"März 2021, das ist das wohl bestmögliche Szenario", erklärt der Antwerpener Vakzinologe Pierre van Damme. Realistischer wäre jedoch Mai oder Juni.
Einige Pharmaunternehmen haben Phase 1 und 2 ihrer Studien abgeschlossen. Die Aufsichtsbehörden haben die Resultate gesehen und die Erlaubnis erteilt, Phase 3 zu starten. Da wird geprüft, ob der Impfstoff sicher ist und auch wirkt.
Bestenfalls stehen den Behörden die Resultate Ende des Jahres zur Verfügung. Sollten die in Ordnung sein, dann könnte man mit der Produktion Anfang 2021 beginnen. Aber, so Pierre van Damme, dahinter stehen noch viele Fragezeichen.
Andere sind da etwas optimistischer. Die EU sagt: Ende des Jahres. Russland behauptet, bereits seit August einen Corona-Impfstoff zu haben. Und US-Präsident Trump erklärte jetzt, dass im Oktober der ersehnte Impfstoff zur Verfügung steht.
Vakzinologe Van Damme findet das sehr optimistisch, und passenderweise auch einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen. Van Damme hätte lieber etwas mehr Realismus. Er findet das etwas voreilig, denn, obwohl weltweit acht, neun Unternehmen in Phase 3 sind, hat noch niemand irgendwelche Resultate gesehen.
Wenn im Frühjahr 2021 ein sicherer Impfstoff zur Verfügung stehen würde, dann wäre das sowieso schon schneller als normal. Trotzdem würde das nicht bedeuten, dass der Impfstoff dann weniger sicher wäre, erklärt Pierre Van Damme. Auch ein Corona-Impfstoff müsse alle Schritte durchlaufen - wie jedes andere Medikament auch. "Das ist der Standard", so Van Damme.
Aber, einen Impfstoff haben ist das Eine, die Menschen müssen ihn auch wollen. Nur das scheint ein Problem zu sein. Derzeit wollen sich zwischen zehn und 30 Prozent der Belgier nicht impfen lassen. Da müsse noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit die Menschen begreifen, dass es wichtig ist, sagt Pierre van Damme. Das sei auch eine Frage der Solidarität. Denn ohne einen ausreichenden Impfgrad in der Bevölkerung werde es kein normales Leben mehr geben.
Volker Krings