Die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sollten wieder besucht werden können. Unter der Bedingung, dass es sich um eine einzige Person handelt, die außerdem mindestens zwei Wochen lang keinerlei Covid-19-Symptome gezeigt haben durfte. Durch diese Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrats sollte den seit Ausbruch der Coronavirus-Krise fast vollständig von der Außenwelt abgeschnittenen Senioren und auch Menschen mit Behinderungen wieder etwas Kontakt zu ihren Angehörigen oder Freunden ermöglicht werden.
Diese eigentlich an sich zunächst sehr humane Geste stieß aber umgehend auf Kritik. Zunächst direkt vom Pflegesektor selbst, hier kamen vor allem aus Flandern quasi sofort scharfe Worte. Unverantwortlich und praktisch nicht umsetzbar sei dieser Beschluss, hieß es unter anderem. Die Folge würde ein absolutes Chaos sein, und außerdem würde für Besucher zusätzliches Schutzmaterial gebraucht und wären neue Sicherheitsmaßnahmen erforderlich – in Zeiten eines immer noch dramatischen Material- und auch Personalmangels eigentlich unverständlich.
Gegenwind
Diese heftigen Wogen konnte auch die Antwort aus dem Kabinett der Premierministerin nicht glätten, dass diese Lockerung ja keine Pflicht sei, sondern nur eine Option. Und so dauerte es auch nicht lang, bis der Beschluss des Nationalen Sicherheitsrats auch effektiv torpediert wurde.
Für Flandern werde die Besuchssperre fürs Erste nicht aufgehoben, sagte etwa der zuständige flämische Minister Wouter Beke schon am Donnerstagmittag in die Mikrofone der VRT. Auch der flämische Ministerpräsident Jan Jambon bestätigte das, obwohl er selbst am Donnerstag den Beschluss im Sicherheitsrat noch mitgetragen hatte.
Aus dem Süden des Landes und aus Brüssel kam ebenfalls Gegenwind, unter anderem untersagte der Bürgermeister von Namur, Maxime Prévot, solche Besuche, von den Betreibern anderer Heime hieß es Ähnliches.
"Shitstorm" in der Kammer
Die Premierministerin brauchte also sicherlich nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was am Donnerstag in der Kammer auf sie zukommen würde - und das nicht nur, weil sich fast schon rekordverdächtige 14 Parlamentarier mit Fragen zu den Entscheidungen des Nationalen Sicherheitsrates angemeldet hatten.
Und es kam mehr oder weniger wie erwartet: Das, was Sophie Wilmès sich da anhören musste, konnte man ohne Übertreibung durchaus zum Teil als "Shitstorm" bezeichnen - und zwar aus so ziemlich allen Richtungen mit Ausnahme der eigenen Partei, der MR.
Die Abgeordneten zeigten zwar zumeist Verständnis und manchmal sogar Anerkennung für den Gedanken an sich, der hinter der Entscheidung stand, aber die Art und Weise, wie die Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrates zustande gekommen und vor allem kommuniziert worden war, das sorgte für Unverständnis und ein wahres Bombardement an Kritik.
Vorwürfe
Komplett undeutlich sei der Beschluss - und nicht, wie es bei solchen Entscheidungen sein sollte, klar, wohldurchdacht und von einer einheitlichen Kommunikation begleitet, wetterte zum Beispiel Meryame Kitir, die SP.A-Fraktionsvorsitzende. Der Vorwurf der nicht vorhandenen gemeinsamen Kommunikationsstrategie bezog sich auf die gegenseitigen Schuldzuweisungen und Ausreden der an der Entscheidung beteiligten Minister, sobald klar geworden war, dass die Entscheidung auf wenig Beifall stoßen würde. Und Kitir war denn auch ganz unverblümt und fragte Premierministerin Wilmès, ob diese angesichts des Fiaskos bereit sei, die Entscheidung des Sicherheitsrates zurückzunehmen oder nicht.
Servais Verherstraten vom Koalitionspartner CD&V brachte das, was viele seiner Kollegen anprangerten, auf den Punkt: Die Idee an sich sei ja lobenswert und wichtig und man stünde hinter einer solchen Entscheidung - solange keine Gefahr für die Gesundheit der Heimbewohner und auch des Personals bestünde. Ein an sich guter Beschluss, nur sei jetzt ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt für diese neue Besuchsregelung gewesen.
Andere waren da weniger gnädig. Ein totales und unbegreifliches Chaos habe die Ankündigung der neuen Besuchsregel da angerichtet. Georges Gilkinet von Ecolo beispielsweise prangerte den Mangel an Schutzmaterial an und auch, dass noch immer nicht flächendeckend auf Coronavirus in den Heimen getestet werden könne.
Und immer wieder der gleiche Vorwurf: Es habe offensichtlich keinerlei Absprache und Koordinierung gegeben mit denen, die die Sache nun ausbaden müssten, nämlich den Angehörigen des Pflegesektors - und zwar von niemandem, der am Mittwoch die Entscheidung mit abgesegnet hatte.
Möglichkeit, keine Verpflichtung
Premierministerin Wilmès indes wurde nicht müde, die Entscheidung zu verteidigen, wieder Besuche - unter strikten Bedingungen - zuzulassen. Sie wiederholte, dass damit eine Möglichkeit geboten werden solle - als Verpflichtung solle man das aber bitte nicht betrachten.
Wichtig sei zu bedenken, dass Menschen auch an Einsamkeit sterben könnten. Und dass man eine Antwort habe formulieren müssen auf das Problem der psychischen Folgen der Isolation, gerade bei den besonders verletzlichen Menschen. Und natürlich könnten sich die Alten- und Pflegeheime alle Zeit nehmen, die sie bräuchten, um zu gewährleisten, dass die Besuche unter sicheren Bedingungen ablaufen könnten.
Und sie reagierte auch auf den am häufigsten gehörten Vorwurf, nämlich dass der Pflegesektor nicht einbezogen worden war: Am Freitag schon soll sich nämlich der Konzertierungsausschuss mit dem Problem befassen.
Boris Schmidt
Warum Kritik, Frau Wilme's tut ihr Bestes, nur Wunder kann sie nicht vollbringen.
Wer hier mehr Fachwissen / Erfahrung & neue Corona-Erkenntnis besitzt, sollte sich dann doch in Bruessel melden.
Da weder das eine noch das andere bei unseren Kommentatoren vorhanden ist,
kann zumindest ich diese Kommentaere & Kritiken nicht ernst nehmen.
Mit Scharfen Vorwürfen an Frau Wilmes ist nicht gedient .
Die Frau beweist nicht nur mut und Menschlichkeit , sondern bringt die Problematik zum Thema "Besuchsregelung in Seniorenheimen" auf einer Kanalisierung der (miss) Zustände in den Vordergrund.
Sie erreicht hoffentlich mit dieser Thematik das in Zukunft , die standards in denn Alten,Pflegeheimen und der Häuslichen Pflege auf einen Nenner gebracht werden. "Sicherheit ,Personell wie Finanziell"
Ja ich have auch sehr lange meine Mutter nucht mehr im Arm genommen ich weis das es sehr kritisch ist mit den Virus , ich frage mich nur wie lange kann es ein Mensch verkraften die einsamkeit und das isolieren , ich weis nicht wo das alles noch hinführt, es wurde auch zu wenig getan , die Renten sind gutes Geld für die Einrichtung und Personal zu wenig mein Mutter hat nichts davon trotz grad 5 , ich sehe jetzt erst wie schlimm alles ist und noch werden wird , Personal und der Kriese armes Europa und Armes Deutschland hat sich sich selbst abgeriegelt Dereguliert.
Es wird viel Verständnis von uns als Angehoerige erwartet. Wir haben dieses Verständnis aufgebracht. Wo ist das Verständnis für unsere Lieben die für unser Land Einsatz gebracht haben? Die täglich zu ihren Schmerzen noch auf eine unbestimmte Zeit ihre Angehörigen nicht sehen dürfen. Ihre Angehörigen die ihnen eine Sonne sind. Das Pflegepersonal und die Angehörigen im Team werden gebraucht. Eine unabsehbare Zeit ist unmenschlich und nicht tragbar für uns und unsere leidgeprüften Angehoerigen. Ich glaube nicht, dass die Entscheidungsträger die den Gesundheitsämtern und den Pflegeheimen sowie uns mit unsere Angehoerigen diese Vorschriften machen das bei ihren Angehörigen dulden würden. Denn dann hätten sie das Gefuehlsspagat zwischen Schutz und vermissen ihrer Lieben.-
Vielen Dank Frau Wilmes!
Einer Bezugsperson unter Sicherheitsbedingungen endlich wieder Zugang zu gewähren ist genau der richtige Weg! Die Heim Bewohner in dem Heim, das ich meine, dürfen seit 5 Wochen nicht raus und keine Besucherin rein. Das ist unzumutbare Härte!!!!