Das Präparat von Astrazeneca hat bei vielen Menschen keinen guten Ruf. Manche sehen ihn als schlechteren, weniger effizienten Impfstoff. Außerdem soll der Impfstoff gefährlich sein für Ältere, behaupteten manche Menschen. Dass diese Wahrnehmungen relativ verbreitet sind, sieht man auch an der Menge ungenutzter Dosen dieses Impfstoffs, die sich in verschiedenen Ländern schon angesammelt haben - und das in Zeiten allgemeinen Impfstoffmangels.
Zu der Entstehung dieses Misstrauens haben wohl verschiedene Faktoren beigetragen. Maßgeblich dürfte aber sein, dass die Autorisierung des Astrazeneca-Impfstoffs in Europa auf der Basis eines Effizienzwertes erfolgt ist, der deutlich niedriger lag, als bei den anderen Impfstoffen, also denen von Pfizer-Biontech und Moderna.
Hinzu kam dann noch das Problem, dass es nicht ausreichend Daten für die Astrazeneca-Verwendung bei älteren Menschen gab. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte das Mittel trotzdem ohne Altersobergrenze freigegeben, so auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Belgien war da vorsichtiger, auch Spanien und Italien legten eine Obergrenze von 55 Jahren fest, Frankreich und Deutschland 65 Jahre.
Neue Zahlen aus Schottland und England
Dass der Hohe Gesundheitsrat jetzt auf die Linie der EMA und WHO einschwenkt, hat alles mit neuen Studien zu tun - und zwar aus Schottland und England. Dort ist das Astrazeneca-Vakzin breitflächig verimpft worden - unter anderem auch an zahlreiche Menschen über 55 Jahren.
Die Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit bei Über-80-Jährigen, wegen Covid ins Krankenhaus zu müssen, durch Astrazeneca um 81 Prozent gesenkt wird. Das bestätigte auch die Immunologin Muriel Moser von der Freien Universität Brüssel (ULB) in der RTBF: Einen sehr, sehr guten Schutz habe man hier festgestellt, so Moser.
Der Virologe Pierre Van Damme, der auch der föderalen Impf-Taskforce angehört, zeigte sich ebenfalls beeindruckt: Dass bei den Über-80-Jährigen so eine Reduzierung zu verzeichnen ist, sei besonders beruhigend, so Van Damme in der VRT. Und das trotz des vermutlich schwächeren Immunsystems bei Personen dieser Altersgruppe, wie der Präsident der Abteilung Impfung des Hohen Gesundheitsrates, Yves Van Laethem, betonte.
Guter Schutz, auch für Ältere
Ebenfalls sehr gute Werte kamen auch für die Über-70-Jährigen heraus. Und ganz wichtig: Es scheint keine größeren Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen den Impfstoffen von Pfizer-Biontech und Astrazeneca zu geben - über alle Altersgruppen, erklärte Muriel Moser. Das bestätigte auch Pierre Van Damme. Alle drei in Europa zugelassenen Impfstoffe seien bei ihrer Schutzwirkung gleichwertig, unterstrich er.
Und vor allem eins sieht Van Damme noch positiv: Dadurch dass jetzt drei Impfstoffe ohne Einschränkung einsetzbar seien, habe man eine höhere Sicherheit und Flexibilität. So könnten etwa Verzögerungen bei einem Lieferanten durch einen anderen aufgefangen werden, so die Hoffnung Van Dammes.
Jetzt müssen natürlich erst noch die Gesundheitsminister grünes Licht geben. Das gilt eigentlich als sicher, aber erst nach ihrer offiziellen Zustimmung kann die Impfstrategie geändert werden.
Wenn das Astrazeneca-Vakzin für alle Erwachsenen genutzt werden kann, dann würde das vor allem eine schnellere Impfung der besonders alten Menschen bedeuten. Weil die dann Zugriff auf einen weiteren, bereits vorhandenen Impfstoff hätten. Das beinhaltet neben den Bürgern auch das prioritäre Gesundheitspersonal, das bei einem Alter von über 55 Jahren bislang auf die anderen Impfstoffe beschränkt war.
Dass die allgemeine Freigabe des Astrazeneca-Präparats die Geschwindigkeit der Impfkampagne insgesamt erhöht, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn die Menge verfügbarer Dosen bleibt beschränkt. Und wenn jetzt mehr und schneller ältere Menschen auch mit Astrazeneca geimpft werden, bedeutet das automatisch, dass jüngere Menschen länger warten werden müssen.
Zweite Dosis in Notfällen hinauszögern
Der Hohe Gesundheitsrat hatte sich auch mit der Frage beschäftigt, ob der zeitliche Abstand zwischen erster und zweiter Impf-Dosis verlängert werden könnte. Davon rät er aber im Normalfall ab. Allerdings könnte die zweite Dosis unter außergewöhnlichen Umständen und in Notfällen hinausgezögert werden.
Konkret bedeutet das, dass die zweite Dosis des Pfizer-Impfstoffs nach fünf statt der empfohlenen drei Wochen möglich wäre. Selbst sechs Wochen seien denkbar, aber nicht empfohlen. Je kürzer die Verzögerung, desto besser, so der Gesundheitsrat.
Ein entsprechender Notfall könnte beispielsweise bei einem sehr starken und schnellen Anstieg der Corona-Fälle vorliegen. Dann müssten möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit geimpft werden. Und eine einzige Dosis bietet erfahrungsgemäß bereits einen relativ hohen Schutz gegen eine schwere Erkrankung.
Eine deutliche Absage hat der Hohe Gesundheitsrat hingegen Vorschlägen erteilt, die zweite Dosis ganz wegzulassen. Es gebe bisher keine wissenschaftlichen Studien, die so eine Strategie stützen würden, heißt es. Die föderale Impf-Taskforce hat sich noch nicht zu diesen Punkten geäußert.
Boris Schmidt
Dann sollte der Höhe, Gesundheitsamt auch erklären warum et AstraZenika für alle empfiehlt obwohl dieser Impfstoff erwiesen Maßen viel höhere schwere Nebenwirkungen hat?
Impfstoff ist da, aber die Logistik klappt nicht.
Deswegen kommt Belgien nicht aus dem Quark
War klar das die Empfehlung bis 55 Jahre zurückgenommen wird.
Nach dem in D sehr wenige AstraZenica möchten liegt es wie Blei in den Regalen.
Damit das in Belgien nicht auch passiert muss man es dem ( un) mündigenen Bürger nun schmackhaft machen
Warum darf der Bürger nicht selber entscheiden was ihm gespritzt wird.
Ich wäre auch bereit den Impfstoff selber zu zahlen