"Die Corona-Varianten rücken näher", schrieb schon die Zeitung Het Laatste Nieuws. Und mit jedem Tag wächst die Sorge, man muss sogar sagen, die Angst vor den neuen Mutationen, insbesondere der Variante, die auf den britischen Inseln um sich greift.
Die SP.A-Parlamentarierin Karin Jiroflée brachte das allgemeine Gefühl in ihrer Frage an Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke wohl besonders treffend auf den Punkt: "Erinnern wir uns", sagte Jiroflée, "als sich die Lage in China zuspitzte, da haben wir gesagt: Ist nicht unser Problem. Als sich die Lage in Italien zuspitzte, da haben wir gesagt: Ist nicht unser Problem. Jetzt spitzt sich die Lage in Großbritannien zu. Lasst uns jetzt bitte sagen: Das ist unser Problem".
"Sind wir bereit?", hatte sich vorher schon der Défi-Abgeordnete François De Smet an den Premier gewandt. Sind wir auf das Schlimmste vorbereitet? Wissend, dass wir das doch eigentlich so selten sind.
Der Gesundheitsminister teilt die Sorgen. Ausgerechnet jetzt, da wir endlich Licht am Ende des Tunnels sehen, ausgerechnet jetzt werden wir konfrontiert mit neuer Gefahr. Und diese neue Gefahr ist längst auch in Belgien. Sowohl die britische, als auch die südafrikanische Variante wurden schon in Belgien nachgewiesen. Die Taskforce, die für Tests zuständig ist, habe jetzt ein experimentelles Verfahren entwickelt, das es möglich macht, entsprechende Verdachtsfälle schneller zu ermitteln. 17 Krankheitsherde habe man auf diese Weise in Antwerpen identifizieren können. Bei neun von ihnen wurde schlussendlich die britische Variante zum Glück nicht festgestellt, bei den verbleibenden acht war es aber eben doch dieser Mutant. Insgesamt geht es hier um 18 Patienten.
Diese Krankheitsherde hat man sich dann nochmal genauer angesehen. Drei dieser acht Cluster stehen offensichtlich nicht in Verbindung mit irgendeiner Auslandsreise. Die Menschen haben sich also wahrscheinlich in Belgien angesteckt. Bei den fünf anderen hingegen hat die Infektion im Ausland stattgefunden: in der Schweiz, im Libanon, in Dubai und nur einmal in Großbritannien. Fazit also: Die britische Variante zirkuliert auch in Belgien. Es besteht nicht immer eine Verbindung mit Auslandsreisen; und wenn, dann ist es nicht nur Großbritannien.
Aus diesen Feststellungen kann man also schon zumindest eine Schlussfolgerung ableiten: Es würde nicht mehr reichen, nur die Reisenden aus Großbritannien besser zu kontrollieren. Und, allgemeiner: Auch die Grenzen zu schließen, wäre nur bedingt eine Lösung, da das Virus schon in Belgien zirkuliert.
Expertenurteil erwartet
"Was machen wir jetzt daraus?". Eben die Antwort auf diese Frage blieb Vandenbroucke dann aber doch schuldig. Er warte noch auf ein abschließendes Expertenurteil mit Analysen und den sich daraus ergebenden Empfehlungen. Das werde spätestens am Freitagabend vorliegen. Und auf dieser Grundlage werde man dann entsprechend reagieren. "Wir müssen nah am Ball bleiben", sagte Vandenbroucke.
Wie diese Reaktion aussehen könnte, darüber verlor Vandenbroucke kein Wort. Und auch Premier De Croo hatte sich zuvor eher bedeckt gehalten. Neue Maßnahmen in puncto Auslandsreisen schloss er aber indirekt aus. "Reicht es, wenn von Auslandsreisen weiterhin nur dringend abgeraten werde?", fragten etwa einige Parlamentarier. "Dringend abgeraten", was ist denn daran nicht klar?", erwiderte De Croo. "Wenn das so klar wäre, warum sind denn so viele Menschen über die Weihnachtstage in Urlaub gefahren?", fragte sich etwa François De Smet.
Eins ist klar, betonte jedenfalls Alexander De Croo: Es ist derzeit unmöglich, in die Zukunft zu blicken. Die Situation kann sich im Moment in beide Richtungen entwickeln. Entsprechend könne man auch niemandem im Moment irgendwelche Perspektiven geben. Die traurige Wahrheit ist: Das ist unmöglich.
Roger Pint
Hat irgendjemand etwas anderes erwartet?
Wie wäre es, zeitnah massenhaft FFP2-Masken und Schnelltests anzuschaffen, sowie die Ausgangssperre auf das ganze Land auszuweiten?
Wenn das mutierte Virus ansteckender ist, muss dies durch bessere Masken aufgefangen werden. Die hellblauen Lappen bieten vor allem in vollbesetzten öffentlichen Verkehrsmitteln keinen ausreichenden Schutz.