Ein Artikel in der niederländischen Zeitung "Volkskrant" vom vergangenen Wochenende hat für Aufsehen gesorgt. Darin stand, dass die sogenannte MMR-Impfung - die Impfung gegen die klassischen Kinderkrankheiten Mumps, Masern und Röteln - auch gegen das Coronavirus helfen könnte.
Britische Forscher haben gesehen, dass es molekulare Ähnlichkeiten gibt. "Die kleinen Stäbchen, die man auch von der Darstellung des Coronavirus kennt, die gibt es auch bei den Impfungen gegen Mumps, Masern und Röteln", erklärt der Löwener Virologe Johan Neyts.
Die MMR-Impfung gehört in Belgien erst seit 1985 zum Basisimpfprogramm. Mehr oder weniger alle, die heute 45 oder jünger sind, sind dagegen geimpft. Es fällt auf, dass vor allem ältere Menschen an Covid-19 erkranken: Diejenigen, die eine solche Impfung nicht bekommen haben. "Das könnte eines der Argumente sein, dass die Impfung möglicherweise vor dem Coronavirus schützt", sagt Neyts.
Es ist aber natürlich auch möglich, dass ältere Menschen aufgrund ihres Alters Probleme mit ihrem Immunsystem haben. Das könne selbstverständlich auch eine Rolle spielen, sagt der Virologe.
Tuberkuloseimpfung aktiviert das Immunsystem
Doch nicht nur die MMR-Impfung gibt Anlass zur Hoffnung. Interessant ist auch die Tuberkulose-Impfung. "Tuberkulose ist auch eine Lungenkrankheit, und man hat herausgefunden, dass in den Ländern, in denen noch gegen Tuberkulose geimpft wird, es weniger Coronapatienten und Coronatote gibt", sagt Johan Neyts. "Das kommt daher, dass die Tuberkuloseimpfung ein sehr effektiver Aktivator für das Immunsystem ist."
Die Tuberkulose-Impfung trainiere unser Immunsystem auch gegen noch unbekannte Krankheitserreger. Deshalb könne sie auch eine Rolle spielen, ob jemand ernsthaft an Covid-19 erkrankt oder möglicherweise daran stirbt.
Impfstoff gegen Corona im Sommer 2021?
Doch trotzdem muss ein eigener Impfstoff gegen das Coronavirus her. Der deutsche Gesundheitsminister Spahn sagt, es könne Jahre dauern. Im Gegensatz zu US-Präsident Trump, der glaubt, dass es noch vor Jahresende einen Impfstoff geben wird.
Der Virologe Johan Neyts hält beides für falsch. Man müsse weder Trumps Optimismus, noch Spahns Pessimismus teilen. Neyts sieht sich eher auf einer Linie mit der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die rechnet mit einem Impfstoff frühestens im Sommer 2021.
Neyts findet es allerdings auch gerechtfertigt, dass der deutsche Gesundheitsminister Spahn versucht, die Hoffnungen etwas zu dämpfen. "Nur weil man vielleicht im Sommer 2021 den Impfstoff hat, heißt das ja noch lange nicht, dass der auch sofort einsetzbar ist", so Neyts. Schließlich müssen dann noch sieben Milliarden Menschen geimpft werden.
Volker Krings
Ich hatte als Kind Masern, Röteln sowie auch Mumps. Somit bin ich immun, was diese Krankheiten angeht. Oder ?
Im Bericht wird nicht von Menschen geschrieben, die als Kinder diese Krankheiten durchlebt haben