Die Abflughalle des Landesflughafens Zaventem, Punkt 7:58 Uhr. König Philippe und Königin Mathilde, Premierminister Alexander De Croo und seine Ehefrau, sowie Vertreter der Opferverbände und der Flughafenbediensteten, sie alle sind gekommen, um der Opfer des Anschlags vom 22. März 2016 zu gedenken.
Vor exakt fünf Jahren brach hier, in eben dieser Abflughalle, die Hölle los. Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben: überall Rauch, leblose Körper. Wer noch auf den Beinen ist, flieht in Panik aus der Abflughalle. Die Fassade des Flughafengebäudes liegt buchstäblich in Scherben, die Decke ist teilweise eingestürzt.
Allein dort wurden 16 Menschen von den Attentätern in den Tod gerissen. Die Namen der Opfer wurden am Montag noch einmal verlesen. Zahlreiche weitere Menschen wurden für ihr Leben gezeichnet. Erstmal körperlich. Viele trugen furchtbare Verletzungen davon, wurden von den Nagelbomben buchstäblich zerfetzt. Und dann sind da noch die psychischen Folgen. Das gilt nicht nur für die, die an jenem 22. März in der Abflughalle waren, sondern auch für die Hinterbliebenen, denn auch deren Leben hat sich durch den Verlust eines geliebten Menschen für immer verändert.
Nach dem Brussels Airport stand für die höchsten Vertreter des Staaten gleich die nächste Etappe auf dem Programm. Sie folgten quasi der Spur des Grauens. 9:11 Uhr, Metrostation Maelbeek. Vor fünf Jahren zündete genau hier ein Attentäter seinen Sprengstoffgürtel in einem U-Bahnzug, der gerade im Begriff war, die Haltestelle in Richtung Stadtzentrum zu verlassen. Der zweite Waggon des vollbesetzten Zuges wurde regelrecht in Stücke gerissen.
Auch hier sterben 16 Menschen. Und auch an sie wurde am Montag noch einmal erinnert. Auch an dieser kurzen Gedenkfeier nahmen Vertreter der Opferverbände und auch Überlebende teil. Und auch hier wurde am Ende eine Schweigeminute eingelegt.
Ein schmerzhafter Tag für die Opfer und Hinterbliebenen, zumal viele von ihnen sich nach wie vor vom Staat im Stich gelassen fühlen. Doch so schmerzhaft die Erinnerungen auch sein mögen, es sei ihr ein Anliegen, einmal im Jahr an den Ort zurückzukehren, an dem sie das Schicksal ereilt hat, sagte in der RTBF Sylvie Ingels, die vor fünf Jahren in der Abflughalle in Zaventem war. Es gehe darum, der Opfer zu gedenken, aber es gehe auch um die Überlebenden, weil auch deren Leben sich für immer verändert hat.
Mit ihr, mit allen Opfern und Hinterbliebenen erinnert sich aber ein ganzes Land an diesen dramatischen 22. März 2016. An die schrecklichen Bilder, die in Schleife über die Fernsehbildschirme liefen. Bilder von Menschen mit fruchtbaren Verletzungen, Bilder von der eingestürzten Abflughalle, Bilder des zerfetzten Metrozuges, die unzähligen Feuerwehr- und Notarztwagen, das furchteinflößende Chaos: Bilder wie aus einem Krieg...
Und man erinnert sich auch nochmal an die Jagd auf die überlebenden Terroristen; jene beide Männer, die auf Bildern von Überwachungskameras zusammen mit den Selbstmordattentätern zu sehen waren, die sich aber nicht in die Luft gesprengt hatten. Deswegen war gleich nach den Anschlägen Terrorwarnstufe 4 verhängt worden. Diese Männer konnten erst zweieinhalb Wochen nach den Anschlägen festgenommen werden. Zusammen mit einer ganzen Reihe von weiteren Komplizen und Handlangern warten diese Leute jetzt auf ihren Prozess. Das Verfahren vor dem Brüsseler Schwurgericht wird voraussichtlich im September kommenden Jahres stattfinden.
Zentrale Gedenkfeier für Opfer der Terroranschläge vom 22. März 2016
Roger Pint