Eine spannende Woche beginnt. Am Montag ist beispielsweise der Winterschlussverkauf gestartet. Außerdem sind für viele Arbeit beziehungsweise Schule wieder losgegangen. Wie sich das und auch die Feiertage auswirken werden, das wird erst in einer Weile absehbar sein.
Am Freitag findet außerdem ein Konzertierungsausschuss statt. Allerdings haben die politisch Verantwortlichen bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dass es keine Lockerungen geben wird. All diese Ereignisse werden aber wohl durch den Beginn der eigentlichen Impfkampagne in den Wohn- und Pflegezentren in den Schatten gestellt.
Eine zentrale Sorge bei der Planung der Impfkampagne ist immer die Impfbereitschaft gewesen. Nach Schätzungen von Gesundheitsexperten müssen sich mindestens 70 bis 80 Prozent der Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen. Nur so könne ein verlässlicher Schutz gewährleistet werden. Und längst nicht alle der Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, sind kategorische Impfgegner.
Viele machen sich schlicht Sorgen um mögliche Nebenwirkungen. Gerade auch angesichts der für viele überraschend schnellen Entwicklung der Impfstoffe. Wenn man bedenkt, wie lange eine solche Entwicklung unter normalen Umständen dauert, entbehrt es ja auch nicht einer gewissen logischen Grundlage, zu fragen, ob hier überhaupt genug Zeit zum Testen blieb.
85 Prozent wollen sich impfen lassen
Jetzt scheint es aber so, als ob die Sorge um die Impfbereitschaft der Belgier eher kein Problem darstellen wird. Gerade in den Senioren- und Pflegeheimen scheinen die Bewohner wenig Bedenken zu haben. Überraschende 83 Prozent der Menschen in den wallonischen Zentren ist bereit, sich impfen zu lassen. In Brüssel sind es sogar 92 Prozent. Landesweit liegt der Schnitt bei 85 Prozent, wie der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke am Montagmorgen bei Bel-RTL erklärte.
Nun könnte man natürlich einwenden, dass die Menschen in den Wohn- und Pflegezentren ja sehr stark durch das Coronavirus gefährdet sind und deswegen auch besonders unter strengen Schutzmaßregeln leiden - also ausgesprochen motiviert sind, möglichst schnell zu einer Art normalem Leben zurückkehren zu können.
Aber das Phänomen ist nicht nur auf sie beschränkt, wie auch Yvon Englert, Leiter des wallonischen Corona-Krisenstabs und Mitglied der Taskforce Impfung, in der RTBF betonte. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, steige, so Englert. Sie sei in der Gesamtbevölkerung um zehn Prozent auf rund 60 Prozent angestiegen. Allerdings sollte man hier auch noch einmal hervorheben, dass das noch sehr deutlich unter den angestrebten 70 bis 80 Prozent Durchimpfungsrate liegt. Aber es ist dennoch ein sehr positives Zeichen.
Als Grund für diese Entwicklung sieht Englert unter anderem, dass Impfungen mit dem jetzt in Belgien eingesetzten Vakzin von Pfizer-Biontech in anderen Ländern bereits großflächig stattfinden. Die Ergebnisse aus den klinischen Studien hätten sich soweit auch in der praktischen Anwendung bestätigt, erklärte Englert. Dass die Impfung, abgesehen von den erwarteten Begleiterscheinungen, ohne Zwischenfälle ablaufe, entkräfte die Sicherheitsbedenken vieler besorgter Menschen. All das beruhige die Menschen und sie begännen, die Impfungen als Ausweg aus der Epidemie wahrzunehmen.
Belgien kein schlechter Schüler
Inzwischen ist es ja sogar so, dass manche Menschen geradezu ungeduldig sind und kritisieren, dass die Impfkampagne in Belgien zu langsam verläuft. Ein Vorwurf, den Englert zurückweist. Man könne nun mal nur mit den Dosen impfen, die auch zur Verfügung stünden. Und das sei ein Problem, das alle europäischen Länder hätten. Und Belgien sei bei der angepeilten Schnelligkeit auch keineswegs ein schlechter Schüler.
Man werde hierzulande in den kommenden Wochen und auf die Bevölkerung umgerechnet mehr impfen als etwa die deutschen Nachbarn, betonte Englert. Die gute Nachricht sei außerdem, dass die Europäische Arzneimittelagentur schon Dienstag vermutlich grünes Licht für einen zweiten Corona-Impfstoff geben werde, nämlich den von Moderna. Und dann könne Belgien für Ende Januar weitere Impfstoffdosen erwarten, so Englert. Allerdings rechnet er nicht damit, dass die empfohlene Impfrate von 70 Prozent in Belgien vor frühestens Ende Oktober erreicht werden könne.
Boris Schmidt