Erst Dienstag hatte die Direktion von Brussels Airlines eine schmerzhafte Restrukturierung angekündigt. Dabei sollen rund tausend Arbeitsplätze wegfallen, circa ein Viertel aller Jobs.
Auch die Flugzeugflotte soll um rund 30 Prozent verkleinert werden. Im Zeitraum April bis Juni wird die Fluglinie im Durchschnitt pro Monat bis zu 36 Millionen Euro Verlust machen. Umgerechnet also über eine Million pro Tag. Das behauptet die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente.
Noch dramatischer: Ohne eine Finanzspritze könne Brussels Airlines bereits in einer Woche das Geld ausgehen. Die Fluggesellschaft wies das jedoch als falsch zurück, erst Ende Mai werde die Situation kritisch sein.
Das ist der Hintergrund, vor dem sich das Tauziehen zwischen dem deutschen Brussels Airlines-Mutterkonzern Lufthansa und der belgischen Regierung abspielt. Belgien hat bisher von Lufthansa Gegenleistungen für eine Unterstützung gefordert, etwa ein Mitspracherecht bei Brussels Airlines über zukünftige Entscheidungen oder Garantien für Investitionen und lokale Jobs. Das hat Lufthansa bislang zurückgewiesen.
Die Gespräche am Freitag, an denen neben Premierministerin Wilmès auch Finanzminister De Croo und Wirtschaftsministerin De Muylle teilnehmen, dürften also alles andere als einfach werden. Und bei einem Scheitern steht viel auf dem Spiel. Neben weiteren über 3.000 direkten Arbeitsplätzen tausende mehr im Umfeld. Nicht zu vergessen der wahrscheinliche Schaden für den internationalen Flughafen Brüssel als Drehscheibe im Luftverkehr, er ist ja die Basis von Brussels Airlines.
Boris Schmidt