Die Ausstellungsstücke im Sportimonium erzählen ihre eigenen kuriosen Geschichten. Fans der Olympischen Spiele sprechen auch von den letzten Reliquien der Großveranstaltung von 1920.
Bestes Beispiel ist eine Goldmedaille. Belgien landete 1920 im Medaillenspiegel auf Platz 5 mit 14 Goldmedaillen. Eine davon gewannen die Belgier im Fußball. Im Finale besiegte Belgien die Tschechoslowakei mit 2:0. Aber das Spiel endete noch vor Ende der ersten Halbzeit mit einem Eklat. Die tschechoslowakische Mannschaft demonstrierte vergeblich gegen die beiden Tore der Belgier. Aus Ärger verließ die Mannschaft geschlossen den Platz. Daraufhin wurde Belgien zum Sieger erklärt und die tschechoslowakische Mannschaft disqualifiziert. Der Trainer der Belgier war übrigens kein Landsmann, sondern ein Schotte.
Großveranstaltung
Mit rund 2.600 Athleten aus 29 Ländern waren die Olympischen Spiele 1920 schon eine Großveranstaltung. Brasilien und Neuseeland waren zum Beispiel zum ersten Mal dabei.
Zum Vergleich: An den Olympischen Spielen in Rio 2016 haben über 11.000 Sportler teilgenommen - davon über 5.000 Frauen. In Antwerpen waren nur 65 Frauen dabei. Die wurden bei wenigen Sportarten wie zum Beispiel Golf und Tennis zugelassen. Beim Turnen und der Leichtathletik durften Frauen erst acht Jahre später teilnehmen.
Alte Disziplinen
Dafür gab es aber Disziplinen, mit denen man heute nicht mehr rechnen würde. Von 1912 bis 1948 war Kunst eine Olympische Disziplin. Es gab Wettbewerbe in Architektur, Musik, Bildhauerei, Literatur und Malerei.
1920 gewann der Belgier Alfred Ost mit einem Bild von einem Fußballer Bronze. Das Bild wird auch im Sportimonium ausgestellt. Es war bei einem Antiquitätenhändler entdeckt worden.
Der belgische Wilhelm Tell
Ein herausragender belgischer Athlet war damals der Architekt und zudem reiche Bierhändler Hubert Van Innis. Wenn man nur auf Medaillen schaut, dann ist er noch heute der größte belgische Olympionik aller Zeiten - und zwar als Bogenschütze. Bei den Olympischen Spielen in Paris 1900 hatte er schon zwei Gold- und eine Silbermedaille gewonnen. In Antwerpen kamen noch vier weitere Gold- und zwei Silbermedaillen hinzu. Da war er schon 54 Jahre alt.
Mit seinen insgesamt neun Medaillen ist Van Innis nicht nur der erfolgreichste Olympiateilnehmer aller Zeiten von Belgien, sondern der bisher älteste Sportler des Landes, der eine Goldmedaille gewinnen konnte. Man nannte ihn auch den belgischen Wilhelm Tell. Und klar, sein Handbogen samt Köcher darf als Ausstellungsstück im Sportimonium nicht fehlen.
Ein schwedischer Sportschütze hat aber den Vogel abgeschossen: Bei den Spielen in Antwerpen war Oscar Swahn nicht nur der älteste aller Teilnehmer. Er gewann auch eine Silbermedaille - und das im Alter von 72 Jahren. Damit ist Oscar Swahn bis heute der älteste Olympia-Medaillengewinner aller Zeiten in einem Sportwettbewerb.
Neue Flagge
In Antwerpen hatte auch die Olympische Flagge ihre Premiere. Sie war vom Gründer der modernen Spiele, Pierre de Coubertin, erfunden worden. Die fünf Ringe symbolisieren die fünf Kontinente und die Farben wurden gewählt, weil sie in den Flaggen der Nationen vorkommen. Das Sportimonium hat zum Glück noch ein Original, denn viele Athleten nahmen unerlaubt eine Fahne als Souvenir mit. Dazu gibt es sogar einen Polizeibericht.
Ausgestellt wird auch das Original-Shirt des finnischen Marathon-Siegers Hannes Kolehmainen. Er lief damals einen neuen olympischen Rekord von 2 Stunden, 35 Minuten und 35 Sekunden. Dabei war das der längste olympische Marathon aller Zeiten, denn die Organisatoren hatten sich verrechnet, so dass die Strecke um etwa einen halben Kilometer länger war.
hln/mz