Es ist ein Trend, der sich während des Corona-Lockdowns eingestellt hat: Wochenlang waren Fahrten mit dem Auto nur für Dringendes erlaubt. Viele Menschen haben in der Zeit das Fahrrad für sich entdeckt.
Wissenschaftler haben sich jetzt dafür interessiert, ob der Trend zum Rad über den Lockdown hinaus anhält oder mit den Lockerungen wieder vorbei ist. Und es scheint, dass das Fahrrad sich seinen Platz zurück erobert in der Hauptstadt.
Beliebtes Verkehrsmittel vor 100 Jahren
In der Vergangenheit war das Fahrrad in Brüssel schon ein beliebtes Verkehrsmittel: Nachdem das Fahrrad im 19. Jahrhundert lange den bürgerlichen Klassen vorbehalten war, die damit in der Freizeit herumfuhren, kam die Industrialisierung. Viele Arbeiter zog es in die Städte und den Weg zu den Fabriken legten immer mehr Menschen mit dem Rad zurück.
Das Fahrrad wurde zu der Zeit der Industrialisierung auch immer günstiger und die Preise irgendwann so niedrig, dass das Fahrrad tatsächlich zur Massenware wurde. In der ehemaligen Provinz Brabant, zu der Brüssel gehört, hat sich die Zahl der Fahrräder nach Schätzungen der Studie zwischen 1905 und 1935 verzehnfacht.
Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Brabant fünfmal mehr Fahrräder als Autos in ganz Belgien. Nach dem Krieg wurde das Fahrrad aber durch Motorräder und Autos verdrängt.
Sein großes Revival hat das Fahrrad aber nicht nur dem Lockdown zu verdanken. Seit einigen Jahren sehen wohl immer mehr Menschen die Vorteile von Fahrrädern, besonders für kurze und mittlere Strecken zur Arbeit. Damit ist sowohl der klassische Drahtesel als auch das E-Bike gemeint. Vor allem Berufspendler kombinieren das Rad mit anderen Transportmitteln.
3. Juni: Weltfahrradtag
Laut Studie hat sich die Anzahl Radfahrer, die zu den Hauptverkehrszeiten durch Brüssel fahren, von 2013 bis 2019 verdoppelt. Und ihre Anzahl wächst jährlich im Durchschnitt um 14 Prozent. Dazu muss man sagen, dass sich die Bevölkerungszahl in der Hauptstadt auch nach oben entwickelt hat. Das relativiert die Steigerung etwas.
Dennoch sagen die Autoren der Studie: Es gibt einen deutlichen Trend hin zum Fahrrad als Transportmittel für den Wohn-Arbeitsweg. Und die Unsicherheiten bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in der Corona-Zeit verstärkt diese Tendenz.
Am Mittwoch, den 3. Juni ist übrigens europäischer Tag des Fahrrads und gleichzeitig Weltfahrradtag.
rtbf/belga/jp/rasch