615 Medikamente sind vorübergehend nicht lieferbar. So viele stehen jedenfalls auf der offiziellen Liste der Arzneimittelbehörde. Test-Achats spricht von einem Lieferengpass, wenn ein Medikament nicht innerhalb von 24 Stunden lieferbar ist. Aber man muss auch sehen, dass bei einem Drittel dieser 615 Medikamente die Lieferzeit bei zwei Wochen oder mehr liegt. Das ist schon eine ganze Menge.
Eine Umfrage von Test-Achats unter den Bürgern hat dann zu Tage gebracht, dass 30 Prozent der Erwachsenen schon einmal davon betroffen waren, dass ihr Medikament nicht lieferbar war. Vor fünf Jahren waren es nur 20 Prozent.
Weitere 500 Medikamente nicht mehr im Handel
Letztes Jahr sind rund 500 Medikamente ganz vom Markt verschwunden, unter anderem, weil es für die Hersteller nicht mehr rentabel war, diese Produkte herzustellen. Und auch auf der Liste der Medikamente mit aktuellen Lieferschwierigkeiten stehen viele ältere Produkte oder Generika.
Gründe für Lieferengpässe sind vielfältig
Die eine simple Erklärung gibt es nicht. Ein Grund für Lieferengpässe kann banal eine Störung in der Produktion sein. Es gibt ja kaum noch Lagerhaltung, und da sorgt auch schon ein kurzer Produktionsausfall schnell für Engpässe. Aber in der Tat - auch die Preis-Politik der Pharmakonzerne spielt eine Rolle. Der Großteil der Medikamente geht in die Länder, in denen das Unternehmen diese Medikamente am teuersten verkaufen kann. Laut Test-Achats bleibt dann für die Länder mit niedrigen Preisen nur der Minimumbedarf übrig.
Viele Medikamentengruppen schwer lieferbar
Das geht grundsätzlich durch die ganze Bank von Medikamenten. Trotzdem gibt es Medikamentengruppen, die besonders häufig betroffen sind. Laut Test-Achats fällt rund ein Drittel auf Medikamente gegen Krankheiten des zentralen Nervensystems wie Depression oder Epilepsie und Medikamente zur Behandlung von Herzproblemen oder schlechten Blutwerten.
Was tun, wenn Medikament nicht lieferbar ist?
Manchmal kann der Patient auf ein alternatives Medikament umsteigen. Wenn das nicht möglich ist, bleibt noch der Import aus einem anderen Land, wo das Medikament noch verfügbar ist. Das ist dann die teurere Lösung. Manche Patienten haben für sich auch schon eine Lösung gefunden: Wenn sie wissen, dass ihr Medikament knapp ist, hamstern sie - kaufen auf Vorrat, was dann aber wiederum das Medikament für andere Patienten noch knapper macht.
demorgen/okr