Masken, Masken, Masken - kaum ein anderes Thema beschäftigt die Menschen während der Coronavirus-Epidemie so sehr. Und oft genug führt das auch zu Polemiken und hitzigen Diskussionen. Von der Pleiten-, Pech- und Pannenserie bei früheren Lieferungen ganz zu schweigen.
Inzwischen ist bereits der vierte föderale Minister mit der Aufgabe Maskenbeschaffung betraut. Nach Gesundheitsministerin De Block, dem für die Versorgung mit medizinischer Ausrüstung zuständigen Minister De Backer und Justizminister Geens ist seit dem 27. April auch Verteidigungsminister Philippe Goffin mit von der Partie. 18 Millionen Masken hat das Verteidigungsministerium in Auftrag gegeben. Zur Erinnerung: Premierministerin Wilmès hatte allen Belgiern kostenlose Gesichtsmasken versprochen. Seit dem 4. Mai sind diese - beginnend mit Zügen und dem Nahverkehr - in immer mehr Bereichen Pflicht geworden. Da die "föderalen" Masken auf sich warten ließen, haben Städte und Gemeinden zur Selbsthilfe beziehungsweise -bestellung gegriffen - und viele Belgier zu Stoff und Nähnadel.
Kein Wunder also, dass die Bestellung des Verteidigungsministeriums für Kritik sorgt. Fakt ist: Seit fast zwei Wochen sind Masken teilweise Pflicht. Diejenigen, die welche brauchen, werden sie sich bereits anderweitig besorgt haben. Der Sinn und Nutzen der damit verbundenen Kosten kann also durchaus hinterfragt werden. Manche denken sogar an eine Art Alibi-Aktion - dass die Bestellung jetzt nur durchgezogen würde, damit man hinterher sagen könne, dass man doch etwas getan habe.
Corona-Krise dauert noch einige Wochen
Verteidigungsminister Goffin ist mit dieser Einschätzung ganz und gar nicht einverstanden. Das machte er am Freitagmorgen in der VRT im Interview auf Radio 1 deutlich. Die Corona-Krise werde noch einige Wochen dauern. Deshalb sei es eben durchaus sinnvoll, wenn jeder Belgier verschiedene Masken zur Verfügung habe. Goffin verwies auch auf die Gesundheitsexperten. Die Experten hätten erst um den 15. April herum gesagt, dass Masken in bestimmten Situationen nützlich seien. Jetzt sei es erst einen Monat später.
Jeder habe gewusst, dass es aufgrund der sehr schwierigen Lage auf dem Masken-Markt einige Wochen dauern werde, sie zu beschaffen. Auch andere Länder seien schließlich auf der Suche nach der Schutzausrüstung. Der Auftrag vom Ministerrat sei auch erst am 27. April erfolgt, erst dann habe man mit den Verhandlungen über eine Lieferung beginnen können.
Hohe Wellen geschlagen hatte am Wochenende die Meldung, dass die von Justizminister Geens bestellten 22 Millionen Filter nicht in die Masken des Verteidigungsministeriums passten. Auch dazu hatte Goffin etwas zu sagen. Das sei eine falsche Polemik gewesen. Die Filter seien für die hausgemachten Masken geplant. Die Masken, die sein Ministerium bestellt habe, seien autonom und bräuchten gar keine Extra-Filter.
Die erste Lieferung von einer Million Masken solle dieses Wochenende erfolgen. Der Vertrag mit den Händlern besage, dass die Lieferung bis zum 24. Mai abgeschlossen sein müsse.
Man hoffe also, zu diesem Zeitpunkt dann alle bestellten Masken zu haben. Auf die Frage, was denn passiere, wenn die Masken bei der Überprüfung nach der Lieferung durchfielen, hatte der Verteidigungsminister auch eine Antwort: keine ausreichende Schutzwirkung, kein Geld. Das sei so festgelegt.
Wenn die Masken dann endlich da und freigegeben sind, stellt sich freilich die nächste Frage: Wie bekommt man sie zu den elf Millionen Belgiern nach Hause? Hierzu werde über verschiedene Wege nachgedacht, so Goffin. Es sei zwar noch etwas zu früh, um das endgültig zu bestätigen. Auch, weil der Ministerrat noch seinen Segen geben müsse. Aber die kostenlose Verteilung über Apotheken sei eine ernsthafte Option. Den Einwand, ob es denn nicht etwas seltsam sei, die Apotheker, die auch Geld damit verdienten, Masken zu verkaufen, jetzt Gratis-Masken verteilen zu lassen, wollte Goffin jedenfalls nicht gelten lassen. Hier handele es sich um zwei verschiedene Sachen, und man könne so auf das Fachwissen der Apotheker zählen.
Boris Schmidt