"Dieses Jahr ist alles anders": Ein anderes Weihnachtsfest in einem außergewöhnlichen Jahr. Die Pandemie trifft uns alle auf unterschiedliche Weise, sagt der vor einem Weihnachtsbaum sitzende König. Viele, zu viele Menschen zahlen leider einen hohen Preis. Zwar sind die Herausforderungen nach wie vor gewaltig, doch gibt es auch Hoffnungsschimmer.
"Welche Lehren können wir jetzt aus dieser Krise ziehen?", fragt rhetorisch der König. Vor allem eine Feststellung: "Wir kriegen das hin", dank des Einsatzes vor allem derer, die dazu beigetragen haben, dass sich unser Gesundheitssystem behaupten und das Land weiter funktionieren konnte. Das Ganze begleitet von einer Welle der Großzügigkeit und der Solidarität.
Die Krise hat aber auch dazu geführt, dass wir uns unser aller Verletzlichkeit bewusst geworden sind, dass wir uns gegenseitig zugehört haben, sagt König Philippe. Der Lockdown hat uns geholfen, besser zu verstehen, was Menschen widerfährt, die Opfer von Ausgrenzung sind oder unter Einsamkeit leiden. "Sorgen wir dafür, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat. Lassen Sie uns nie wieder Ausgrenzung tolerieren."
Und dann wirbt der König noch um Verständnis für die geltenden Einschränkungen. Natürlich werden dadurch unsere individuellen Freiheiten beeinträchtigt. Aber man kann das hinnehmen. "Denn unsere Freiheit macht nur Sinn, wenn sie mit und für andere gelebt wird, zum Wohle der gesamten Gemeinschaft."
Am Ende dann aber doch eine Botschaft der Hoffnung: Der Tag wird kommen, an dem wir wieder unser altes Leben zurückbekommen. Und da richtet sich der König vor allem an die Jugendlichen, die wirklich den Eindruck haben könnten, dass ihre Jugend teilweise geopfert wird. "Aber bald könnt ihr wieder eure Flügel ausbreiten, eure Träume verwirklichen und uns inspirieren, um gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen."
Weihnachtsansprache 2020 von König Philippe
"Meine Damen und Herren,
Traditionell feiern wir Weihnachten und das Ende des Jahres in der Familie, mit unseren Kindern, Eltern, Großeltern - mit Freunden. Diese kostbaren Momente erhellen unsere kalten, dunklen und manchmal einsamen Wintertage. Sie spenden uns Trost und Wärme. Die Lichterkette dient dafür als Symbol, ein Symbol für Verbundenheit und Hoffnung.
Dieses Jahr ist alles anders. Heute Abend feiern wir Weihnachten in unserer Blase oder alleine. Wir müssen Abstand halten, um uns gegenseitig zu schützen. Zum Glück wissen wir, dass Liebe und Freundschaft stärker sind als jede Trennung. Die Pandemie trifft uns alle auf unterschiedliche Weise. Und viele, zu viele, zahlen leider einen hohen Preis.
Die Herausforderungen sind nach wie vor gewaltig, doch die kommenden Monate bieten uns eine echte Perspektive für einen Ausweg aus der Krise, erlauben uns Pläne zu schmieden und wieder an die Zukunft zu glauben. Aber zweifelsohne werden wir verändert hieraus hervorgehen.
Welche Lehren können wir aus dieser Krise ziehen? Zunächst einmal: Wir kriegen das hin. Dank dem außergewöhnlichen Einsatz von so vielen konnte sich unsere Gesundheitsfürsorge behaupten.
Es gibt auch all jene, die Tag und Nacht dazu beitragen, dass unser Land weiterhin funktioniert, indem sie ihre beruflichen Tätigkeiten fortsetzen, ihre Geschäfte oder den öffentlichen Dienst am Laufen halten, oder einfach Hilfe anbieten, da wo sie gebraucht wird.
Auch sind wir seit Monaten im ganzen Land Zeuge einer beeindruckenden Welle von Großzügigkeit. Unzählige Mitbürger haben sich ehrenamtlich engagiert. Wir haben einige großartige Beispiele gesehen. Die Einen, die auf die Kinder einer Krankenschwester aufpassen, Andere, die Besorgungen für einen Nachbarn erledigen.
Die vielen Studentinnen und Studenten, die Online-Kurse für Schüler geben oder ins Krankenhaus gehen, um dort zu helfen. Oder auch der Chefkoch, der sein Restaurant schließen musste und nun Essen für Obdachlose zubereitet. Veranstaltungsprofis, die Alten- und Pflegeheime unterstützen. Und das sind nur einige Beispiele.
Diese Pandemie, die uns seit fast einem Jahr erschüttert, lässt uns die gleichen Sorgen, die gleichen Bedenken teilen. Sie hat uns dazu gebracht, die Dinge anders zu betrachten und anders zu schätzen. Wir sind uns unser aller Verletzlichkeit bewusst geworden.
Während dieser Krise wurde viel über die Erfahrungen eines jeden von uns gesagt. Wir konnten uns gegenseitig zuhören und besser verstehen. Lassen Sie uns weiterhin offen und ehrlich miteinander reden.
Der Lockdown hat uns geholfen, besser zu verstehen, was Menschen widerfährt, die Opfer von Ausgrenzung sind oder unter Einsamkeit leiden.
Sorgen wir dafür, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat. Lassen Sie uns nie wieder Ausgrenzung tolerieren.
Diese Krise hat uns gezeigt, dass wir alle voneinander abhängig sind, und sie hat uns gelehrt, es zu wagen, dies zu akzeptieren. Diese Abhängigkeit, wenn wir sie in gegenseitigem Respekt und Vertrauen erleben, ist eine Stärke, auf die wir bauen können.
Sicherlich, die notwendigen Coronamaßnahmen beeinträchtigen unsere individuellen Freiheiten. Aber wir können diese Einschränkungen annehmen, anstatt sie zu ertragen. Denn unsere Freiheit macht nur Sinn, wenn sie mit und für andere gelebt wird, zum Wohle der gesamten Gemeinschaft.
Der Tag wird kommen, an dem wir uns wiedersehen und ungezwungen Zeit miteinander verbringen, an dem Großeltern ihre Enkel ohne Sorgen auf den Schoss nehmen können; an dem wir wieder in die Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel zurückkehren, ein Konzert besuchen, feiern können ... in völliger Freiheit.
Ich möchte abschließen mit einer Botschaft an die jungen Leute. Ich weiß, dass es für Euch eine schwierige Zeit ist. Es kann den Anschein haben, als wurde Eure Jugend teilweise geopfert. Ja, sie scheint momentan auf Eis zu liegen. Aber bald könnt Ihr wieder Eure Flügel ausbreiten, Eure Träume verwirklichen und uns inspirieren, um gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen.
Die Königin und ich, und unsere ganze Familie sehen zusammen mit Ihnen, dem neuen Jahr mit Zuversicht entgegen. Ein Jahr, in dem wir wieder vorangehen können."
Die Weihnachtsansprache wurde später ausgestrahlt als gewohnt, da sie sich in diesem Jahr in eine Sondersendung einbettete, die die großen Fernsehsender des Landes gemeinsam produziert haben.
Roger Pint