Die Geschäfte stehen in den Startlöchern. Ab dem 1. Dezember dürfen sie wieder Kunden einlassen, das hatte der Konzertierungsausschuss am vergangenen Freitag beschlossen - wohl mit einem gewissen Zähneknirschen angesichts der nach wie vor angespannten Corona-Situation. Aber letztlich war der Druck aus Wirtschaft und vor allem aus der Bevölkerung einfach zu groß, um nicht zumindest ein begrenztes Entgegenkommen in Sachen Vorweihnachtseinkäufe zu zeigen, allerdings mit warnenden Worten und sanitären Vorgaben.
Nach den Bildern teils dicht gedrängter Menschenmassen vom Wochenende gerade aus niederländischen grenznahen Städten befürchten viele, dass es auch hierzulande zu vergleichbaren Szenen kommen könnte. Nach niederländischen Angaben befanden sich besonders viele Belgier unter den Einkaufswütigen.
Das hat den föderalen Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) zu scharfen Worten veranlasst. Er will solche Menschenansammlungen in unseren Einkaufsstraßen und Innenstädten unbedingt vermeiden. Wenn die Bürgermeister das nicht sicherstellen könnten, müssten die Geschäfte eben notfalls zubleiben, wird Vandenbroucke am Montag in verschiedenen Zeitungen zitiert. Der flämische Ministerpräsident Jan Jambon (N-VA) ist ebenfalls beunruhigt. Er mache sich riesige Sorgen. Bilder wie aus Brüssel und Brügge wolle man echt nicht sehen.
Kritik kommt auch vonseiten der Gesundheitsexperten. Szenen überfüllter Innenstädte stimmten ihn sicher nicht froh, sagte etwa der Virologe Marc Van Ranst in Het Laatste Nieuws. Und die Entschuldigung, dass die Menschen es nicht besser gewusst hätten, verfange nicht mehr. Dass das jetzt wieder geschehe, sei sehr bedauerlich. Besonders angesichts der sich zu Tode schuftenden Menschen im Gesundheitssektor.
Noch deutlicher äußerte sich die Virologin Erika Vlieghe. Sie sei sauer. Und sie frage sich, ob wir als Gesellschaft eigentlich irgendetwas dazugelernt hätten, schimpfte sie in "De zevende dag". Nicht nur, dass die Menschen in Massen unterwegs seien, oft trügen sie noch nicht einmal Masken.
Steven Van Gucht vom Institut für Volksgesundheit, Sciensano, wies auf das Ansteckungsrisiko bei der Wiederöffnung der Geschäfte hin, etwa wenn sich die Menschen vor Absperrungen oder in den Warteschlangen vor den Kassen drängten. Auch er sieht vor allem die Bürgermeister in der Verantwortung, das in geordnete und sichere Bahnen zu lenken.
Man verfüge über ein breites Sortiment an Werkzeugen, erklärte Nathalie Debast von der flämischen Vereinigung der Städte und Gemeinden (VVSG) in Het Laatste Nieuws. So könne man beispielsweise Ansammlungen vermeiden, indem man die Menschen zähle, die ein bestimmtes Gebiet betreten. Dafür gebe es verschiedene technische Möglichkeiten.
Der flämische Innenminister Bart Somers (OpenVLD) führte am Morgen bei Radio Eén ebenfalls verschiedene Möglichkeiten aus, wie die Bürgermeister überfüllte Einkaufsstraßen verhindern könnten. Die reichten von der Schließung von Parkplätzen über die Absperrung von Straßen durch die Polizei bis - in Extremfällen - zur tatsächlichen Schließung der Geschäfte. Man hoffe natürlich, dass es nicht so weit kommen werde. Die Verantwortung, dass das nicht passiere, liege aber nicht allein bei Bürgermeistern und Polizei, sondern vor allem auch bei jedem Einzelnen.
Menschen, die nicht ihren gesunden Menschenverstand gebrauchten und trotz viel Betriebs zum Einkaufen und in die Städte gingen, seien dann mit Schuld an der Lage, so Somers.
Bestimmte Städte wie etwa Antwerpen oder auch Herentals planen derweil verkaufsoffene Sonntage. Auch, damit sich das Kundenaufkommen besser verteilen könne. Eine Vorgehensweise, die in der Theorie gut sei, sagte der Virologe Marc Van Ranst bei Radio 2 Antwerpen. Allerdings nur, wenn die Bürgermeister solche Tage dann auch wie Events behandeln und entsprechend agieren würden. Und dazu müsse eben der Zugang auch entsprechend streng geregelt werden, sonst sei absehbar, dass das aus dem Ruder laufen werde.
Der Polizeichef der Westküste und Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für die Lokale Polizei, Nicholas Paelinck, betonte derweil die Verantwortung der Händler. Sie seien letztlich verantwortlich für das, was in den Geschäften und in den Warteschlangen davor geschehe. Das stehe auch so im entsprechenden ministeriellen Beschluss, so Paelinck.
Bürgermeister von Grenzgemeinden zu Maastricht schließen eigene feste Grenzkontrollen aus
Boris Schmidt
Zu viele Retter für den Einzelhandel unterwegs
Holland hatte ein landesweites Problem in den Städten in der Black Friday Woche. In Rotterdam, Amsterdam, Eindhoven, Dordrecht wurden Geschäfte früher geschlossen. Andere Städte in Holland waren auch gut bis sehr gut besucht worden.
Das Problem waren zu viele, zu gute Sonderangebote, wo die Jagd- und Glücksgedanken angeregt wurden. Auf die Idee umzukehren, wenn es voll ist, ist eine neue Erfahrung für viele. Normalerweise geht man zum vollsten Anbieter.
Vor der Black Friday Woche, war Ladensterben noch ein Thema. Damit das Thema, der Vorwoche das Ladensterben nicht passiert, sind halt viele der allgemeinen Pressewerbung gefolgt und in der Super-Angebotswoche zur Rettung des Einzelhandels losgezogen.
Bewaffnet mit Behelfsmaske, die ja auch bei kleinsten Distanzen zu Mitmenschen schützen sollen.
Wie soll man entscheiden wer gerettet werden soll?
Die bösen Raumluftfilter die Strom oder Kraftstoff fressen möchte man ja auch nicht.