Der Mindestlohn liegt in Belgien bei 9,65 Euro die Stunde. Bei Vollzeit bedeutet das für einen Alleinstehenden ohne Kinder 1.340 Euro netto im Monat. 60.000 Beschäftigte in Belgien arbeiten zu diesem Mindestlohn. Man findet sie überwiegend in der Taxi-Branche, bei kleinen Zustelldiensten oder im Interimssektor. 60.000 Menschen bei hierzulande fünf Millionen Arbeitnehmer, das sind gerade mal 1,2 Prozent.
Kritiker argumentieren deshalb, dass ein höherer Mindestlohn eine rein symbolische Maßnahme wäre. Aber das ist nicht das einzige Argument. Viel schwerwiegender wären die indirekten Folgen eines höheren Mindestlohns. Steigt der Mindestlohn, dann steigen allgemein die unteren Löhne und das macht es gerade für Geringqualifizierte noch schwerer, einen Job zu finden.
Einfach gesagt: Ein Arbeitnehmer muss seinen eigenen Lohn für einen Betrieb erwirtschaften, sonst würde der Betrieb mit der Anstellung Geld verlieren. Je höher der Lohn, desto höher die Hürde, dass ein Job überhaupt entsteht.
Ob ein höherer Mindestlohn also für mehr Arbeitslosigkeit sorgt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Gewerkschaften sagen: Mehr Lohn bedeutet mehr Kaufkraft, bedeutet mehr Geld, das in die Wirtschaft zurückfließt. Arbeitgeber hingegen sagen: Gerade im Niedriglohn-Segment können Betriebe die geforderten Mindestlöhne gar nicht aufbringen und dann entsteht tatsächlich doch mehr Arbeitslosigkeit, weil für Geringqualifizierte keine Jobs da sind.
In den Niederlanden oder in Deutschland gibt es im Vergleich dreimal so viele Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten, während in Belgien diese Menschen oft in der Arbeitslosigkeit verharren - das sagt Armutsforscher Ive Marx von der Uni Antwerpen in De Standaard.
Marx schlägt andere Lösungen vor als einen höheren Lohn. Er sieht den Schlüsselweg darin, Menschen aus dem Niedriglohnsektor mit anderen staatlichen Hilfen zu unterstützen - etwa zusätzliches Wohngeld oder mehr Kindergeld. Das sei beispielsweise in den Niederlanden so. Die Gewerkschaften hingegen kritisieren, dass ein höherer Grundlohn auch für mehr Ansprüche bei beispielsweise der Rente sorge. Das stelle einen Arbeitnehmer am Ende besser, als zusätzliche staatlichen Leistungen. Aber auch nur dann, wenn er überhaupt einen Job hat.
standaard/okr
Diese Diskussion soll doch nur davon ablenken, dass Arbeit generell zu teuer ist in Belgien im Vergleich zu den Nachbarländern. Und warum ? Irgendwie müssen die "schönen Pöstchen", dh die komplizierte belgische Staatsstruktur, bezahlt werden.
Diese ganze Diskussion würde es nicht geben bei einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle.
@ Marcel Scholzen, ein bedingungsloses Grundeinkommen hört sich gut an, es wären aber unendlich viele Fragen zu klären...damit es bezahlbar bleibt, gerecht ist und die Arbeitsleistung verbessert wird.
Es geht den Parteien und ihren Mitläufern nur darum ihre Macht nicht zu verlieren. Daher kommen diese mit solch, in meinen Augen, Menschenverachtenden Vorschlägen, nachdem Motto : Ein wenig mehr Karotte an die Angel, bitte...
Das die, die die Angel halten und es sich auf dem Esel bequemen mal vom Esel runter müssen wird nicht angedacht. Es braucht wohl mal einen ordentlichen Bocker und Fusstritt des Esels damit die da runter fliegen ! Ein bedingungsloses Grundheikommen bedingt zu erst mal das profitgeile Leistungs- und Machtsystem zu kompostieren !
Es gibt auf der Erde zahlreiche Länder mit Niedrigstlöhnen, innerhalb und außerhalb Europas. Haben die etwa Vollbeschäftigung ?
Umgekehrt sorgen hohe Mindestlöhne wie in Luxemburg, der Schweiz oder den skandinavischen Ländern dafür, dass Arbeit sich für alle lohnt.
Man sollte doch mal die Idee des bedingungslosen Grundeinkommen diskutieren und von allen Seiten unter die Lupe nehmen, um die Machbarkeit zu überprüfen. Wenn ökonomisch verkraftbar, dann bin ich dafür.
Sinn und Zweck von Arbeit ist es, den Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn es sich nicht mehr lohnt, arbeitet man besser nicht. Den deutschen Niedriglohnsektor kann man nur als Verstoß gegen die Menschenwürde bezeichnen. Da ist es ja besser, man geht ins Gefängnis.