Selbst in der rheinischen Karnevalshochburg Köln wurden bereits drei Karnevalszüge abgesagt. Nach Zollstock und Ehrenfeld wird auch der Veedelszoch in der Südstadt ausfallen. Auch in der flämischen Karnevalshochburg Aalst wird es nächstes Jahr keinen Umzug geben. Jedenfalls nicht im Februar. Es kann aber sein, dass der Karneval in Aalst in den Sommer verschoben wird.
Diese Möglichkeit hat der Bürgermeister der Gemeinde, Christoph D'Haese, in den Raum gestellt. Am Donnerstag wurde die Entscheidung in Aalst getroffen, dass es vom 14. bis zum 16. Februar weder einen Zug noch ein Volksfest geben wird. Aber Karneval ist in Aalst eine - man möchte fast sagen - ernste Angelegenheit. Andere umliegende Städte und Gemeinden haben schon ihren Karneval abgesagt.
Bürgermeister D'Haese sagt, dass man sich mehr Zeit genommen hat, um das gründlich zu überdenken. Und wenn es möglich ist, will man im Sommer nachfeiern. Vielleicht schon am letzten Juni-Wochenende.
D'Haese weiß aber auch, dass Karneval in Aalst eine logistische Herausforderung ist. Üblicherweise seien in der flämischen Karnevalshochburg mehr als 800 Polizisten zu Karneval im Einsatz. Zudem müsse es Absprachen mit dem Horeca-Sektor geben. Fazit: Auch wenn die Entscheidung schwer fällt - Karneval abzusagen ist eine Sache, aber ihn zu verschieben, ist nochmal eine andere.
Vorteile bei Verschiebung
Zunächst mal gibt es wirtschaftliche Interessen. Wenn der Karneval ausfalle, sei das ein Verlust von rund fünf Millionen Euro, sagt D'Haese.
Er argumentiert aber auch mit psychologischen Aspekten. Die Gesellschaft sei durch Corona auch kühler und steriler geworden. Es sei schon lange her, dass Menschen auf einer Party tanzen konnten. Die aufgestauten Emotionen können dadurch nicht verschwinden. Doch das sei doch genau das Wesen des Karnevals: dass man den Druck aus Kessel entweichen lässt. Deshalb sei es nicht schlecht, über Karneval im Sommer nachzudenken, damit man eine emotional positive Wirkung auslöst.
Gemischte Reaktionen bei den Karnevalisten
Statt Begeisterung hat es vor allem skeptische Reaktionen gegeben. Der regierende Prinz Karneval Yvan De Boitselier sagt, dass eine Sommerversion nicht der Tradition entspreche. Zudem mache der Bürgermeister die Sommerversion davon abhängig, ob es bis dahin einen Impfstoff geben wird. Das sei albern, dann sollte man den Karneval einfach um ein Jahr verschieben. Andere erinnern daran, dass viele junge Menschen noch in den Prüfungen sein werden.
Dirk Verleysen, der Vorsitzende des Karnevalskomitees, ist ebenfalls nicht für eine Sommerausgabe. "Wir können Karneval und Sommer nicht miteinander verbinden", sagte er wörtlich. "Unsere Gehirnzellen sagen dazu Nein. Wir feiern Karneval, wenn es kalt ist."
Aber es gibt auch Zustimmung. Ingrid De Schryver, die seit Jahren Kostüme für Gruppen entwirft, sagte der flämischen Zeitung Het Laatste Nieuws, der Bürgermeister gebe den Menschen Hoffnung, ein Licht am Ende des Tunnels. Den Kritikern sagt sie, dass man doch einerseits kreativ sein könnte, ohne gleich Rio de Janeiro imitieren zu müssen.
vrt/hln/mz
Wieder mit "Juden-ins-Gas"-Puppen?
Belgischer Karneval ist mittlerweile weltbekannt durch die Nazi-Vorfälle der letzten Jahre.
Warum nicht im Sommer? Das macht doch viel mehr Spaß als im Winter. Wir sind weit davon entfernt glauben zu dürfen, wir hätten einen Anspruch auf ein Leben "wie es immer wat" Sollte es allerdings so sein wie @Jean-Pierre Drescher es beschreibt, dann ist der Sinn von Karneval nicht erfüllt und man ihn gleich ausfallen lassen. Rassismus, Diskriminierung und Rechtsradikalismus sind KEINE Meinung und nicht lustig.
Man mag halten was man will von dem Karneval in Aalst. Laut Unia liegt kein Gesetzesverstoss vor bei den umstrittenen Darstellungen von orthodoxen Juden. Man muss sich das ja nicht ansehen. Da sollte jeder selbst entscheiden.