Impfen mit Astrazeneca geht in Belgien weiter - Impfexperte Van Damme erklärt Gründe

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. Das dänische Gesundheitsinstitut ließ am Donnerstag mitteilen, dass es Meldungen über Blutgerinnsel gegeben habe bei Menschen, denen der Astrazeneca-Impfstoff gespritzt worden ist. Blutgerinnsel können zu Thrombosen führen. Und an so einer Thrombose ist eine Person in Dänemark gestorben, in Österreich soll es zu einem weiteren Todesfall gekommen sein.

Hinzu kommen mögliche weitere Fälle, die nicht tödlich ausgegangen sind. Das dänische Gesundheitsinstitut stellte auch klar, dass im Augenblick noch keine Schlussfolgerungen gezogen werden könnten, dass es tatsächlich einen kausalen Zusammenhang gebe. Aber das ist natürlich nicht das, was bei den meisten Menschen hängen geblieben ist. Sondern die Entscheidung, die Dänemark gefällt hat: Nämlich dass vorsichtshalber alle weiteren Impfungen mit Astrazeneca ausgesetzt werden.

Dem Vernehmen nach steht vor allem eine spezifische Lieferung des Astrazeneca-Impfstoffs unter Beobachtung. Die ist an 17 europäische Länder gegangen - Belgien ist allerdings nicht darunter. In Italien sind außerdem vorsorglich Dosen einer anderen Lieferung aus dem Verkehr gezogen worden - aber auch davon soll Belgien keine bekommen haben.

Nach Rücksprache mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und der föderalen Impf-Taskforce wird Belgien den Astrazeneca-Impfstoff auch weiter einsetzen. Das hat der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) bestätigt. Es gebe keinen einzigen Grund, die Impfstrategie anzupassen. Ob er damit den Vertrauensverlust bei den ohnehin schon verunsicherten Menschen wiederherstellen kann, ist wohl fraglich. Und die Impfgegner-Bewegung, ja die wird das ganze Chaos sicher freuen.

Währenddessen versucht der Impfexperte Pierre Van Damme zu beruhigen. Er ist auch Mitglied der föderalen Impf-Taskforce. Das was Dänemark da gemacht habe, sei zunächst einmal nichts anderes, als ein mögliches Warnsignal aufzufangen, erklärte Van Damme in Terzake. Und jetzt nehme sich das Land eben zwei Wochen Zeit, um zu untersuchen, ob es denn überhaupt einen Zusammenhang zwischen Blutgerinnseln und dem Astrazeneca-Mittel geben könnte. Darüber sei auch Europa in Kenntnis gesetzt worden und das habe schnell reagiert.

Man habe geschaut, wie viele Fälle von Blutgerinnseln gemeldet worden seien. Das seien bis jetzt etwa 30 - bei fünf Millionen Menschen, die mit Astrazeneca geimpft worden sind. Fünf Millionen wohlgemerkt allein in der Europäischen Union. In Großbritannien sind es zusätzlich elf Millionen Menschen. Und die Zahl der bekannten Blutgerinnsel-Fälle habe man sowohl in der EU als auch in Großbritannien mit der erwarteten Anzahl an Fällen verglichen. Bezogen auf die Anzahl der Impfungen und die Zeitspanne, die das Vakzin bislang eingesetzt worden ist. Und von "erwarteten Fällen" spricht man deshalb, weil Blutgerinnsel in der Bevölkerung natürlich auch ohne Impfung auftreten. Und der Befund ist überraschend.

Denn es sind sogar weniger Fälle von Blutgerinnseln, als rein statistisch betrachtet zu erwarten gewesen seien, unterstrich Van Damme. Und das gelte sowohl für Europa als auch für Großbritannien. Die Meldungen über mögliche Probleme seien zwar wichtig und müssten auch untersucht werden. Aber es sei eben auch kein unmittelbares Signal, um alle Impfungen mit Astrazeneca stillzulegen, so Van Damme.

Wenn es einen Zusammenhang gebe, dann glaube er, dass man das anhand der Zahlen sehen müsste. Sprich, dass bei fünf Millionen Geimpften die Zahl nicht nur bei 30 läge, sondern höher. Und deswegen gebe es auch keinen Grund zur Panik oder um zu beschließen, die Impfung mit Astrazeneca auszusetzen.

In diesem Sinne mache Belgien weiter wie geplant. Und parallel könnten die notwendigen Untersuchungen stattfinden. Bei dieser Entscheidung habe auch eine mögliche Verzögerung der belgischen Impfkampagne keine Rolle gespielt. Das sei absolut nicht der Fall gewesen, wies das Van Damme zurück.

Boris Schmidt