionbestände verwaltete.
Premierminister Alexander De Croo teilte die Empörung. Und er versprach strenge Maßnahmen, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder nannte später Beispiele: Der Entzug von Zugangsrechten, aber auch Suspendierungen und sogar Entlassungen seien möglich.
De Croo und Dedonder, waren sich einig: Für Extremisten und Faschisten gebe in keinen Platz im Staatsdienst, erst recht nicht bei den Sicherheitsbehörden.
Verstärkung
Den ganzen Tag haben rund 400 schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten das Naturschutzgebiet Hoge Kempen in der Provinz Limburg durchkämmt - bisher allerdings ohne Erfolg. Auch Panzerfahrzeuge und Hubschrauber sind im Einsatz. Inzwischen sind Polizisten und Soldaten aus Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg als Verstärkung eingetroffen.
Die föderale Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Conings noch lebt, bewaffnet ist und eine Gefahr darstellt. Prokurator Wenke Roggen sagte, die Suche werde fortgesetzt, bis Conings gefunden werde.
Auch in der Nähe von Löwen ist am Donnerstag nach Jurgen Conings gesucht worden. Bei der Polizei war ein Tipp eingegangen, dass der Flüchtige in der Gemeinde Wijgmaal gesehen worden sei. Diese Aktion ist inzwischen beendet worden.
rop/est