"Die Alarmglocken schrillen wieder", schreibt am Donnerstag die Zeitung Het Nieuwsblad in großen Lettern auf ihrer Titelseite. Im Grunde war die Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats am Mittwoch schon Beweis genug dafür, dass erstmal Schluss ist mit der bisherigen Dynamik. Spätestens seit Anfang Mai konnte man den Eindruck einer "grünen Welle" haben: Nacheinander konnten alle Lichter auf "grün" gesetzt werden, die Lockerungen verliefen quasi wie nach Drehbuch.
Bis Mittwoch. Zum ersten Mal seit drei Monaten hat der Nationale Sicherheitsrat weitere Lockerungen zunächst nicht durchgewunken - aus dem einfachen Grund, dass die Zahlen "nicht stimmen". Konkret: Seit mehr als einer Woche werden wieder mehr Neuinfektionen verzeichnet. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen; auch am Donnerstag weist die Kurve wieder nach oben. Wieder ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zu Mittwoch. Um ganz genau zu sein: Im Zeitraum zwischen dem 6. und dem 12. Juli haben sich pro Tag im Durchschnitt 100 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Das gab das Institut für Volksgesundheit Sciensano am Donnerstagmorgen bekannt.
Die Zahl "100" ist für Virologen so eine Art Alarmschwelle - dann beginnen einige Warnleuchten zu blinken. Die Besorgnis ist inzwischen spürbar. "Jetzt muss etwas passieren!", forderte etwa Professor Erika Vlieghe in der VRT. "Hier dürfen wir jetzt nicht länger zögern. Wir brauchen vor allem mehr Informationen, eine klarere Sicht auf die Neuinfektionen. Und diese Daten brauchen wir schnell! Damit wir gezielte Maßnahmen ergreifen können."
Genau hier liegt offensichtlich das große Problem. Man kennt die Zahl der Neuinfektionen. Aber das war es dann fast schon. Diese Fälle werden nämlich relativ grob Gemeinden oder Städten zugeordnet, eine genauere Eingrenzung ist derzeit noch nicht möglich.
Das bestätigte auch der Epidemiologe Professor Pierre Van Damme in der VRT. "Wir wissen, dass es ein Problem gibt in Antwerpen, die Provinzen Limburg und Lüttich sind auch betroffen. Wir bräuchten da aber viel genauere Daten. Wo ist das Problem exakt angesiedelt, gibt es einen spezifischen Grund, weswegen sich die Menschen dort angesteckt haben?" Auch die Bürgermeister und Provinzgouverneure würden das gerne wissen.
Das ist wohl ein Grund, weswegen sich der Nationale Sicherheitsrat erstmal vertagt hat. Premierministerin Sophie Wilmès habe nicht umsonst genau diese Infos ebenfalls eingefordert, sagte Pierre Van Damme. "Auch die Regierung will ein klareres Bild in Bezug auf die Neuinfektionen. Erst dann kann man auch gezielt das Problem angehen. Bislang fliegen wir da leider noch ziemlich auf Sicht."
"Gezielte Maßnahmen", das wäre dann auch das Gegenteil von allgemeinen, großflächigen Kontakt- oder Ausgangsbeschränkungen. "Wir müssen es vermeiden, dass wir am Ende wieder ein ganzes Land oder einen ganzen Sektor in Geiselhaft nehmen müssen", sagt Van Damme.
Tracing funktioniert nicht richtig
Hier haben einige Zeitungskommentatoren am Donnerstag aber doch die Augen verdreht. Nach dem Motto: "Man wäre doch eigentlich davon ausgegangen, dass solche Daten längst erhoben werden"... Also nicht... Anscheinend hat das unter anderem mit Datenschutzbedenken zu tun. Das größte Problem ist aber immer noch, dass die Kontaktpersonennachverfolgung vielerorts nach wie vor nicht richtig funktioniert. In Flandern steht der zuständige Minister Wouter Beke auch deshalb im Moment gehörig unter Druck.
Noch ist es "nur" die Zahl der Neuinfektionen, die langsam aber stetig ansteigt. Die anderen Werte, vor allem die Zahl der Krankenhausaufnahmen, sind nach wie vor im grünen Bereich, sind sogar rückläufig. Dennoch: "Wir müssen JETZT reagieren", mahnt auch Pierre Van Damme. Ansonsten könnte die Epidemie schnell wieder außer Kontrolle geraten. Jetzt ist der Moment.
Roger Pint
Hat Belgien etwa die unzuverlässigen PCR-Tests in Deutschland übernommen(80% falsch positiv).Wie sonst wären die angeblich katastrophalen Infektionszahlen zu erklären, während es in den übrigen Nachbarländern mitlerweile schon zu wenige Infizierte gibt um überhaupt einen Impfstoff(nennen Wir Ihn einmal so)entwickeln zu können.In Belgien scheint mir im übrigen die Panikmache besonders gut zu funktionieren,vielleicht ist die Bevölkerung aber auch synaptische ein wenig einfacher gestrickt?Schliesslich ist der Genpool auch erheblich kleiner,als in den Nachbarländern!
'Synaptisch ein wenig einfacher gestrickt - Genpool erheblich kleiner, als in den Nachbarländern' Geht's noch ? Ganz Europa ist auf diesem Gebiet extrem durchmischt und die gegenwärtigen Grenzen gibt es noch keine 200 Jahre, und zwar europaweit, Belgien gabs noch nicht und kein anderes Land hat so ständig seine Grenzen geändert (ändern müssen) wie der deutschsprachige Raum, um dieses wechselnde Konstrukt nicht "Deutschland" nennen zu müssen. Und wie messen Sie Panikmache ? Und wieso kann ein Land mit einem derart großen Genpool Ihrer Meinung nach dann solch schlechte PCR-Tests entwicken ?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kommentar von Herr Prickartz, den Richtlinien dieses Forums genügt.
ich glaube der Guido will nur spielen oder provozieren, denn ernst nehmen kann man das ja nicht: seiner meinung nach müsste das kleine saarland ja genetisch total verarmt sein, da mini-genpool! Sonnenstich ist heilbar...
Treffen im Saarland nicht franz. auf deutsche Gene? Habe ich so zumindest mal gelernt. Folglich eher das Gegenteil von total verarmt.
Wie auch immer. Unsere DG ist jedenfalls kulturell wie auch genetisch vielfältig. Jedes Dorf hat kalt sein eigenes besonderes Platt. So klein und doch Vorbild wie Europa pluralistisch friedlich frei von Nationalismus funktionieren kann und muss.